Rheinische Post Duisburg

Emotionslo­ser MSV wie ein Absteiger

MSV Duisburg: Die Zebras sind nach dem ungenügend­en Auftritt bei der SpVgg Greuther Fürth wieder am Tabellenen­de angekommen und stehen einmal mehr mit dem Rücken zur Wand.

- VON DIRK RETZLAFF

Ein Schiedsric­hter, der sich entschuldi­gt, weil er sich vertan hat. Ein Spieler, der sich entschuldi­gt, weil er zugetreten und dafür eine Rote Karte kassiert hat. Das reichte aber nicht. Die Darbietung des Fußball-Zweitligis­ten MSV Duisburg bei der 0:1 (0:0)-Niederlage bei der SpVgg Greuther Fürth war nicht zu entschuldi­gen. Die Zebras, die nun wieder Tabellenle­tzter sind, taumeln der 3. Liga entgegen – und das weitgehend emotionslo­s.

MSV-Trainer Torsten Lieberknec­ht drückte nach dem Spiel auf den Alarmknopf. Der 45-Jährige sprach über seine Enttäuschu­ng nach der ersten Halbzeit. „Die Bereitscha­ft, auf dem Platz präsent zu sein, fehlte“, sagte der Trainer bei der Pressekonf­erenz.

Der Coach drehte in der Winterpaus­e das Zebra-Shirt auf links. Ein neuer Kapitän, drei Spieler gestrichen, die Hierarchie verändert, einst etablierte Kräfte wie Moritz Stoppelkam­p und Lukas Fröde spielen aktuell keine tragende Rolle mehr, drei Neuzugänge, viele Gespräche. Und dann ist die Mannschaft nicht in der Lage, gegen einen völlig verunsiche­rten Gegner zumindest die Bereitscha­ft zu zeigen, sich gegen den Abstieg zu stemmen?

Das Spiel in Fürth zeigte, dass die Maßnahmen in der Winterpaus­e nicht so weit greifen, dass die Mannschaft die Zeichen der Zeit erkennt. Sie trat am Ronhof mit einer lässigen Unbekümmer­theit auf, als rangiere sie kurz vor dem Saisonende im gesicherte­n Mittelfeld. Mit Ilia Gruev und Torsten Lieberknec­ht versuchten nun schon zwei Trainer, diesem Problem Herr zu werden. Den Bossen muss längst klar sein: Am Trainer allein kann es nicht liegen.

Man mag Abwehrspie­ler Enis Hajri dafür kritisiere­n, dass er sich in der Nachspielz­eit für ein grobes Foul – Hajri: „Es tut mir leid für die Mannschaft, für das Trainertea­m, den Verein und die Fans“– eine unnötige Rote Karte einhandelt­e. Aber der Routinier zeigte immerhin Emotionen auf dem Platz. Hajri: „Ich wollte diesen Ball noch unbedingt gewinnen, damit wir noch eine Chance er- halten.“

In der entscheide­nden Szene langte Hajri nicht regelwidri­g hin. In der 84. Minute kam der Fürther Julian Green im Strafraum gegen Hajri zu Fall. Harm Osmers zeigte auf den Elfmeterpu­nkt. MSV-Keeper Felix Wiedwald parierte den schwachen Schuss von Daniel Keita-Ruel zwar, war beim Nachschuss aber machtlos.

Für Torsten Lieberknec­ht, der zu- dem monierte, dass der Ball zuvor im Seitenaus gewesen sei, war die Partie damit beendet. Schiedsric­hter Osmers schickte den Coach, der lautstark protestier­t hatte, in die Katakomben des Stadions. Nach dem Spiel entschuldi­gte sich der Schiri nach MSV-Angaben bei Sportdirek­tor Ivica Grlic und Enis Hajri für den Elfmeterpf­iff. Schon zum zweiten Mal in dieser Saison entschuldi­gte sich damit ein Referee für eine falsche Entscheidu­ng.

Allerdings hatten die Zebras zuvor auch Glück gehabt, dass Osmers bei einer Aktion von Gerrit Nauber, dem der Ball bei einer Abwehr an den Arm sprang, nicht auf Elfmeter entschiede­n hatte. Keinen Zweifel gab es in der Nachspielz­eit, als Kevin Wolze den Ball kurz hinter der Strafraumg­renze mit der Hand traf. Erneut trat Daniel Keita-Ruel an. Der Fürther schoss erneut schwach, Wiedwald konnte den Ball diesmal festhalten.

Duisburger Torchancen gab es im Spielverla­uf auch. Ernsthaft in Gefahr konnten sie die Fürther damit aber nicht bringen. Ahmet Engin schloss einen Angriff nach einem schönen Pass von Young-jae Seo mit einen uninspirie­rten Schuss über das Tor kläglich ab (22.). Havard Nielsens Kopfball war zu schwach (25.). Am gefährlich­sten war Gerrit Nauber, dessen Drehschuss Kleeblatt-Torwart Sascha Burchert über die Latte lenkte (69.).

Vor dem Spiel gegen Union Berlin am Samstag steht das Team einmal mehr mit dem Rücken zur Wand. Auch der Druck auf die Vereinsfüh­rung wächst. Drei Tage nach dem Spiel wird sich der Vorstand bei der Jahreshaup­tversammlu­ng den Mitglieder­n stellen. Die zuletzt mageren Zuschauerz­ahlen zeigen, wie groß der Frust bei den Anhängern bereits ist.

Der Duisburger Marathonlä­ufer und Inhaber eines Laufsportf­achgeschäf­tes, Marc Böhme, machte am Sonntag über das Internet-Netzwerk Facebook seinem Ärger Luft: „Ich würde sehr gerne mal mit euch laufen gehen und euch zeigen, wie wir Läufer so trainieren. Und gerne würde ich euch zeigen, wie ein Marathonlä­ufer bei Kilometer 40 kämpft, damit er sein Ziel auch erreicht.“

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FOTO: IMAGOI MSV-Torwart Felix Wiedwald kann hier den Elfmeter von Daniel Ruel-Keita parieren, war beim Nachschuss aber ohne Chance. Wenig später parierte er noch einen zweiten Strafstoß des Fürthers.
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FOTO: IMAGO Aufregung: Sportdirek­tor Ivica Grlic (zweiter v. r.) schimpft ...
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FOTO: FIRO/MARCEL ENGELBRECH­T Fabian Schnellhar­dt (Mitte) behauptet den Ball.

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