Kapitäne reden Tacheles vor dem Derby
In der Deutschen Wasserball-Liga steigt am heutigen Samstag das selten gewordene Duell zwischen dem ASV Duisburg und dem Duisburger SV 98. Die Spielführer Paul Schüler und Frederic Schüring haben sich vorher getroffen.
Das Jahr 1999: Eine Sonnenfinsternis verdunkelte den Himmel. Boris Becker und Steffi Graf beendeten ihre Karrieren und aus den Lautsprecherboxen dröhnten Mambo No. 5 und der Maschendrahtzaun. Im gleichen Jahr standen sich auch, zwei Traditionsvereine – der ASC Duisburg und der Duisburger SV 98 – letztmalig in einem
„Die Spieler kennen sich doch alle und sind auf
einer Wellenlänge“
Paul Schüler Kapitän des ASC Duisburg
Liga-Spiel gegenüber. Am 13. Mai besiegte ASCD den Nachbarn mit 10:2. Schon das Hinspiel in der Wasserball-Bundesliga hatten die Amateure wenige Monate zuvor bereits gewonnen – mit 7:5. Danach blieben direkte Aufeinandertreffen Mangelware. Am heutigen Samstag um 16 Uhr endet mit dem Duisburger Derby im Schwimmstadion in der Deutschen Wasserball-Liga (DWL) diese Durststrecke.
Vor dem Duell trafen sich Paul Schüler, Kapitän des ASCD, und sein Gegenüber Frederic Schüring. Schüler: „Ich weiß, dass ich ganz am Anfang hier in Duisburg mal gegen 98 gespielt habe. Ach nein, das war wohl doch mit der zweiten Mannschaft.“Schüring: „Ich glaube im Pokal haben wir mal gegeneinander gespielt. Das muss aber auch schon wieder länger her sein.“
Dass sich vom aktuellen Kader kaum noch ein Spieler an direkte Duelle erinnern dürfte, liegt in der Natur der Sache. Insgesamt elf Akteure waren 1999 noch nicht einmal geboren. Die große Rivalität im Wasser gibt es schon deshalb nicht mehr. Wohl aber auch, weil die Kräfteverhältnisse seit Jahren eindeutig geklärt sind. Schüler: „Die Spieler kennen sich doch alle und sind auf einer Wellenlänge. Ein Großteil hat doch auch schon bei uns gespielt, selbst Frank und Marek (Trainer Frank Lerner und Marek Debski, Anmerkung der Redaktion) waren schon beim ASCD. Man trifft sich doch auch privat oder sieht sich fast jeden Tag im Schwimmstadion. Klar drückt man sich mal einen Spruch, aber alles harmlos.“
Schüring: „Ich denke, für die älteren Vereinsmitglieder ist das noch etwas anderes. Jedes Mal, wenn ich in den vergangenen Tagen ein Mit- glied getroffen habe, hieß es: ,98 darf aber nicht verlieren.’ Das ist schon lustig. Die Vorfreude ist groß.“Schüler: „Kurios: Nach dem Spiel findet das große Legendentreffen bei uns im Amateur statt, mit vielen ehemaligen Spielern. Da kommt ja auch die halbe 98er-Mannschaft.“
Zwar begegnen sich die beiden Nachbarn nach dem souveränen Aufstieg des DSV 98, was die Liga betrifft, erstmals wieder auf Augenhöhe, die Rollen sind dennoch klar verteilt. Schüler: „Die Kräfteverhältnisse sind ja halbwegs strukturiert. Wir müssen da als deutlicher Sieger rausgehen.“Schüring entgegnet: „Vielleicht mal abgesehen von Tomo unserem Torwart, der aber auch im positiven Sinn ein wenig verrückt ist, wissen wir alle schon, wo wir stehen. Wir wollen den großen Nachbarn ärgern, nehmen aber die Rolle des Underdogs ein.“
Der bisherige Saisonverlauf spricht ebenfalls für den Platzhirsch. Der ASCD konnte, einmal abgesehen von dem Unentschieden gegen Potsdam und der naturgemäß eingeplanten Niederlage gegen Spandau, glänzend punkten. „Letztes Jahr haben wir uns nichts vorgenommen, wollten nur vermeiden, Siebter zu werden. Diese Saison sieht es anders aus. Eine Medaille ist das Ziel. Jetzt hatten wir einen sehr guten Start“, sagt Schüler. Sein Gegenüber stellt fest: „Ich hätte sie spielerisch noch stärker eingeschätzt.“
Der DSV 98 ist weniger berauschend in die Saison gestartet. „Wir hängen den Erwartungen auf jeden Fall vier Punkte hinterher“, sagt Schüring.
Auch Frederic Schüler hatte andere Erwartungen: „Ich habe auch gedacht, dass sie gegen Mannschaften wie Esslingen, Plauen oder Neukölln Punkte holen. Wenn es geht, verfolge ich die Spiele im Liveticker oder auch im Stadion. Das 8:9 gegen Esslingen hier im Schwimmstadion war schon bitter.“