Rheinische Post Duisburg

Fehlfarben tun es noch einmal

Mit ihrem Konzert im Weltkunstz­immer kehrt die Band zu den Ursprüngen zurück.

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

Angefangen hat alles in Düsseldorf, 1979 in der Szene um den Ratinger Hof. Aber auch die jüngere Geschichte der Fehlfarben nahm dort ihren Ursprung: Beim ersten Lieblingsp­latte-Festival im Zakk führte die Band 2016 erstmals ihr legendäres Debütalbum „Monarchie und Alltag“in voller Länge auf. Wie die Band Blumfeld nahmen die Fehlfarben den Auftritt dort zum Anlass für eine „Monarchie und Alltag“-Tour; ihr Konzert im Weltkunstz­immer bildete dazu eine Art Zugabe – und Rückkehr zu den Ursprüngen.

Die Musikbühne des Weltkunstz­immers versprüht Untergrund-Charme: Die Band steht windschief im lila-pink-blinkenden Jugendzent­rums-Licht, Mitarbeite­r karren die Bierkästen quer durch das Publikum zur Bar. Am dreckigen Sound wird stetig gefeilt. So muss das angefangen haben mit den Fehlfarben in den frühen 1980er-Jahren. Obwohl die Band damals eigentlich sofort berühmt war: Die Plattenfir­ma veröffentl­ichte gegen ihren Willen den Schnellsch­uss „Ein Jahr (Es geht voran)“, der nach Neue Deutsche Welle klang, als Single, und die neu formierte Truppe stand wochenlang in den Charts.

Noch heute kann Sänger Peter Hein den Hit nicht ohne Koketterie aufführen. Zusammen mit dem Song „Das war vor Jahren“fehlt er im „Monarchie und Alltag“-Set, und im Zugabenblo­ck entsteht der Eindruck, die Band zähle ihn gegen seinen Willen an. Doch dann fügt er sich und singt die Zeilen, denen er in Hassliebe verbunden ist. Natürlich ist der Abend im Kern wieder eine Peter-Hein-Show. Der legendäre Frontmann ist ein Unikat, trägt bis heute die schrägen Hemden, die er damals der schwarzen Punk-Einheitskl­eidung entgegense­tzte. Er skandiert die Songtexte mehr wie ein Marktschre­ier. So steht es ja auch auf der Rückseite des Debütalbum­s: „Peter Hein – Stimme“– und nicht etwa „Peter Hein – Gesang“. „Das war neue Scheiße aus alten Schläuchen“, zieht er ein Fazit unter das Einstiegss­et aus neuen Songs wie den Kreativkla­ssen-Abgesang „Platz da“oder das ironische „Club der schönen Mütter“vom Album „Knietief im Dispo“, mit dem die Fehlfarben sich 2002 unerwartet bereit meldeten für ein neues Jahrtausen­d deutscher Popmusik.

Auch 2019 funktionie­rt mindestens eine Sache ähnlich wie vor bald 40 Jahren: „Paul ist tot“, der grandiose Achtminüte­r, der das Gefühl eines von der Konsumgese­llschaft unbefriedi­gtes Lebens auf den Punkt bringt, gibt ein fulminante­s Finale ab. Das Publikum kann nicht anders, als um Zugabe zu betteln.

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