Alexander Zverev hört den Weckruf
Fünf deutsche Tennisprofis stehen in der zweiten Runde der Australian Open. Schlimme 49 Minuten erlebt Tatjana Maria.
MELBOURNE (dpa) Weil Alexander Zverev den Weckruf bei den Australian Open hörte, hatte er nach seinem Erstrundensieg schon lange Feierabend, als sein nächster Gegner am Dienstagabend endlich feststand. Mit 6:4, 6:1, 6:4 gegen den Slowenen Aljaz Bedene zog der Weltranglisten-Vierte als einer von fünf der 13 gestarteten Deutschen kraftsparend in die zweite Runde ein.
Zuerst ist dort bereits am Mittwoch Wimbledonsiegerin Angelique Kerber gegen die brasilianische Qualifikantin Beatriz Haddad Maia an der Reihe und will ebenso unter die letzten 32 wie Zverev. Sein kommender Kontrahent Jérémy Chardy kam erst fünf Stunden nach Zverev in einem harten französischen Fünfsatzduell weiter.
Auch Routinier Philipp Kohlschreiber, Maximilian Marterer und etwas unerwartet Laura Siegemund sind am Donnerstag noch dabei. Zverevs älterer Bruder Mi- scha scheiterte dagegen ebenso wie Mona Barthel und Tatjana Maria, die beim 0:6, 2:6 gegen ihre Nachbarin Serena Williams einen bedauernswert hilflosen Eindruck hinterließ.
Zverev war an einem sehr warmen, schwülen Tag sehr früh an der Reihe, aber erst nach einem Aufschlagverlust zum 3:4 im ersten Satz auch voll bei der Sache. „Ich war ein bisschen langsam, das war ein Weckruf. Danach habe ich richtig gut gespielt“, sagte der ATP-Weltmeister und urteilte: „Für eine erste Runde war es alles gar nicht so schlecht.“
In der Nachmittagshitze fühlte sich der 21-jährige Hamburger körperlich gut, obwohl er nach eigenen Worten „mit 86 Verletzungen“in das Turnier gestartet ist und seinen ge- schwollenen Knöchel noch immer spürte. „Wir haben auch nicht das längste Match aller Zeiten gespielt“, sagte Zverev nach der knapp zweistündigen Partie.
Die 49 Minuten des Matches von Tatjana Maria gegen Serena Williams dürften zu den bittersten in der Laufbahn der Fed-Cup-Spielerin gehören. Auf dem größten Platz gegen die langjährige Nummer eins zu spielen, die gern mit dem 24. GrandSlam-Titel den Rekord der Australierin Margaret Court einstellen möchte – das war an diesem Tag einfach zu viel für die 31 Jahre alte Nummer 74 der Welt.
„Schrecklich“, sagte Maria, „das Schlimmste ist, dass man nicht ansatzweise gezeigt hat, was man kann.“Dabei kennen sich die bei- den Mütter gut, Maria wohnt in ihrer Wahlheimat Florida nicht weit entfernt von Serena und auch Venus Williams. In Wimbledon passte sie auf Serenas Töchterlein auf, ihre eigene Tochter saß in der Rod-Laver-Arena in der Box, verfolgte das Match aber nicht ständig.
Ganze fünf Punkte machte Maria im ersten Satz, die Verkrampfung löste sich ein bisschen beim ersten Spielgewinn zum 1:3. Doch das nützte nichts mehr. „So krass war es noch nie. Man wünschte, man sei im Film“, sagte sie. Von der 37-jährigen Serena Williams, die im grünen Einteiler antrat und Kompressionsstrümpfe trug, die wie Netzstrümpfe aussahen, gab es bei der Gratulation am Netz Trost. Doch vor ihrer Bank bekam Maria feuchte Augen.