Tischkultur mit Spaghetti Bolognese
Im Rahmen des Tages der gesunden Ernährung kochen Flüchtlingskinder bei der Ortsgruppe Duisburg des Kinderschutzbundes im Projekt „Wir essen uns fit.“
WANHEIM Helena stutzt: „Die sehen ja aus wie Würmer“, sagt sie etwas unsicher. Ob die Würmer sich wohl jetzt gleich bewegen? Natürlich nicht. Was Helena da sieht, ist frisches Fleisch, das durch den Drehwolf am anderen Ende in Würmer ähnlichen Schnüren herauskommt. Denn: „Es gibt Spaghetti Bolognese, Salat und zum Nachtisch Obst-Vanille-Quark. Selbstgemacht“, sagt Gerhild Tobergte, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes, Ortsverein Duisburg. Als Anlass für den Kochkurs hat sie den heutigen Tag der gesunden Ernährung genommen und vier Grundschüler aus der Gemeinschaftsgrundschule Wanheim eingeladen, um nach einer selbst entworfenen Anleitungskarte gesund und dabei kostengünstig zu kochen.
Auf den ersten Blick ist die Runde klein. „Völlig gewollt“, sagt Gerhild Tobergte. „Wir wollen uns intensiv um die Kids kümmern. Das bedarf Aufmerksamkeit und eine stressfreie Atmosphäre“, erklärt die Vorstandsvorsitzende. So blieben das Erlernte und die Erlebnisse des schönen Nachmittags besser in Erinnerung und könne durch die Kinder weitergetragen werden, zum Beispiel in die Familien oder auch in die Einstiegsklasse der Flüchtlingskinder.
Khaouater (12), Ayse (8), Helena (7) und Media (9) stehen an der Arbeitsfläche in der Küche. Jeder hat seine Aufgabe. Annika Zietlow und Marlena Pogoda helfen als begleitende Anleiterinnen, wenn’s mal hakt. Die zwei Ehrenamtlichen haben sich extra für den Tag freigenommen, um bei dem Kochtag im Rahmen des Projektes „Wir essen uns fit“dabei zu sein. „Kannst du mir mal die Spaghetti-Zange geben?“, ruft Annika Zietlow Khaouater zu. „Die hier?“Das Mädchen zeigt auf eine Suppenkelle. „Dane- ben, die mit den Zacken“, führt Zietlow das Mädchen auf die richtige Spur. Schnell begreift Khaouater und angelt die Spaghettizange aus dem Porzellanpott.
Gerhild Tobergte geht es aber nicht nur um ein leckeres Mittagessen. Zuerst gab es eine kleine Lernrunde. Was ist eine Zwiebel, wie sieht eine Möhre aus und wo kommt eigentlich Sellerie her? Der Clou war die Vanille-Schote. „Was? Das ist Vanille?“, wundern sich die Kinder, als sie den breiigen Inhalt der schmalen dunklen Schote auskratzen sollen. „Das Wissen um Erzeugnisse wie Gemüse, Fleisch und Milchprodukte mit ihrem Agrar-Kreislauf ist meist dürftig“, weiß Gerhild Tobergte. Und noch ein weiterer Lerneffekt zeigt sich: Alle sprechen Deutsch. „Wie kann man sonst besser die Sprache erlernen als im Alltag. Das ist die beste Übung für fremdsprachige Kinder“, findet die Organisatorin. Bis zu 1.300 Kinder haben bereits das Projekt „Wir essen uns fit“beim Kinderschutzbund besucht.
Dabei kochen und essen die Kinder à la carte. Jedes Kind hat eine Anleitung zum Kochen bekommen, mit Bildern und einer Ablaufbeschreibung mit Pfeilen und kleinen Texten. Dass der Nachmittag stattfinden kann, hat die Kindergruppe den Duisburger Rotariern zu verdanken. die immer wieder nach Projekten und gemeinnützigen Förderprogrammen suchen, um eine finanzielle Stütze zu sein. „So haben auch wir das Essen durch die Finanzspritze kaufen können“, und ein neues Geschirr gab das Budget auch noch her. „Wer lecker essen will, muss es sich schön machen“, findet Gerhild Tobergte.
Die Geschwister Khaouater (12) und Ayse (8) decken schon den Tisch, während Helena (7) und Media (9) noch die letzten Abfälle vom Kochen beseitigen und frischen Käse zum Streuen raspeln. „Oh, das geht aber schwer“, müht sich Helena ab. Echte Arbeit haben die Kinder geleistet und der Hunger ist nun groß. Der schön gedeckte Tisch lockt die kleinen Köche an die Teller. „Ein Festmahl“, finden alle. Und da scheint es passend, dass die kleine Ayse per Zufall Geburtstag hat.