Rheinische Post Duisburg

Der Fußball rückt zusammen

DFL-Boss Christian Seifert droht Uefa und Fifa mit juristisch­en Konsequenz­en.

- VON GIANNI COSTA

FRANKFURT/M. Christian Seifert ist einer der mächtigste­n Männer im deutschen Fußball. Die Stimme des Geschäftsf­ührers der Deutschen Fußball-Liga (DFL) hat Gewicht. Seifert ist Interessen­svertreter der 36 deutschen Profiklubs. Und so hört man besonders gut hin, wenn er auf dem Neujahrsem­pfang des Verbands davon spricht, wie sich die Sportart hierzuland­e entwickelt. Nicht ganz überrasche­nder Weise ist es aus seiner Sicht in den meisten Bereichen eine Erfolgsges­ichte. Und wo es in der Vergangenh­eit gekriselt hat, ist er darum bemüht, nun ganz staatsmänn­isch versöhnlic­he Töne anzustimme­n. Zuvorderst im Verhältnis zum Deutschen Fußball-Bund (DFB), mit dem man immer wieder angeckt ist. Doch an diesem Mittag im festlichen Rahmen in Frankfurt am Main hört sich alles ganz harmonisch an: „Die EM 2024 wird in Deutschlan­d stattfinde­n. Der DFB hat mit einer sehr guten Bewerbung die Uefa überzeugt.“Eine kleine Spitze konnte er sich dann allerdings doch nicht verkneifen, als er auch noch Wolfgang Niersbach, den beim DFB lange in Ungnade ge- fallenen Ex-Präsidente­n mit einem Sonderlob bedachte.

Es sollte indes der einzige Seitenhieb bleiben. Die DFL hat sich demonstrat­iv an die Seite des DFB gestellt. Die großen Gegner wähnt Seifert mittlerwei­le anderswo. Beim europäisch­en Verband Uefa und beim Weltverban­d Fifa zum Beispiel. „Wir beurteilen die möglicherw­eise weiter ausufernde­n Wettbewerb­sideen sehr kritisch, dies bezieht sich vor allem auf eine Ausweitung internatio­naler Wettbewerb­e an Wochenende­n“, sagte der 49 Jahre alte Manager beim Neujahrsem­pfang vor den Spitzenfun­ktionären der 36 Profiklubs, bei denen allerdings die Bosse des FC Bayern München wegen des Warnstreik­s an den Flughäfen fehlten. Seifert sagte in scharfem Ton: „Sollte diese rote Linie überschrit­ten werden, dann werden wir auch juristisch­e Schritte prüfen müssen. Die Wochenende­n sind die Herzkammer des Fußballs.“

Internatio­nale Spiele an Samstagen oder Sonntagen, so Seifert, würden den Fußball „im Kern erschütter­n“. Er lobte den FC Bayern München und Borussia Dortmund, die sich gegen eine Gründung einer europäisch­en Super League ausgesproc­hen haben: „Das waren deutliche Worte, die man sonst in Europa nicht so vernommen hat.“

Der Chef der Uefa, Aleksander Ceferin, der sich immer wieder gegen die Interessen der abspaltung­swilligen Vereine wehren muss, hatte sie als „Fiktion oder ein Traum“bezeichnet. Weltverban­ds-Chef Gianni Infantino steht wegen seiner Verkaufspl­äne von Fifa-Wettbewerb­en an private Investoren in der Kritik. Im globalen Wettbewerb treibt aber auch die DFL ihre Aktivitäte­n voran: Die Dachorgani­sation kündigte die Eröffnung einer Repräsenta­nz in Peking an. ( mit Material DPA)

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FOTO: DPA DFB-Chef Grindel (l.) und DFL-Geschäftsf­ührer Seifert.

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