Denkanstoß
Zu „Teure Sozialdemokratie“(RP vom 13. Februar): Im Denken entkernte Sozialdemokraten „entdecken“den Sozialstaat neu, dem hohen Ziel von mehr Gerechtigkeit hinterher hechelnd. Die Menge anspruchsberechtigter Sozialhilfeempfänger und zusätzlich staatlich alimentierter Bürger lässt sich weder eingrenzen noch die Anzahl bestimmter Leistungsnehmer auf eine konkrete Zahl festlegen. Schon gar nicht ohne Prüfung der Bedürftigkeit. „Kindergrundsicherung statt Kindergeld“, „Grundrente plus weitere mögliche Aufstockungsmöglichkeiten für die Bedürftigen“, „Strikte Tarifbindung und Überwachung des garantierten Mindestlohns“wären zielführender, als das momentane Fantasiegebilde der SPD-Vorderen. Neben der überaus zweifelhaften Umsetzbarkeit, sei es politisch oder rein finanziell, erkenne ich in allem eine Umerziehung vom mündigen Bürger zum unwürdigen Leistungsempfänger, der nach staatlicher Hilfe ruft. Die Selbstverständlichkeit des Arbeitens derjenigen durch Eigenverantwortung und leistungsorientiert geprägten Menschen wird weiter auf die Probe gestellt. Im Zusammenhang mit der diesjährigen Bildungsmesse Didacta haben Sie am 18. Februar wahrhaftig einen sehr guten, lobenswerten Gastbeitrag von Felix Banaszak veröffentlicht. Lobenswert finde ich die überzeugend dargestellte Schul- und Lernsituation, wie sie sein kann. Der Autor erwähnt dazu beispielhafte Städte, in denen Schulen bereits den Aufbruch zu zukunftsträchtigen Umbildungen gemacht haben - und wie sie die meisten Schüler, Lehrer und Eltern derzeit noch erleben in Gegenüberstellung zu deren gesellschaftlicher Realität. Der Autor beschreibt eine Schule der Zukunft, die im Kontext mit der aktuellen Lebenswelt von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen steht. Eine Schule, die nach außen wirkt und in die das Außen ganz selbstverständlich mit einbezogen ist. Zu „Studie fordert hohe Zuwanderung“(RP vom 13. Februar): Da wird in einer Studie, die von der Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegeben wurde festgestellt: Deutschland braucht Unmengen ausländischer Arbeitskräfte. Kein Wort von Industrie 4.0, Wegfall von Arbeitsplätzen durch Digitalisierung. Kein Wort zu den Fachkräften, die durch den Strukturwandel in den Braunkohleregionen frei werden. Kein Wort zu den erwarteten 100.000 Jobs die durch den Brexit wegfallen. Was ist mit den 2800 Opellanern aus Bochum, von denen bis heute 2500 (90 Prozent) keinen Job gefunden haben? Sorry, diese Studie sollte keinem Politiker als Denkanstoß dienen.