Kleiner Lukas mit tödlichem Blickwinkel
„Tödlicher Blickwinkel“heißt der zweite Kriminalroman von Ursula Dettlaff-Rietz. Die Autorin hat dabei Schauplätze ihres eigenen Lebens verarbeitet. Der Tatort ist im Duisburger Süden.
SÜDEN Wenn Ursula Dietzlaff-Rietz auf der großen Brücke an der Sechs-Seen-Platte in Wedau steht und in die Weite sieht, fühlt sie sich zu Hause. Dabei lebt sie schon seit 31 Jahren nicht mehr in Duisburg: 1987 zog sie nach Halver in der Nähe von Lüdenscheid – der Liebe wegen. Losgelassen hat sie ihre alte Heimat, der Duisburger Süden, aber eigentlich nie. Das wird auch in ihren Romanen deutlich.
Mit „Tödlicher Blickwinkel“hat die Autorin nach „Tödlicher Spätsommer“in Eigenregie ihren zweiten Krimi veröffentlicht. Und der spiegelt in gewisser Weise auch ihren eigenen Lebensweg: Die Bluttat geschieht an einem Juwelierladen an der Sittardsberger Allee, die Spur führt nach Halver.
Alles beginnt vor etwa 30 Jahren in der Werkstatt des Juweliers. Der fünfjährige Lukas wird Zeuge, wie sein Opa bei einem Raubüberfall auf sein Geschäft zu Tode kommt. Der Junge wird Zeuge des Überfalls in seiner „Höhle“, ein kleiner Platz zum Spielen unter einem großen Tisch. Die „Höhle“ist von außen wegen eines herabhängenden Tischtuchs nicht einsehbar. Lukas hat aber einen „tödlichen Blickwinkel“von dort unten und beobachtet den Raubüberfall. Als er entdeckt, dass die Waffe, mit der sein Großvater bedroht wird, nur eine Spielzeugpistole ist, löst er damit eine Kettenreaktion aus, an deren Ende einer der Täter den Juwelier niedersticht. Die Tat wird nie aufgeklärt, aber Lukas fühlt sich mitschuldig am Tod seines Großvaters. 30 Jahre später trifft er den Täter wieder ...
Was dann geschieht, soll hier nicht berichtet werden. Es geht um Schuld, Selbstjustiz und die Manipulation von Menschen. Der filmreife Plot hat es jedenfalls in sich. Die Autorin, die als freiberufliche Journalistin im Sauerland unterwegs ist. lässt ihren Kommissar Schumann nach dem „tödlichen Spätsommer“ein zweites Mal ermitteln. Und dabei überließ sie nichts dem Zufall: „Um die Schauplätze authentisch schildern zu können, bin ich die Orte in Mündelheim, Buchholz und Ungelsheim noch einmal abgegangen“, berichtet sie. Das Schreiben selbst sieht die Journalistin als kreative Herausforderung – bis es dann zum fertigen Buch kommt, dauert es allerdings noch eine ganze Weile. „Zwei Drittel der Zeit brauche ich für das Manuskript, ein Drittel brauche ich für Verwaltung, Vermarktung und Verlag.“Hierbei ist ihr Mann Ulrich Rietz mit eingebunden. Er ist nicht nur Leser Nummer eins, sondern auch dafür verantwortlich, dass am Ende des Schaffens ein gedrucktes Buch steht. Da es nicht so einfach ist, einen Verlag zu finden, wurde Ulrich Rietz selbst aktiv. „Man muss heute nicht unbedingt groß in Vorleistung gehen, um ein Buch zu veröffentlichen“, sagt er. Um es überhaupt identifizierbar zu machen, braucht es eine ISBN-Nummer. „Die kann man einfach für kleines Geld einkaufen“, so Rietz. Und man muss auch nicht unbedingt ein Risiko eingehen und mehrere hundert Exemplare drucken lassen, bevor ein Buch überhaupt erscheinen kann. Mit dem Anbieter „Autorenservices.de“war sich das Ehepaar schnell einig, und so konnte der Krimi im Eigenverlag erscheinen. Die Gestaltung des Buches inklusive des Coverfotos übernahm Ulrich Rietz gleich mit.
Da es den Roman nicht im Buchhandel gibt, muss Ursula Dettlaff-Rietz selbst die Werbetrommel rühren, damit „Tödlicher Blickwinkel“nicht nur von Freunden und Verwandten gelesen wird. Ein Stand auf dem Weihnachtsmarkt in Halver reicht da auch nicht. Dass sie mit ihren Büchern keine Reichtümer erwerben wird, weiß sie selbst. Aber ein wenig bekannter dürften sie schon werden, findet sie.
„Ich stehe auch gerne für Autorenlesungen in Duisburg zur Verfügung“, sagt die Journalistin und Buchautorin. Über entsprechende Einladungen würde sie sich sehr freuen – schließlich geht es ja um einen lange Zeit nicht aufgeklärten Raubmord in Buchholz ...