Aus für Herrlich – Bosz übernimmt
Der 55-jährige Niederländer löst Heiko Herrlich als Trainer von Bayer Leverkusen ab.
LEVERKUSEN Tausende Fans mit Mini-Lampen hatten die abgedunkelte BayArena in ein Lichtermeer verwandelt. Jubelgesänge vermischten sich mit der Stimme von José Feliciano, dessen Weihnachts-Klassiker „Feliz Navidad“aus den Stadionboxen klang. Die fröhlich-besinnliche Stimmung unter dem Bayer-Kreuz nach dem verdienten 3:1-Erfolg der Leverkusener gegen Hertha BSC entpuppte sich jedoch als trügerisch. Keine 24 Stunden nach dem dritten Heimsieg in Serie bestätigte der Verein, was viele vermutet hatten: Heiko Herrlich ist nicht länger Cheftrainer. Für ihn übernimmt der Niederländer Peter Bosz. Das Hin und Her der Leverkusener Führungsriege in der Trainerfrage wirft kein gutes Licht auf den Verein – ist aber auch typisch für den Werksklub.
Dass der 47-jährige Herrlich am vierten Advent entlassen wird, mutet angesichts der Tatsache, dass er zuletzt drei Heimsiege in Serie schaffte, befremdlich an. „Acht, neun Punkte“hatte Völler von Herrlich aus den letzten vier Spielen vor der Winterpause gefordert. Am Ende waren es neun. Dass Herrlich nun trotzdem gehen muss, begründete Sportgeschäftsführer Rudi Völler mit einer „Stagnation in der Entwicklung des Teams“. Diese sei nicht mehr zu leugnen, „auch wenn wir zum Jahresende hin wieder den Anschluss an die internationalen Plätze geschafft haben“. Bayer 04 belegt nach der Hinrunde den neunten Platz und ist damit erstmals in dieser Spielzeit einstellig.
Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro sieht nun die Mannschaft in der Pflicht. „Sie muss wieder regelmäßig die ohne Zweifel nig überzeugenden Auftritten der Werkself vehement hinter Herrlich gestellt und versucht, jede Trainerdiskussion im Keim zu ersticken.
Bayers ehemaliger Sportdirektor Jonas Boldt, dessen Posten Simon Rolfes erst vor wenigen Wochen überraschend übernommen hat, soll hinter den Kulissen schon früh in der Saison auf einen Trainerwechsel gepocht haben. Doch der Werksklub zog trotz anhaltender sportlicher Krise nicht in den Länderspielpausen des Herbstes die Reißleine, die passendere Zeitpunkte gewesen wären. Dass Bayer 04 bisweilen eher zu spät als zu früh reagiert, ist nicht neu: Bereits bei der Entlassung von Roger Schmidt im März 2017 hatte Leverkusen zu lange gezögert. Nur knapp gelang Leverkusen anschließend der Klassenerhalt.
Nun liegt es also an Bosz, Bayer Leverkusen erneut in das internationale Geschäft zu führen. Der 55-Jährige, der einen Vertrag bis 2020 unterschrieben hat, stehe für „offensiven, temporeichen und begeisternden Fußball“(Rolfes). Bereits vor anderthalb Jahren stand Leverkusen mit Bosz in Kontakt. Damals entschied er sich jedoch für den BVB – und Bayer holte Herrlich. Der Niederländer wird in Leverkusen zeigen müssen, dass er aus seinen Fehlern in Dortmund, wo er in der vergangenen Saison entlassen wurde, gelernt hat. Am 4. Januar ist Trainingsstart.