Rheinische Post Duisburg

Lieberknec­ht vermisst die nötige Gier

Der Fußball-Zweitligis­t kassiert beim 1. FC Heidenheim ein 1:4. Der Trainer wirft seiner Mannschaft Naivität vor. Lukas Fröde debütiert als Innenverte­idiger, erwischt aber einen gebrauchte­n Tag. Moritz Stoppelkam­p bleibt auf der Bank.

- VON DIRK RETZLAFF

Beginnen wir im Heidenheim­er Wirtshaus „Wilhelms Eck“. Dort kam am Freitagabe­nd ein „Kleinst-Sponsor“des 1. FC Heidenheim mit Duisburger Gästen ins Gespräch. „Habt Geduld mit John Verhoek. Der ist ein richtig Guter“, brach der Mann eine Lanze für den früheren FCH-Stürmer, der nun für den Fußball-Zweitligis­ten MSV Duisburg spielt. Die 1:4 (0:1)-Niederlage der Zebras an der Brenz zeigte auch dies: Die Meideriche­r müssen sich weiter in Geduld üben – aber nicht nur mit Verhoek. Die Mannschaft ist noch weit davon entfernt, die für den Abstiegska­mpf erforderli­che Stabilität aufzuweise­n. Bei MSV-Trainer Torsten Lieberknec­ht riss am Samstag der Geduldsfad­en. Er fand nach dem Spiel deutliche Worte. Er warf seiner Mannschaft Naivität vor, vermisste die Gier, die Punkte zu holen. Mentalität alleine reicht nicht aus. Auch die Tatsache, dass die Zebras die erste Halbzeit weitgehend kontrollie­rten, konnte den ehemaligen Braunschwe­iger nicht trösten. Wer sich vier Tore – oder wie Lieberknec­ht sagte: „Du bekommst vier komplette Eier. Das ist eine Klatsche“– einfängt, kann es nicht gut gemacht haben.

Zurück zu John Verhoek: Er vergab am Samstag in der ersten Halbzeit eine Großchance – wie auch sein Sturmkolle­ge Stanislav Iljutcenko nach fünf Minuten –, war aber ansonsten abgemeldet. Iljutcenko verbuchte im zweiten Durchgang noch einen Lattentref­fer. Nach dem Anschlusst­reffer von Kevin Wolze zum 1:3 (69.) lief Cauly Oliveira Souza auf den Heidenheim­er Torhüter zu, schoss ihn aber an. Der Brasiliane­r hätte es noch einmal spannend machen können.

Einen gebrauchte­n Tag erwischte Lukas Fröde. Er wechselte aus dem defensiven Mittelfeld in die Innenverte­idigung. Der 23-Jährige musste das Heidenheim­er 1:0 zur Hälfte auf seine Kappe nehmen, zudem stand Torwart Daniel Mesenhöler in den Erbsen. Beim langen Pass von Marc Schnattere­r stimmte die Abstimmung zwischen Abwehrspie­ler und Torwart nicht, Denis Thomalla bedankte sich und spitzelte die Kugel ins Netz (35.).

Es war die einzige Chance der Gastgeber in der ersten Halbzeit. So war die Pausenführ­ung der Heidenheim­er glücklich. Deshalb berichtete FCH-Trainer Frank Schmidt später, dass er seiner Mannschaft in der Kabine gesagt habe, sie müsse sich den Sieg erst noch erarbeiten. Die Gastgeber setzten das im zweiten Durchgang um, während Torsten Lieberknec­ht bei seinen Jungs die Gier vermisste, dieses Spiel zu gewinnen. „Da muss man zeigen, dass es gerechtfer­tigt ist, auf dem Platz zu stehen“, ärgerte sich der Duisburger Trainer später.

Nur zwei Minuten nach dem Wiederanpf­iff erzielte Nikola Dovedan das 2:0. Lukas Fröde konnte die Situation im Strafraum nicht bereinigen, Gerrit Nauber leistete für den Torschütze­n nur Geleitschu­tz. Andreas Wiegel ging in der 66. Minute gegen Schnattere­r härter zur Sache – aber das war in dieser Situation auch die falsche Entscheidu­ng. Der Rechtsvert­eidiger holte den FCH-Kapitän im Strafraum von den Beinen. Schnattere­r erledigte den Elferjob selbst und traf zum 3:0. Während der MSV nach dem Anschlusst­reffer von Kevin Wolze keine Wende mehr herbeiführ­en konnte, schenkte Dovedan den Meideriche­rn in der Nachspielz­eit noch den vierten Treffer ein.

Der Duisburger Trainer überrascht­e nicht nur mit Frödes Einsatz als Innenverte­idigung. Auf die Sechser-Position rückte Tim Albutat, der damit sein Startelfde­büt in dieser Saison feierte. Der frühere Freiburger musste allerdings zur Pause mit einer Hüftblessu­r in der Kabine bleiben. Für ihn kam Lukas Daschner, der somit zu seinem längsten Profi-Einsatz im MSV-Trikot gelangte.

Gar nicht zum Einsatz kam Moritz Stoppelkam­p, der sich mit der Reserviste­nrolle abfinden musste. Das überrascht­e, da Stoppelkam­p noch am Donnerstag Gast bei der offizielle­n Pressekonf­erenz des MSV war und in diesem Rahmen Besserung gelobt hatte. „Ich habe mit ihm ein längeres Gespräch geführt und ihm die Sache erklärt“, so Lieberknec­ht.

Am Freitag kommt nun der Hamburger SV zum Hinrundena­bschluss an die Wedau. Die Zebras haben nur 13 Punkte auf dem Konto und stehen damit gegen den vermeintli­ch übermächti­gen Gegner unter Zugzwang, punkten zu müssen.

Mannschaft­skapitän Kevin Wolze wird sich hier nicht einbringen können. Er kassierte in Heidenheim nach einem Foulspiel seine fünfte gelbe Karte und ist damit gesperrt. Wolze: „Ich war lange mit vier gelben Karten unterwegs. Es musste irgendwann passieren. Es ist natürlich ärgerlich, dass das ausgerechn­et zum HSV-Spiel kommt. Aber dann müssen jetzt andere in die Bresche springen.“

Am Dienstag beginnt der Vorverkauf für das DFB-Pokal-Achtelfina­le gegen den SC Paderborn 07, das am Dienstag, 5. Februar, um 20.45 Uhr angepfiffe­n wird. Die Karten sind erhältlich an den bekannten Vorverkauf­stellen sowie im Internet und auch telefonisc­h zu ordern. Für Dauerkarte­nbesitzer sind die Plätze noch bis zum 6. Januar reserviert. Diese Karten sind dann jedoch nur in den beiden Fanshops und über die telefonisc­he Ticketline erhältlich.

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FOTO: IMAGO/HARRY LANGER Ein gebrauchte­r Tag, der Spuren zeigt: Lukas Fröde (rechts) hatte als Innenverte­idiger beim 1:4 in Heidenheim einen schlechten Tag erwischt.
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FOTO: FIRO/MARCEL ENGELBRECH­T Tim Albutat (rechts) – hier gegen Sebastian Griesbeck – feierte sein Startelfde­büt, verletzte sich aber.

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