Verrückt nach Pyrotechnik
Lars Schneider aus Neumühl zählt zu jenen Zeitgenossen, für die das Silvester-Feuerwerk nicht nur ein kurzer Spaß, sondern Ganzjahres-Hobby ist.
(RPN) Als am vergangenen Freitag auch in ganz Duisburg der Verkauf für Böller und Silvesterraketen startete, begann für Lars Schneider die wichtigste Phase des Jahres. Denn der 35-Jährige aus Neumühl ist ein bekennender Feuerwerks-Fan. Mit seinen Kollegen Dave Wagner (28) und Denny Gierlich (22) wird er es auch rund um diesen Jahreswechsel wieder ordentlich krachen lassen. Jahr für Jahr schießt Schneider Artikel im Wert von mehreren Tausend (!) Euro in die Luft. Erstmals Lunte will das Trio am heutigen 31. Dezember bereits morgens um 10 Uhr gerochen haben. Den finalen Knall lassen sie an Neujahr gegen 3 Uhr ertönen. Pyrotechnik ist ein zeitaufwendiges Hobby.
„Das ist mein großes Hobby. Ich rauche nicht und trinke auch keinen Alkohol, sondern spare mein Geld fürs Feuerwerk“, erzählt der überzeugte Pyrotechnik-Fan, der im beruflichen Alltag als Busfahrer für die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) arbeitet. Sein Interesse für die große Effektshow an Silvester begann bereits im frühesten Kindesalter. „Da habe ich mir an der Trinkhalle bei uns um die Ecke immer Kinderfeuerwerk gekauft“, erzählt Schneider.
Er besorgt sich einige Feuerwerksartikel in kleinen Fachhändler-Läden oder bei Discountern, doch einen Teil bestellt er auch im Internet. Diese zum Großteil in China hergestellten Waren werden ebenfalls seit gestern angeliefert. „Das übernimmt ein Unternehmen, das sich auf den Transport von Gefahrgut spezialisiert hat“, erklärt der Feuerwerks-Fan. Wegen der enormen Menge an Schwarzpulver, die da zusammenkommt, lagert er fast alles in den Tagen vor Silvester in ei- nem dafür vorgesehenen Bunker bei Straelen ein. Schließlich darf so gefährliches Material nicht in falsche Hände geraten.
Und was geschieht nun genau an seinem 31. Dezember? „Erster Treffpunkt wird ab 10 Uhr in Mündelheim sein“, so Schneider. Nach dem Feuerwerk dort folgen weitere krachende Zwischenstopps mit seinen Kollegen Dave und Denny – etwa am Meidericher Landschaftspark. Gegen 17 Uhr trudelt das Trio dann meistens in Neumühl ein, wo es bereits in den Vorjahren mit seiner Privat-Krachershow zahlreiche Neugierige angelockt hatte. „Wir standen zuletzt oft an der Albert-Einstein-Straße/Ecke Lehrerstraße. Da hatten wir reichlich Zuschauer“, so Schneider.
Seine Familie und andere Verwandte kämen dann meistens erst ab 23 Uhr dazu, wenn die ganz heiße Phase beginnt. Ärgern die sich gar nicht, wenn er Jahr für Jahr Tausende Euro im wahrsten Sinne des Wortes in der Luft verpulvert? „Nein“, versichert Schneider. „Die wissen ja alle, wie viel mir dieses Hobby bedeutet.“Auch er selbst verspüre keinerlei Wehmut. „Sonst würde ich es ja nicht machen.“
Er selbst schwört auf Batterien und anderes Verbund-Feuerwerk. Der Vorteil: Man braucht nur einmal zu zünden – und kann danach bis zu vier Minuten Effekte genießen. „Das ist einfach bequemer“, sagt Schneider und lacht.
Dieses Jahr seien vor allem viele neue Goldeffekte in den Sortimenten zu finden. Damit er bei seinen Feuerwerks-Massen nicht Tausende Mal ein Feuerzeug benutzen muss, verwendet der Experte zum Entzünden der Lunten stets eine Profi-Bengalfackel, die vom Aussehen an ein Essstäbchen erinnert.
Und was passiert, wenn er ausgerechnet diesem – seinem wichtigsten Tag des Jahres – für eine Schicht als DVG-Busfahrer eingeteilt werden würde? Da schmunzelt Schneider und sagt: „Ich gucke früh genug, dass ich an Silvester Urlaub habe.“