Anliegerbeiträge: Anwohner sind besorgt
Wegen der Baustelle auf der Mündelheimer Straße fahren 40-Tonnen-Lkw durch die Raiffeisenstraße, erlaubt sind dort höchstens 2,8 Tonnen. Anwohner informierten mehrfach die Stadt – vergeblich.
HUCKINGEN (RPN) Die Großbaustelle Mündelheimer Straße im Duisburger Süden steht nach gut drei Jahren Bauzeit vor ihrer Vollendung. Doch für die Nebenstraßen steht wohl weiterer Ärger bevor. Schlaglöcher und Risse in der Fahrbahndecke beklagen Anwohner etwa an der Raiffeisenstraße: „Wer hier mit dem Fahrrad durchfährt, bricht sich an manchen Stellen das Genick“, glaubt Bernhard Schulze.
Er ist nicht allein, weitere Nachbarn haben das Verkehrstreiben über die vergangenen Jahre beobachtet, fotografiert und gegenüber der Stadt auch kritisiert. Kernpunkt: Nicht nur Kleinwagen nutzten die Raiffeisenstraße als willkommene Abkürzung, um von der einseitig gesperrten Mündelheimer Straße im Norden zum südlichen Ende der Düsseldorfer Straße zu kommen.
„Eigentlich“, meint Schulze, „hat unsere Straße eher Dorfcharakter.“Doch etliche Lkw fädelten sich jeden Tag durch das 1,1 Kilometer lange Nadelöhr auf der Suche nach einem Ausweg an der Mündelheimer Straße vorbei. 540 Fahrzeuge pro Stunde hat Schulze stichprobenartig gezählt, das sind neun pro Minute. Die Folge: Der Lärm stieg tagsüber massiv an, manche parkende Autos fanden deren Besitzer später ohne Seitenspiegel vor, es gab folglich einige Fälle von Fahrerflucht. Um Blechschäden zu vermeiden, machten einige Platz und stellten sich auf den Gehsteig.
Eigentlich hatten die Stadt und die Wirtschaftsbetriebe, die an der Mündelheimer Straße den Kanal sanierten, mit Umleitungen vorgesorgt: Weiträumig sollte der Verkehr über die Uerdinger Straße, B 288 und Düsseldorfer Straße geführt werden. Im Nahverkehr ging es über Mannesmann- und Ehinger Straße. Statt der Raiffeisenstraße bot man den Weg über Am Neuen Angerbach und Heidstraße an. Das Konzept ging für die Anwohner jedoch nicht auf. 18- und 40-Tonner und mehr donnerten über die sonst idyllische Raiffeisenstraße, wie Elisabeth Reichwein dokumentiert hat. Und das, obwohl die Stadt das Höchstgewicht schon an der Kaiserswerther Straße – von ihr geht die Raiffeisenstraße ab – auf 2,8 Tonnen beschränkt hatte. Deutlich gesagt: Maximal Pkw sollten hier durchfahren. Nur interessiert hat die Beschilderung offenbar in einigen Fällen nicht.
Für Reichwein und ihre Leidensgenossen sind die Verstöße aller- dings kein Wunder: Lkw, die einmal bis zur Sperrung der Mündelheimer Straße durchgefahren sind, hatten praktisch – ohne aufwendig zu wenden – keine Möglichkeit, nach rechts nach Süden in die Kaiserswerther Straße abzubiegen. Für die Nachbarn ein Planungsfehler.
Einige Male haben die Anwohner diese Verstöße und Probleme bei der Stadt gemeldet. Ein Sprecher der Stadt Duisburg bestätigt auch die Beschwerden über zunehmenden Lkw-Verkehr. Nur nachgegangen ist man den Hinweisen offenbar nicht, oder jedenfalls nicht effizient. Lapidar heißt es auf Anfrage, der Fachbereich kommunale Geschwindigkeitsüberwachung kontrolliere dort regelmäßig.
Die Anwohner sprechen hingegen von einem zermürbenden Pingpong-Spiel der Zuständigkeiten: Die Polizei verwies auf das Ordnungsamt – das sei für den ruhenden Verkehr zuständig, die Stadt hingegen zurück an die Polizei, die im Falle von Beschädigungen für Anzeigen zuständig sei. Schließlich gaben die Nachbarn auf.
Die in den vergangenen drei Jahren entstandenen Schäden beunruhigen die Anwohner der Raiffeisenstraße: „Die Straße müsste ausgebessert werden, aber kommen wir am Ende dafür auf?“, fragt Schulze. Dann könnte es teuer werden: Für Straßensanierungen erhebt die Stadt Anliegerbeiträge. Für Hausbesitzer kommen dabei je nach Grundstücksgröße schnell vier- oder auch fünfstellige Summen zusammen.