Ein Triathlet wie er im Buche steht
Volker Koopmann vom ASV Duisburg hat seine Lauf bahn nach 150 Wettkämpfen beendet. Der 80-Jährige verkörpert das, was einen erfolgreichen Triathleten ausmacht: Kampfgeist, Fairness und unbedingter Siegeswille.
Sport ist aus dem Leben von Volker Koopmann nicht wegzudenken. Anfangs war es der Handball, der den Buchholzer begeisterte. „20 Jahre am Kreis, da weißt du, was du getan hast“, sagt der ehemalige Spieler des ETuS Bissingheim, der die sechs Knie-Operationen noch heute spürt. Gerade erst ist er aus dem Hallenbad gekommen. Dort war er aber nicht etwa zur gelenkschonenden Wassergymnastik. Er hat trainiert. Für seine wahre Passion, die er nach dem Handball entdeckte – und für die es in seinen Anfängen noch einigen Aufklärungsbedarf gab.
Koopmann lacht bei der Erinnerung an die Unbekanntheit des Sports, der vor 31 Jahren mit dem ersten, vom ASV Duisburg ausgerichteten, Wettkampf in seiner Stadt für ihn zur Leidenschaft wurde. „Als die Leute noch fragten: Triathlon? Ist das was mit Schießen? Nee, mit Schwimmen“, sagt er. Inzwischen kennt wohl jeder den Dreikampf. Für den Buchholzer war jeder einzelne seiner 150 Triathlon-Wettkämpfe im Trikot des ASV Duisburg ein Highlight. Im August bestritt er im blau-weißen Dress seinen letzten. Mit dem 83. Sieg in seiner Altersklasse beendete er eine ebenso erfolgreiche wie beeindruckende Karriere.
Doch genau genommen war es gar nicht seine wirkliche Altersklasse. Die gibt es laut den Satzungen des Verbandes schlichtweg nicht. Denn der hatte wohl nicht mit einem Finisher in diesem Alter gerechnet. Am 1. Dezember feierte Volker Koopmann seinen 80. Geburtstag. „Der Zweite war gerade eben erst in die AK 75 gerutscht“, erinnert sich Koopmann gut an seinen letzten Konkurrenten auf der Sprint-Distanz beim Triathlon in Immenstadt. Wobei er den Begriff Konkurrent nach 500 Meter Schwimmen, 30 Kilometern auf dem Rad und 5300 Metern zu Fuß 2:23:32 Stunden später relativierte. „Als ich ihn am Wendepunkt nicht zu sehen bekam, wusste ich schon, dass ich nicht mehr so schnell laufen muss. Am Ende habe ich ihm 24 Minuten abgenommen.“ Und es war nicht das erste Mal, dass der 80-Jährige seine Mitstreiter blass aussehen ließ.
112 Siegerpodeste betrat Koopmann, 83 Mal stand er ganz oben, 20 Mal war Zweiter und neunmal auf Platz drei. Die zusätzlichen Erfolge bei Volksläufen und Radrennen sind ungezählt. „Die Konkurrenten haben sich am Start schon immer geärgert: Heute ist der Koopmann dabei, da hab’ ich sowieso keine Chance“, sagt der Buchholzer. Gesundheit ist die wichtigste Zutat, wenn es um sein „Geheimrezept“geht. „Ich bin immer von Krankheiten verschont geblieben“, sagt der ehemalige Bundesbahn-Angestellte. „Zudem durfte ich schon mit 58 Jahren in Pension gehen, so hatte ich viel Zeit zum Trainieren.“Das Salz in der Suppe aber sei sein Ehrgeiz. „Ich wollte immer gewinnen, ob im Beruf oder im Sport.“
Davon konnten Koopmann weder sechs Knie-Operationen noch ein Bandscheibenvorfall abhalten. Auch ein Sturz im Training mit dem Rad hinderte ihn 2003 nicht daran, auf der Langdistanz bei der „Challenge“in Roth an den Start zu gehen. „Mir ist eine Pedale gebrochen, da habe ich mich mit 35 Stundenkilometern auf den Asphalt gelegt, mir das rechte Bein aufgeschürft, die Hüfte geprellt und eine Rippe gebrochen.“Die restlichen zwei Kilometer bis nach Hause ist er mit einer Pedale gefahren. Zehn Tage später absolvierte er 3800 Meter im Wasser, 180 Kilometer mit zwei Pedalen und einen Marathon – in 13:22:54 Stunden, als Vierter der AK 65. „Beim Schwimmen und Radfahren ging’s gut, beim Laufen bergauf habe ich die Hüfte gemerkt“, erinnert sich Volker Koopmann an den Zweikampf mit seinem eigenen Körper. Aber auch den gewann er, wenngleich ihn der ungeliebte Platz gleich neben dem Treppchen noch heute ein wenig wurmt. Denn ohne die Verletzungen hätte es auch in Roth zu mehr gereicht, ist sich der 80-Jährige sicher.
