Zuwachs auf dem Arbeitsmarkt
Eine 10 vor dem Komma bei der Quote, 4800 mehr sozialversicherungspf lichtige Jobs, 2500 weniger Leistungsbezieher – 2018 hat sich die Beschäftigung in Duisburg statistisch gesehen positiv entwickelt.
(R.K.) Der Duisburger Arbeitsmarkt hat sich in diesem Jahr weiter positiv entwickelt. Vor dem Komma der Arbeitslosenquote steht eine 10. Und im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung gibt es einen Anstieg von 2,9 Prozent, konkret sind das rund 4800 Arbeitsplätze mehr als im Vorjahr. Damit gehört Duisburg nach Dortmund zu den Spitzenreitern in der Metropole Ruhr. Das ergab eine aktuelle Auswertung des Regionalverbandes Ruhr (RVR).
Vor allem der Dienstleistungssektor, das Wohnungs,- und Sozialwesen sowie das Baugewerbe legten dabei zu, „während einige Stellen im verarbeitenden Gewerbe, Verkehr oder in der Lagerei weggefallen sind“, erklärt Ralf Meurer, Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Duisburg (GFW). „Hieran sieht man, wo es wirtschaftlich ‚brummt‘ und Angebot auf Nachfrage trifft. Es ist wichtig, dass gerade in Duisburg, wo der Strukturwandel noch anhält, nicht nur irgendwelche neuen Arbeitsplätze entstehen, sondern sozialversicherungspflichtige“, bekräftigt denn auch Duisburgs Wirtschaftsdezernent Andree Haack. 2019 gelte es nun, den Zuwachs auszubauen.
Ausgebaut wird im kommenden Jahr in Duisburg auch der „Soziale Arbeitsmarkt“. Neben dem bis Ende 2019 laufenden Modellprojekt „ILA“(Integration von Langzeitarbeitslosen), durch das bis Ende des Jahres rund 40 Duisburger einen geförderten Job in Klein- und Mittelständischen Unternehmen gefunden haben, tritt im Januar das „Teilhabechancengesetz“in Kraft.
Die Vorbereitungen in Duisburg laufen seit einem halben Jahr. 2500 Beratungsgespräche hat das Jobcenter bereits geführt. Das erklärt Werner Rous, Leiter des Jobcenter, im Gespräch mit der Redaktion. Allerdings gibt es derzeit noch keine 2500 Stellen für diese Zielgruppe. „Uns haben 70 Unternehmen über 100 Beschäftigungsmöglich- keiten angeboten“, bilanziert Rous und warnt zugleich vor zu hohen Erwartungen zum Start des Sozialen Arbeitsmarktes. Im Januar sollen die ersten Langzeitarbeitslosen einen Job antreten können, „aber es werden sicher keine 1000 sein.“
Dennoch blickt Rous zuversichtlich nach vorne: 2019 kann das Jobcenter rund 62 Millionen Euro für eine aktive Arbeitsmarktförderung ausgeben. Das sind über zehn Millionen Euro mehr als im laufenden Jahr. 2018 gab es erstmals seit Langem einen Rückgang an Leistungsbeziehern: nämlich um rund 2500 auf insgesamt 50.900. Und auch bei den Bedarfsgemeinschaften gebe es einen Rückgang, um 1700 auf aktuell 36.400. „Was uns aber nach wie vor in Duisburg drückt, sind die Aufstocker, die teilweise 39, 40 Stunden arbeiten und dennoch aufstocken müssen. Da haben wir einen leichten Zuwachs zum Vorjahr“, erklärt Rous. Dieser sei aber mit der Zunahme an geflüchtete Menschen zu begründen.
Neben dem Gesetz für die Einführung eines Sozialen Arbeitsmarkes tritt im Januar auch das neue „Qualifizierungschancengesetz“in Kraft. „Wir können jetzt stärker als bisher die Beschäftigten vor allem in den kleineren und mittleren Unternehmen qualifizieren, unabhängig von Alter und Qualifikation“, erklärt Astrid Neese. Die Leiterin der Agentur für Arbeit setzt viel Hoffnung in das neue Gesetz. Bislang seien Qualifizierungsangebote in den Unternehmen eher „zurückhaltend in Anspruch genommen“worden. „Ich möchte auch niemandem etwas vorwerfen. Wenn ein Unternehmen Aufträge hat, fällt es schwer, Mitarbeiter für eine Weiterbildung freizustellen“, sagt Astrid Neese. Dennoch sei diese ein wichtiges Angebot.
Ein weiteres sei das des Langzeitpraktikums für Ausbildungssuchende. Dies werde von Unternehmen eher zurückhaltend angenommen. Es sei aber nicht nur für Jugendli- che, „die auf dem ersten Blick nicht die Topbewerber sind“eine Chance, sich in den Betrieben zu beweisen, sondern auch für Arbeitgeber, dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Astrid Neese spricht von einem Bewerbermarkt: „Die guten Kräfte pendeln auch aus Duisburg raus.“
Insgesamt sei die Jugendarbeitslosigkeit seit zwei Jahren auf einem guten Weg. Ausbildungsmarkt und Stellenangebot hätten sich verbessert. „Aber es ist nicht einfach, Unternehmen und Bewerber zusammen zu bringen“, so Neese. Agentur für Arbeit und Jobcenter wollen deshalb die „Jugendberufsagentur“weiter ausbauen.