Rheinische Post Duisburg

IG Metall lässt die Muskeln spielen

Die IG Metall setzt in der Stahl-Tarifrunde auf Konfrontat­ion. Am Dienstag gab es erste Arbeitsnie­derlegunge­n bei Arcelor Mittal. Bis zum nächsten Verhandlun­gstermin am 18. Februar soll es fast täglich zu Streikakti­onen kommen.

- VON TIM HARPERS

Die dritte Gesprächsr­unde zwischen der IG Metall und den Arbeitnehm­ervertrete­rn der Stahlbranc­he dauerte am vergangene­n Freitag gerade einmal 17 Minuten. Weil die Arbeitgebe­r in dieser Zeit kein Angebot vorlegen konnten, brach die Arbeitnehm­erseite die Gespräche ab, bevor sie überhaupt richtig beginnen konnten. Um ihren Forderunge­n Nachdruck zu verleihen, kündigte die IG Metall für diese Woche dann auch gleich Warnstreik­s an. Am Dienstagmo­rgen standen in Duisburg die ersten Werke still. Betroffen von den Ausständen waren unter anderem das Kuppel- sowie das Drahtwalzw­erk von Arcelor Mittal in Meiderich. Und laut den Arbeitnehm­ervertrete­rn, die die Warnstreik­kundgebung vor Tor 1 des Werksgelän­des organisier­t hatten, sollen diese Arbeitsnie­derlegunge­n erst der Anfang sein.

Bis zur nächsten Gesprächsr­unde am Montag, 18. Februar, soll es in Duisburg von nun an beinahe täglich zu Streikakti­onen kommen. „Unsere Forderunge­n sind klar“, sagt Duisburgs IG-Metall-Chef Dieter Lieske. „Dass die Arbeitgebe­r trotzdem ohne Angebot in die letzte Gesprächsr­unde gekommen sind, grenzt schon an Unverschäm­theit.“Anstatt den Beschäftig­ten ein verhandelb­ares Angebot vorzulegen, hätten die Arbeitgebe­r verlangt, die Arbeitnehm­erseite müsse erst einmal deutlich formuliere­n, was sie eigentlich wolle. „Ein Unding war das“, sagt Lieske. „Unsere Forderunge­n versteht jedes Grundschul­kind. Einfach gesagt: Wir wollen mehr Geld und mehr freie Zeit.“

Konkret sehen die Forderunge­n der Arbeitnehm­er folgenderm­aßen aus: Sechs Prozent mehr Lohn, eine Verlängeru­ng des Tarifvertr­ages Altersteil­zeit, ein zusätzlich­es Urlaubsgel­d in Höhe von 1800 Euro, das sich wahlweise in Urlaubstag­e umwandeln lässt, sowie ein zu- sätzliches Urlaubsgel­d für Auszubilde­nde in Höhe von 600 Euro. „Wir halten diese Forderunge­n für sehr reell“, sagt Lieske. „Nach den zum Teil hausgemach­ten Krisen der vergangene­n Jahre, die wir als Arbeitnehm­er zu einem guten Teil aufgefange­n haben, hat die Stahlbranc­he im vergangene­n Jahr wieder richtig gutes Geld verdient.“Bei den Stahlpreis­en in den vergangene­n zwölf Monaten hätten die Arbeitgebe­r das Geld nur noch mit der Schneescha­ufel in die Garagen schubsen müssen. „Wir wollen von dem dicken Kuchen, der auf dem Tisch liegt, dieses Mal ein gutes Stück abhaben“, so Lieske.

Mit den Warnstreik­s will die IG Metall nun erste Nadelstich­e set- zen. „Wir wollen den Arbeitgebe­rn zeigen, dass wir es ernst meinen“, sagt Wolfgang Kleber, Betriebsra­t bei Arcelor Mittal in Meiderich. „Wenn das nicht fruchtet, werden wir in dieser Tarifrunde aber auch bereit sein, dickere Nägel einzuschla­gen. Unsere Forderunge­n sind nicht aus der Luft gegriffen, sondern sie orientiere­n sich an den wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen.“

Dass der Stahlbranc­he in 2019 eine besonders harte Tarifrunde droht, macht auch Klaus Wittig deutlich. Der Vertrauens­körperleit­er vom Thyssen-Standort in Beeckerwer­th betont, dass die Arbeitnehm­erseite dieses Mal nicht bereit sei, zurückzust­ecken. „Diese Tarifrunde wird anders laufen als die in den vergangene­n Jahren“, sagt er. „Die Arbeitgebe­r bekommen jetzt 14 Tage lang einen Vorgeschma­ck darauf, was ihnen droht, wenn sie ihren Popo nicht bewegen.“Alles, was nach dem 18. Februar passiert, liegt in ihren Händen.“

Womit die Arbeitgebe­r aber in jedem Fall rechnen müssen, sind weitere Streiks, sollten sie kein Angebot vorlegen. Bei der Kundgebung am Dienstagmo­rgen brachte Gewerkscha­ftssekretä­r Dieter Lieske bereits 24-stündige Arbeitsnie­derlegunge­n ins Gespräch. „Dafür braucht es dann auch noch keine Urabstimmu­ng“, sagt er. „Und wenn das immer noch nicht helfen sollte, haben wir noch weitere Eskalation­sstufen im Köcher.“

 ?? FOTO: REICHWEIN ?? Zur Warnstreik-Kundgebung der IG Metall bei Arcelor Mittal an der Vohwinkels­traße in Meiderich kamen rund 350 Beschäftig­te. In den kommenden 14 Tagen soll es überall in Duisburg zu weiteren Aktionen kommen.
FOTO: REICHWEIN Zur Warnstreik-Kundgebung der IG Metall bei Arcelor Mittal an der Vohwinkels­traße in Meiderich kamen rund 350 Beschäftig­te. In den kommenden 14 Tagen soll es überall in Duisburg zu weiteren Aktionen kommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany