7. März 1914
Die Herrschaft von Wilhelm zu Wied dauerte nicht länger als ein halbes Jahr. Dabei hatte alles so prachtvoll begonnen: Im Februar 1914 war eine Delegation aus Albanien nach Neuwied in Rheinland-Pfalz gereist. Die Gruppe wurde ehrenvoll empfangen und hatte ein wichtiges Anliegen: Sie trug dem Adeligen aus Deutschland das höchste Amt des eigenen Landes an. Wilhelm Friedrich Heinrich Prinz zu Wied sollte Fürst von Albanien werden. Das ungewöhnliche Schauspiel war das Ergebnis der Spitzendiplomatie der europäischen Großmächte. Nach dem Ende des Balkankrieges waren die Grenzen des neuen Fürstentums Albanien festgelegt worden. Doch wer sollte es regieren? Ein Albaner sollte es nicht sein; eine neutrale Person sollte die unterschiedlichen Religionen und Gesellschaftsschichten in dem zerrissenen Land einen. Der Gesuchte durfte keiner der in Albanien vertretenen Religionen angehören und auch nicht aus einem der Länder stammen, die eigene Interessen auf dem Balkan vertraten. So fiel die Wahl auf den Protestanten zu Wied. Dieser betrat am 7. März 1914 zum ersten Mal seine neue Heimat. Er konnte nie eine stabile Regierung etablieren, musste sich stattdessen mit Aufständen auseinandersetzen und wurde von den Großmächten wenig unterstützt. Als der Erste Weltkrieg Europa ins Chaos stürzte, konnte er sich nicht mehr halten. Schon im Herbst 1914 verließ er das Land fluchtartig. Offiziell dankte er nie ab. Noch sein Sohn Karl Viktor trug den Titel
„Erbprinz von Albanien“.