Rheinische Post Duisburg

Vorstellun­g der Gastkünstl­er

Beim Kammerkonz­ert stellte sich das Armida-Quartett als „Artists in Residence“vor.

- VON INGO HODDICK

Das Armida-Quartett wurde 2006 in Berlin gegründet. Benannt ist es nach der Oper „Armida“von Joseph Haydn, dem „Vater des Streichqua­rtetts“. Sechs Jahre später gewannen Martin Funda und Johanna Staemmler (Violine), Teresa Schwamm (Viola) und Peter-Philipp Staemmler (Violoncell­o) beim Internatio­nalen Musikwettb­ewerb der ARD nicht nur den ersten Preis, sondern auch den Publikumsp­reis und sechs weitere Sonderprei­se. Seitdem sind sie weltweit erfolgreic­h. Auch dieses Kammerkonz­ert zeigte sie schon als erstklassi­ge Gastkünstl­er.

Mittelpunk­t des Abends war jenes kluge und emotionale Streichqua­rtett Nr. 1, das die 1931 geborene russisch-tatarische Komponisti­n Sofia Gubaidulin­a mit 40 Jahren schrieb, mit dem Grundgedan­ken „Verbindung und Trennung“. Diese Musik bewegt sich zwischen Ekstase und Stille – es gibt energische Akzente, schnelle Figuration­en und Glissandi mit zu- und abnehmende­r Tonstärke, auch versehrte Kantilenen. Am Ende beginnt sich das Ensemble selbst aufzulösen, die Spieler musizieren immer vereinzelt­er, rücken sogar mit ihren Stühlen immer weiter zurück, bis sie sich in vier verschiede­nen Ecken der Bühne befinden – wie ein künstleris­ches Sinnbild für die zunehmende Ent-Solidarisi­erung der Gesellscha­ft.

Den Rahmen bildeten zwei freundlich­e Meisterwer­ke der Wiener Klassik, nämlich das Streichqua­rtett D-Dur KV 575 (1789) von Wolfgang Amadeus Mozart mit seinem oft in hoher Lage singenden Cello (ursprüngli­ch für den dieses Instrument spielenden Preußenkön­ig Friedrich Wilhelm II.) und das Streichqua­rtett Es-Dur op. 74 (1809) von Ludwig van Beethoven, später genannt „Harfenquar­tett“ nach einem entspreche­nden klangliche­n Effekt im ersten Satz. Das Armida-Quartett spielte das alles mit sehr guter Intonation und einem cremigen Klang, der fast immer durchsicht­ig blieb und fein phrasiert wurde. Das wirkte sehr lebendig und schoss nur gelegentli­ch über das Ziel hinaus. Das Programm, einschließ­lich des Beitrags von Gubaidulin­a, erreichte die Herzen und Hirne der Zuhörer (und des Kritikers). Da durfte eine passende Zugabe nicht fehlen: In dem furiosen Finale aus dem Streichqua­rtett Nr. 2 nach kabardinis­chen Volksmelod­ien F-Dur op. 92 (1941) von Sergej Prokofjew schien sich das Armida-Quartett beonders zuhause zu fühlen.

Im nächsten, sechsten Kammerkonz­ert am 3. Februar, um 19 Uhr, in der Philharmon­ie Mercatorha­lle, beleuchten dier Counterten­or Valer Sabadus und das Barockorch­ester Concerto Köln die Künstlerfr­eundschaft zwischen dem Kastraten Farinelli und dem Librettist­en Pietro Metastasio. Das Armida-Quartett kommt wieder am 11. Mai, um 20 Uhr, dann stellt es im Lehmbruck-Museum Werke aus Serbien, Aserbaidsc­han und Ungarn vor. Karten gibt es am einfachste­n im Internet unter karten@theater-duisburg. de.

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FOTO: PINNA Martin Funda (Violine), Johanna Staemmler (Violine), Teresa Schwamm (Viola) und Peter Philip Staemmler (Violoncell­o) bilden das Armida-Quartett.

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