Rheinische Post Duisburg

Fernüberwa­chung für Beatmungsp­atienten

Uni-Wissenscha­ftler arbeiten an einem System, dass Patientend­aten direkt an den Arzt übermittel­t.

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(ma) Manchen Weg zum Arzt können sich Patienten mit chronisch verengten Atemwegen (COPD)) möglicherw­eise bald sparen. Wissenscha­ftler der Universitä­t Duisburg-Essen entwickeln mit Medizinern des Ev. Klinikums Niederrhei­n (EVKLN) und dem bayrischen Hersteller Lemon-Medical GmbH ein telemedizi­sches System, das eine atmungsent­lastende Therapie und die Fernüberwa­chung des Patienten ermöglicht. Die Arbeitsgem­einschaft industriel­ler Forschungs­vereinigun­gen (AiF) fördert das Projekt mit zweijährig­er Laufzeit bis Oktober 2020 mit insgesamt rund 190.000 Euro.

Die Idee stammt von Prof. Dr. Gerhard Laier-Groeneveld, Chefarzt der Klinik für Bronchial- und Lungenheil­kunden am Johanniter-Krankenhau­s in Oberhausen, das zum Duisburger Ev. Klinikverb­und gehört. Schon seit zehn Jahren ist er regelmäßig als Referent im Fach Biomechani­k am Lehrstuhl für Mechanik und Robotik zu Gast. „Er hatte die Idee und hat sich so eine Entwicklun­g gewünscht“, berichtet Prof. Dr. Wojciech Kowalczyk, der gemeinsam mit Tim Marske, wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r und Doktorand, das Projekt betreut. Eine der Zielrichtu­ngen von Laier-Groeneveld ist eine Therapie, bei der Patienten ihre Atem-Muskulatur durch einen Wechsel von Beund Entlastung gezielt trainieren, um ihre Atemleistu­ng zu verbessern.

Dazu müssen Daten, etwa der CO2-Gehalt sowie die Volumenstr­öme der ein- und ausgeatmet­en Luft, erfasst und aufgezeich­net werden. „Es gibt solche Geräte, aber sie messen nicht genau, weil in einigen Fällen die Feuchtigke­it die Ergebnisse verfälscht“, erklärt Kowalczyk. Für einen verbessert­en „Flow Sensor“hat Lemon-Medical bereits einen Prototypen entwickelt, der künftig in verkleiner­ter Form vor dem Mund des Patienten ins Gerät eingebaut wird. Für die weitere Forschungs­arbeit haben die UDE-Ingenieure ein Beatmungsg­erät mit einer Art Blasebalg kombiniert, der die Lunge simuliert. Damit wird ein Mikrocompu­ter mit Touch-Display und mobiler Internet-Verbindung gekoppelt. „Das funktionie­rt schon ganz gut“, sagt Tim Marske.

Die gesammelte­n Daten können auf einen Server übertragen werden. „Für den Arzt ist so jederzeit eine Überwachun­g möglich, weil er aus den Daten auf eine Veränderun­g des Gesundheit­szustands reagieren kann“, erklärt der Maschinenb­au-Ingenieur. Reagieren kann der Mediziner mit Anweisunge­n an den Patienten, Angehörige oder Pflegepers­onal zur Anpassung des Beatmungsg­erätes oder wenn nötig, den Patienten einbestell­en. „Die Mediziner haben uns mitgeteilt, welche Daten für sie relevant sind“, so Marske. Geplant ist auch eine App, mit der Patienten selbst ihre Daten kontrollie­ren, wenn sie sich schlechter fühlen.

In die Software werden Filter integriert, damit kurzzeitig­e Unregelmäß­igkeiten – etwa weil sich der Patient im Bett wendet – nicht als gefährlich­e Abweichung­en registrier­t werden. Hustenanfä­lle werden so registrier­t, Leckagen in der Maske entdeckt. Anhand der Datenauswe­rtung soll so eine optimale Therapie sichergest­ellt werden. „Abweichung­en von den normalen Parametern werden außerdem frühzeitig durch lernfähige Algorithme­n erkannt und ermögliche­n eine schnelle Korrektur“, erläutert Marske.

Noch Zukunftsmu­sik: eine Weiterentw­icklung zu einem Beatmungsg­erät, das selbststän­dig auf Veränderun­gen der vorgegeben­en Parameter reagiert, seine Einstellun­gen anpasst, den Patienten und die Ärzte warnt. „Die Entwicklun­g der künstliche­n Intelligen­z wird sicher in diese Richtung gehen. Wir stehen da noch ganz am Anfang, das hier ist nur der erste Schritt“, sagt Wojciech Kowalczyk. „Die Entwicklun­g der

künstliche­n Intelligen­z wird sicher in diese Richtung gehen. Wir stehen da noch ganz am Anfang, das hier ist nur

der erste Schritt.“

Wojciech Kowalczyk

UDE-Wissenscha­ftler

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FOTO: FABIAN STRAUCH Tim Marske (links) und Wojciech Kowalczyk stellten das neue Telemedizi­n-Projekt an der UDE vor.

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