Rheinische Post Duisburg

RB 31: Eine Lösung ist nicht in Sicht

Am Mittwoch fallen wieder zahlreiche Fahrten des „Niederrhei­ners“aus. Die CDU fordert nun eine Abmahnung. Der VRR will erst einmal ein Spitzenges­präch mit der Nordwestba­hn abwarten. Die Geschichte eines Branchenpr­oblems.

- VON ELENA ERBRICH

WESTEN Eine Abmahnung, wie es die CDU fordert, ist erst einmal nicht zu erwarten. Auch wenn die „Niederrhei­ner“-Betreiberi­n Nordwestba­hn (NWB) gerade das Sorgenkind des Verkehrsve­rbundes Rhein-Ruhr (VRR) ist, abmahnen will dieser das Osnabrücke­r Unternehme­n zunächst nicht. Erst sollen weitere Gespräche zwischen den Vertragspa­rtnern folgen. Für die Fahrgäste bedeutet das: Verspätung­en und Ausfälle gehören in den kommenden Wochen wohl weiter zur Tagesordnu­ng.

Regelmäßig fallen nicht nur die Züge zwischen Duisburg und Xanten aus. Fünf weitere Linien, die von der NWB im VRR-Gebiet bedient werden, sind betroffen. „Auch hier gibt das Unternehme­n erkrankte Lokführer als Grund an“, sagt VRR-Sprecher Dino Niemann. Ein Niederrhei­n-spezifisch­es Problem scheint der hohe Krankensta­nd und die dadurch entstehend­en Ausfälle also nicht zu sein. Das spricht gegen die Vermutung des Kreistagsm­itgliedes der Grünen, Lukas Aster. Er ist der Ansicht, dass die Motivation der RB-31-Lokführer gesunken ist. Grund dafür sei der Zustand der aus seiner Sicht von der DB-Netz „jahrzehnte­lang verrottete­n“Strecke. Die Zugführer hätten realisiert, dass es schwierig sei, diese Strecke ohne Verspätung­en und ausfallfre­i zu befahren. Der Frust der Fahrgäste lande direkt bei ihnen. Deshalb seien sie so oft krank.

Auf den ersten Blick scheint das Problem ganz einfach lösbar: Der NWB fehlen Lokführer, also muss sie einfach noch mehr einstellen. Hier kommt dann aber das Branchenpr­oblem ins Spiel. „Kurzfristi­g finden die Unternehme­n keine neuen Lokführer. Sie haben die Lage unterschät­zt“, sagt Lothar Eb- bers vom Fahrgastve­rband Pro Bahn NRW. Er sitzt als Vertreter im Ausschuss des VRR für Verkehr und Planung, der sich mit dem „Niederrhei­ner“beschäftig­t. „Schon vor Jahren hätten die Unternehme­n in neues Personal investiere­n müssen. Stattdesse­n hat die Branche geschlafen“, sagt Ebbers. Der Markt sei leergefegt und die wenigen neuen Lokführer, die nachkommen, entschiede­n sich in den meisten Fällen für den Güterverke­hr. „Da ist der Verdienst größer und es gibt Zulagen. Die Konkurrenz für den Personenzu­gverkehr ist also groß.“Da die Konjunktur brummt,

gebe es viele Jobs im Güterverke­hr. Neulinge landen oftmals dort. Besonders im Großraum Duisburg.

Für die NWB wird es laut Ebbers schwierig werden, schnell Personal zu finden und der Forderung des VRR gerecht zu werden. „Die Unternehme­n finden noch nicht einmal ausbildung­sfähige Bewerber“, sagt Ebbers. „Die Hälfte der Auszubilde­nden, die sie dann einstellen, schafft am Ende die Prüfung nicht. Da bleiben dann nach Monaten von 30 Leuten nur noch 15 übrig.“

Fallen dann noch Lokführer auf unabsehbar­e Zeit wegen Suizidfäll­en auf ihren Routen aus, ist der Personalma­ngel deutlich zu spüren. Niemann kennt das Problem des Lokführerm­angels auf dem Arbeitsmar­kt. „Es ist aber schon verwunderl­ich, dass es bei anderen Unternehme­n trotzdem klappt“, sagt er.

Die NWB ist keineswegs alleine mit ihrem Problem: Die Eurobahn wurde wegen ihrer ständigen Zugausfäll­e Ende vergangene­n Jahres vom Zweckverba­nd Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) abgemahnt. Daran war auch der VRR beteiligt. „Es war eine gemeinsame Entscheidu­ng, die Eurobahn abzumahnen. Einige Strecken führen ins VRR-Gebiet“, sagt Niemann.

Auch wenn der VRR mit der derzeitige­n Situation „sehr unzufriede­n“sei, eine Abmahnung schicke er an die NWB aber nicht so schnell raus. Noch im Januar soll es zu einem Spitzenges­präch mit der Geschäftsf­ührung kommen. „Über unser weiteres Vorgehen können wir erst nach dem Gespräch etwas sagen“, so Niemann. Komme es zu einer Abmahnung, werde ein Co-Manager engagiert, der im Unternehme­n schauen soll, wo es in den betrieblic­hen Abläufen hakt. „Den müsste die Nordwestba­hn dann selber bezahlen“, sagt Niemann. Auch die Eurobahn musste im Zuge der Abmahnung einen Co-Manager engagieren.

Bis dahin wird aber noch Zeit vergehen und die Fahrgäste werden unter der Situation leiden. Ein kleines Trostpflas­ter für sie: Jedes Mal, wenn der „Niederrhei­ner“ausfällt, geht der NWB Geld flöten. Der VRR zahlt die ausgefalle­ne Zugfahrt nämlich nicht. Laut Ebbers kann man von rund 700 Euro ausgehen. Davon gehen noch Kosten für die DB-Netz ab. Auch Verspätung­en ziehen Sanktionen nach sich und kosten das Unternehme­n NWB Geld. „Ausfälle lohnen sich für das Unternehme­n nicht“, sagt Ebbers.

„Schon vor Jahren hätten die Unternehme­n in neues Personal investiere­n müssen. Stattdesse­n hat die Branche geschlafen“

Lothar Ebbers Fahrgastve­rband Pro Bahn NRW

RB-31-Ausfälle am Mittwoch: www.nordwestba­hn.de

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RP-FOTO: ARMIN FISCHER Auch in den kommenden Wochen müssen die Fahrgäste auf der Strecke zwischen Duisburg und Xanten viel Geduld mitbringen.

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