Kita-Kinder lernen Englisch und Türkisch
An der Emmericher Straße ist die neue Kita des Trägers „Interkultureller Sozialer Service“eröffnet worden. Dort lernen die Kinder schon früh andere Sprachen. Auch NRW-Minister Joachim Stamp machte sich vor Ort ein Bild.
Der Träger „Interkultureller Sozialer Service“(kurz ISS-Netzwerk) eröffnete am Dienstag die bereits dritte mehrsprachige Kindertagesstätte in Duisburg. An der Emmericher Straße in Meiderich lernen die Kinder früh andere Sprachen kennen. Sprachen, die im eigenen Zuhause nicht gesprochen werden. Joachim Stamp, NRW-Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration, sowie Bürgermeister Volker Mosblech und Jugendamtsleiter Hinrich Köpcke überzeugten sich vor Ort vom Konzept der Einrichtung und zeigten sich begeistert.
„In unseren Einrichtungen werden drei Sprachen gesprochen“, beschrieb Andrea Asch, Koordinatorin der Kitas beim ISS-Netzwerk, den Markenkern. An der Emmericher Straße werden neben Deutsch noch die englische und türkische Sprache gesprochen. Dazu stelle das ISS-Netzwerk Native Speaker (Deutsch: Muttersprachler) als zusätzliche Kräfte ein, die mit den Kindern ausschließlich in ihrer Muttersprache reden.
Für Ali Koban, Geschäftsführer des ISS-Netzwerks, herrscht derzeit ein Mangel an Native Speakern in Deutschland, die sich bereit erklären, Bildungseinrichtgen zu unterstützen. Deshalb appellierte er in seinem Grußwort an die Landespolitik und die Landesregierung und forderte schnelle Lösungen. „Solche Leute werden dringend gesucht“, sagte Koban und erklärte das Problem. „Viele Leistungen aus dem Ausland werden nicht anerkannt.“
Der Geschäftsführer ist von seinem Konzept vollends überzeugt. „In Zeiten von Fachkräftemangel und dem Kampf um pädagogisches Personal ist unser inklusives und mehrsprachiges Konzept unser entscheidender Vorteil.“Das Fördern von sprachlichen Kompetenzen sei der Schlüssel für den Einstieg ins Berufsleben und für ein Leben in der Mitte der Gesellschaft. Das Konzept umfasse zudem Dinge wie das Erlernen von Teamfähigkeit, Empathie, Kooperation und eines demokratischen Bewusstseins.
Hinter all dem steckt eine Grundidee: Kinder erlernen eine Zweitoder Drittsprache in der Regel dann, wenn ihre Muttersprache altersgemäß ausgebildet ist. Ein neuer Begriff kann erst in eine fremde Sprache übersetzt werden, wenn er in der Muttersprache verstanden wird. Diese Transferleistung müsse insbesondere Kindern mit Migrationsbiographie ermöglicht werden, teilte das ISS-Netzwerk mit. Außerdem müssten die Kinder erfahren, dass ihre Muttersprache wichtig, wertvoll und ausdrücklich erlaubt sei.
NRW-Minister Stamp sagte am Dienstag, dass die mehrsprachige Kita ein gutes Angebot und ein vorbildlicher Weg sei, um zu zeigen, wie vielfältig die Gesellschaft sei. Mehrsprachige Projekte wie das in Mei- derich und an zwei weiteren Standorten in Duisburg seien in Zukunft aber nur dann möglich, wenn dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werde. Auch die Ausbildung von Erziehern mit Migrationshintergrund, die im Ausland absolviert wurde, solle dauerhaft anerkannt werden.
Der FDP-Politiker hatte zudem eine gute Nachricht im Gepäck. Mit dem neuen Kita-Paket für NRW werden über 1,3 Milliarden Euro in die Kindertagesbetreuung investiert, der Großteil in die Qualität der Betreuung. Und für die Einrichtungen des ISS-Netzwerk besonders bedeutend: Die Mittel der Sprachförderung werden verdoppelt. „Jedes Kind soll später in der Schule kein sprachliches Handicap haben und den Unterricht sofort verstehen“, so das Ziel des Ministers.
Jugendamtsleiter Hinrich Köpcke zeigte sich angesichts des neuen Gesetzes erfreut. „Der Fachkräftemangel in den sozialen Berufen ist ein ernstes Problem“, so Köpcke. Er hoffe, dass das Geld auch tatsächlich in Duisburg ankomme, da Kitas das Herzstück der Jugendhilfe seien, an denen frühe Bildung beginne. Bürgermeister Volker Mosblech ergänzte: „Ich finde es wichtig, dass die Kinder schon in der Kita mit Fremdsprachen in Kontakt kommen.“So würden sie sich früh anderen Kulturen öffnen.