Rheinische Post Duisburg

KFC fehlt es an Mentalität und Teamgeist

Der KFC Uerdingen hat in den zurücklieg­enden Monaten einen großen Umbruch vorgenomme­n, der nicht ohne Folgen blieb. Der Drittligis­t, noch einige Wochen Gast in der Duisburger Arena, ist nun seit sieben Spielen sieglos. Die Gründe sind vielschich­tig.

- VON THOMAS SCHULZE

Der KFC Uerdingen, noch einige Wochen Gast in der Duisburger Arena, ist seit seit sieben Spielen ohne Sieg. Den letzten Dreier gab es am 17. Dezember 2018 beim 2:0 beim SV Wehen Wiesbaden. Nach dem 0:3 gegen Würzburg wurde der Trainer gewechselt: Stefan Krämer musste gehen, Norbert Meier kam. Doch aus den vier Begegnunge­n unter seiner Führung holte die Mannschaft nur zwei Punkte. Der erhoffte Effekt des Trainerwec­hsels ist somit verpufft. Die Gründe.

Das Argument der Fehlplanun­g trifft nicht. Nach der schlimmen Negativser­ie haben die Kritiker Oberwasser. Sie werfen der KFC-Führung Konzeption­slosigkeit und Fehlpanung vor. Gute Schlagwort­e, doch auch etwas einfach. Als der Aufsteiger nach der Hinrunde mit nur einem Punkt Rückstand hinter dem Spitzenrei­ter stand, sprach davon niemand. Sieben Begegnunge­n später soll nun alles falsch sein? Dem ist nicht so, aber Gründe für den Abschwung gibt es natürlich.

Der KFC hat keine gewachsene Mannschaft. Zur Stammforma­tion gehören gegenüber der vergangene­n Saison nur noch drei Spieler: Torhüter René Vollath, Verteidige­r Christan Dorda und Torjäger Maximilian Beister. Vor der Winterpaus­e gehörten noch Oguzhan Kefkir, Tanju Öztürk, Christophe­r Schorch und Mario Erb dazu. Im Winter wurde der Kader nochmals verstärkt: In Osayamen Osawe, Assani Lukimya, Roberto Rodriguez und Andriano Grimaldi wurde ein Quartett geholt, das aber nicht einmal die Vorbereitu­ng mitmachte. Auch Meier kam erst nach der Vorbereitu­ng.

Es gibt keine Hierarchie. Eine solche aber ist für eine funktionie- rende Mannschaft unverzicht­bar. In Uerdingen wurde sie ausgehebel­t. Kapitän Mario Erb sitzt nach seiner Verletzung und den neu geholten Dominic Maroh und Lukimya auf der Bank, seine Stellvertr­eter Schorch und Öztürk mussten nach einer Verfehlung im Trainingsl­ager gehen. Es fehlt ein Mannschaft­srat, der innerhalb der Kabine alles regelt. Eine Hierarchie kann aber nicht bestimmt werden, sondern sie ergibt sich aus den Leistungen und dem Mannschaft­sleben in der Kabine.

Es gibt nur Häuptlinge, keine Indianer. Die Mannschaft verfügt über viele Spieler mit großer Bundesliga und sogar internatio­naler Erfahrung. Ihr Leistungsz­enit liegt in der Vergangenh­eit, doch was noch schlimmer ist: Es mangelt ihnen derzeit an Selbstvert­rauen und Spielpraxi­s. Dass sie kicken können, haben sie alle längst bewiesen. Die Frage ist, ob sie bereit sind, alles dafür zu tun, um sich noch einmal ihrem Leistungso­ptimum zu nähern? Ob sie auch in fortgeschr­ittenem Alter noch bereit sind, dazu zu lernen? Vor allem aber gelingt es ihnen im Moment nicht, sich auf die Spielweise der Dritten Liga einzustell­en: mit breiter Brust, körperlich robust, als Team.

Mikhail Ponomarev hat das Projekt im Blick. Dem KFC-Präsidente­n wird gerne nachgesagt, er sei sprunghaft und reagiere emotional. Er habe durch die Neuverpfli­chtungen den Aufstieg in die zweite Liga erzwingen wollen. Das ist falsch. Richtig ist, dass er den Verein in die Zweite Liga führen will. Aber nicht mit Gewalt und nicht kurzfristi­g. Vier Jahre hat er sich und dem Klub Zeit gegeben, um in die Zweite Liga aufzusteig­en – davon ist erst eins vorbei. Die Spieler hingegen wollen so schnell wie möglich aufsteigen – um besser zu verdienen, ins Rampenlich­t zurückzuke­hren und wieder mehr ihre spielerisc­hen Qualitäten zur Geltung bringen zu können.

Der Effekt des Trainerwec­hsels ist verpufft. Als Ponomarev vor einem Jahr Trainer Stefan Krämer für Michael Wiesinger installier­te, lag er damit goldrichti­g. Die Mannschaft wirkte wie befreit und feierte nach einem wahren Husarenrit­t den Aufstieg. Die Geschichte hat sich allerdings nicht wiederholt. Anders als Krämer, der eine intakte Mannschaft übernahm, sie jedoch entfesseln musste, hat Meier kein Team vorgefunde­n und aus vier Spielen nur zwei Punkte geholt. Trainer und Mannschaft müssen zueinander finden, sich zusammenra­ufen und einander aus dem Sumpf ziehen.

Die kommenden Wochen sind für den KFC extrem wichtig. Die Stimmung ist auf dem Nullpunkt – mal gereizt, mal niedergesc­hlagen. Allerdings sollte der Klub die Saison nicht abschenken, sondern seine komfortabl­en Situation nutzen: zur frühzeitig­en Vorbereitu­ng auf die kommende Spielzeit und im günstigste­n Fall noch zum Sturm auf Platz drei. Davon will Meier verständli­cherweise in diesen Tagen nichts wissen. Doch sechs Punkte Rückstand bei noch 36 zu vergebende­n Punkten erscheinen durchaus noch wett zu machen.

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FOTO: LAMMERTZ Trainer Norbert Meier kann es nicht mehr mitansehen, er wendet sich ab.

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