„Keiner hat mir zugetraut, dass ich überhaupt ankomme. Aber wenn du weißt, du kannst es, dann schaffst du es auch. Das ist alles Kopfsache. Die Hüfte tat weh, aber wenn einer hinter mir näher kam, bin ich direkt wieder schneller gelaufen. Und im Ziel hatte ich auch überhaupt keine Schmerzen mehr.“Es reichte sogar noch für einen Schlusssprint. „Dafür war ich bekannt. Da konnte ich noch so platt sein“, so Koopmann. „Die nächsten beiden Tage konnte ich mich allerdings nicht mehr bewegen.“
Der Erfolg habe ihn zusätzlich beflügelt und ihn somit bis zum letzten Triathlon in Immenstadt getragen. Der war auch deshalb „ein ganz besonderer“für den Buchholzer, da er im Allgäu nach der Mitteldistanz und der Olympischen Distanz mit dem Sprint alle dort möglichen Wettbewerbe komplettierte. Und nach der Olympischen Distanz über 1500 Meter Schwimmen, 45 Kilome- ter Radfahren und 10.500 Meter Laufen kam es in Immenstadt vor drei Jahren auch zu dem Moment, der Volker Koopmann bei all seinen Erlebnissen noch am meisten beeindruckt hat. „Zusammen mit den Weltmeistern Thomas Hellriegel, Faris Al-Sultan und Sebastian Kienle auf einem Podest zu stehen, war schon mega-cool“, sagt er und erinnert sich an die Worte von Hellriegel, als der erste Deutsche Ironman-Sieger von Hawaii 1997 am damals 77-Jährigen heruntersah: „Du hast Beine wie ein 25-Jähriger, hat er gesagt.“
Und dass es diese Beine auch in sich haben, hatte Koopmann noch kurz zuvor auf dem Rad bewiesen, als er bei kaltem Regenwetter ohne Mühe Steigungen über 20 Grad überwand, „während nicht wenige junge Leute geschoben haben“. 71 Teilnehmer gaben auf, Koopmann kam mit 77 Jahren nach 3:56:10 Stunden in Bühl ins Ziel – als Altersklassensieger.
Faris Al-Sultan, der 2005 den Ironman auf Hawaii gewann, beendete mit dem Zusammentreffen in Immenstadt seine Wettkampflaufbahn. Volker Koopmann machte noch drei Jahre weiter – doch nun geht ihm die Konkurrenz aus. „Wenn sowieso klar ist, dass ich gewinne, wird’s langweilig. Das macht ja keinen Sinn mehr“, sagt er mit seinen 80 Jahren, die man ihm nicht ansieht. Auf Hawaii war er in all den Jahren selbst nie. Dabei hatte er beim Ironman in Klagenfurt mit dem zweiten Platz in der AK 65 nach 13:31:26 Stunden im Jahr 2004 die Qualifikation für das Spektakel erreicht. „Das war schon eine dolle Sache und ich wäre auch gern dabei gewesen“, sagt Koopmann. „Dann hat meine Frau damals leider keinen Urlaub bekommen. Aber Marlies war immer bei jedem Wettkampf dabei. Da wollte ich dann auch nicht alleine nach Hawaii“, sagt der 80-Jährige. „Man muss ja nicht alles machen.“Da ist Sport für Volker Koopmann dann doch nicht das Wichtigste im Leben. „Ich wollte immer gewinnen, ob im Beruf
oder im Sport“
Volker Koopmann Triathlet im Ruhestand