Benjamin Leuchter erfüllt sich einen Traum
Motorsport: Der 31-jährige Hochfelder startet in diesem Jahr im FIA-Tourenwagen-Weltcup. Er tritt dabei in einem VW Gold GTI TCR des Teams Sébastien Loeb Racing an und hat sich für die Saison ehrgeizige Ziele gesteckt.
Wer an Tourenwagen denkt, hat meist die DTM im Kopf. Die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft ist legendär, die Abkürzung heißt seit 2000 aber Deutsche Tourenwagen-Masters. Als mit der TCR eine neue Serie ins Leben gerufen wurde, war Benjamin Leuchter bereits Feuer und Flamme. „Die TCR-Autos sind viel näher an einem Serienfahrzeug als ein DTM-Auto.“
Nun, vier Jahre, später betont er diese Einschätzung erneut – und er strahlt, während er das sagt. „Es war ein Kindheitstraum von mir, in einer Weltmeisterschaft oder einem Weltcup zu fahren“, sagt der 31-jährige Duisburger. Nun ist es so weit: Er wird in einem VW Golf GTI TCR des Teams Sébastien Loeb Racing (SLR) Platz nehmen – in der WTCR, also im FIA-Tourenwagen-Weltcup.
„SLR ist ein von Volkswagen werksunterstütztes Team“, sagt Leuchter. „Ich bin sehr stolz darauf, dass Sébastien Loeb und Volkswagen mir das Vertrauen schenken.“Loeb ist neunfacher Rallye-Weltmeister und gilt als einer der erfolgreichsten französischen Sportler überhaupt. Ohnehin tummeln sich in der WTCR etliche Fahrer, die bereits in anderen Rennklassen abgeräumt haben. „Rallye, DTM, britische Tourenwagen-Meisterschaft, FIA-GT-Weltcup, WTCC – da ist alles dabei“, sagt Leuchter. Und die Umstellung ist kein Problem? „Überhaupt nicht, das sind alles absolute Vollprofis.“
Der Duisburger bildet bei SLR ein Fahrer-Quartett mit dem Briten Rob Huff, der 2012 Tourenwagen-Weltmeister wurde, dem Schweden Johan Kristoffersson, der 2012 die skandinavische Tourenwagen-Meisterschaft, den skandinavischen Porsche Carrera Cup und mit der Superstars Series eine italienische Tourenwagen-Meisterschaft gewann, und dem Marokkaner Mehdi Bennani, dem ersten Nordafrikaner in der WTCC.
Doch auch Leuchters Erfolge sind beachtlich. Bei der ADAC TCR Germany 2016 – der deutschen TCR-Meisterschaft – wurde er Fünfter und bester VW-Pilot. Im Jahr darauf ging er in der TCR-Klasse der VLN-Langstreckenmeisterschaft an den Start und gewann diese Wertung sowohl bei der VLN als auch beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Im vergangenen Jahr wechselt er wieder in die TCR Germany wurde Achter und war erneut bester VW-Fahrer. Zudem gewann er die TCR-Klasse beim 24-Stunden-Rennen in Dubai.
Was für Volkwagen wohl noch wichtiger ist: Der Hochfelder hat
an der Entwicklung des VW Golf GTI TCR von Beginn an mitgearbeitet. „Seine Ergebnisse sprechen für sich. Bei den Testfahrten hat er einen Super-Job gemacht – auf der Strecke und auch im Zusammen-
spiel mit den Ingenieuren“, sagt Sven Smeets, Motorsport-Direktor beim Volkswagen.
Leuchter hat aktuell in Portugal Testfahrten absolviert – und zuletzt auch in Schweden. Auf einem Eis- see. „Das ist klasse für das Feingefühl“, sagt er. Viele weitere Testfahren und Trainings stehen an, ehe die Saison am 6. und 7. April in Marokko startet. Weitere Rennen gibt es in Ungarn, der Slowakei und den Niederlanden, ehe am 21. und 22. Juni das Heimspiel auf der Nordschleife des Nürburgrings ansteht. Danach stehen Starts in Portugal, China, Japan, Macau und Malaysia an. Leuchter ist ehrgeizig. „Ich fahre da nicht mit, um das Team aufzufüllen. Ich will bester VW-Fahrer werden.“
Vom Erfolg der WTCR ist der 31-Jährige überzeugt. „Jeder erkennt die Autos wieder. Da kann man mitfiebern. Es wäre toll, wenn richtige Fanlager entstünden.“Die als Sprintrennen konzipierten Wettkämpfe werden bei Eurosport übertragen.