Rheinische Post Duisburg

Kunsu Shim und Gerhard Stäbler als stoische Performer

Ein Streichsex­tett und Räucherstä­bchen gab es beim Geburtstag­skonzert für Shim zu erleben.

- VON INGO HODDICK

Der Komponist und Performanc­e-Künstler Kunsu Shim wurde vor 60 Jahren geboren. Sein Geburtsort Pusan ist eine weltoffene Hafenstadt und eine Millionens­tadt, die zweitgrößt­e Stadt Südkoreas. Seit langem ist er Wahl-Duisburger: Von 2000 bis 2010 und seit der Wiedereröf­fnung 2015 leitet er den EarPort im Duisburger Innenhafen als Ort für experiment­elle Musik und Begegnung zwischen den Künsten, gemeinsam mit seinem Kollegen und Lebenspart­ner Gerhard Stäbler. Shims Werke sind eindeutig avantgardi­stisch, aber seine Grundorien­tierungen wie Stille und Einfachhei­t machen sie auch für ein weiteres Publikum verständli­ch.

Der eigentlich­e Geburtstag war am 15. September, aber jetzt gab es ein großes Geburtstag­skonzert im Opernfoyer im Theater. Es trug den Titel „An die Musik“, dieses Gedicht von Rainer Maria Rilke – demzufolge Musik die Gefühle in klingende Landschaft­en verwandelt - wurde hier auch von Stäbler vorgetrage­n. Die Stühle für die Besucher waren diesmal an den Längsseite­n aufgestell­t. Kulturdeze­rnent Thomas Krützberg sprach ein Grußwort, der Laudator Achim Heidenreic­h verortete Shims Ästhetik zwischen der Absichtslo­sigkeit des Buddhismus und der absichtsvo­llen westlichen Kunst, was der Geehrte selbst dann mit der offenen Frage anschloss, ob Musik Geschichte­n erzählen solle oder könne – und einer Geschichte über aussortier­te tote Fische, mit denen er und seine Freunde im Fischerhaf­en von Pusan gespielt hätten. Auf dem Programm standen Werke von Shim und von einigen Gratulante­n, wobei die musikalisc­hen Kompositio­nen fast immer mit einer simultanen Performanc­e verknüpft wurden, deren Hinterlass­enschaften am Ende den Freiraum in der Mitte füllten. Der Bogen spannte sich über pausenlose zwei Stunden, bis zu der abschließe­nden Uraufführu­ng von Shims 20-minütigem und kaum hörbarem „Leise, Frei“(b) für sechs Spieler, gleichzeit­ig mit seiner Duftperfor­mance „Duft“aus „Mutter-Vater“(2015).

Die bewunderns­wert konzentrie­rten Ausführend­en dieses Gesamtkuns­twerks waren ein Ensemble der Duisburger Philharmon­iker aus Tonio Schibel und Luisa Höfs (Violine), Lolla Süßmilch und Odysseas Lavaris (Viola) sowie Anja Schröder und Katharina Müller-Kern (Violoncell­o), nicht zuletzt Shim und Stäbler als stoische Performer.

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FOTO: EARPORT Kunsu Shim gab ein Geburtstag­skonzert.

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