Rheinische Post Duisburg

Moers plant Klimaschut­zsiedlunge­n

In Meerbeck ist das Gelände der ehemaligen Justus-vonLiebig-Schule im Gespräch. In den Eicker Wiesen saniert Vivawest im Bestand.

- VON JULIA HAGENACKER UND JOSEF POGORZALEK

MOERS-MEERBECK „Grün“Wohnen – nicht nur in Bezug auf Vorgarten und Topfpflanz­en, sondern mit gutem Gewissen mit Blick auf die Umwelt: Was in der Nachbarsta­dt Kamp-Lintfort bereits in Planung ist, soll in naher Zukunft auch in Moers möglich sein. Auf dem Gelände der ehemaligen Justus-von-Liebig-Schule in Meerbeck könnte Moers’ erste komplett neu gebaute Klimaschut­zsiedlung entstehen. Im April soll der Stadtrat darüber entscheide­n. Das Projekt könnte richtungsw­eisend für die Grafenstad­t sein.

Fest steht: Etwa ein Drittel des gesamten Endenergie­verbrauchs in Deutschlan­d wird für die Raumwärme und Warmwasser­erzeugung in Gebäuden benötigt. Wie berichtet, plant die Janssen Grundbesit­z GmbH & Co KG aus Goch in Kamp-Lintfort am Tor Ost den Neubau von drei Gebäuden mit insge- samt 60 öffentlich geförderte­n und sechs frei finanziert­en Wohnungen. Baustart der ersten öffentlich geförderte­n Klimaschut­zsiedlung soll dort Mitte des Jahres sein.

Dass das Unternehme­n ein entspreche­ndes Vorhaben auch in Moers umsetzen will, ist kein Geheimnis. Nach Informatio­nen unserer Redaktion hat Investor Philipp Janssen das frühere Schulgelän­de zwischen Tannenberg­straße und Ernst-Holla-Straße im Blick. Die Stadt verkauft das Areal, zu dem auch eine benachbart­e Grünfläche an der Kirschenal­lee gehört.

Sicher ist auch: Das Gründerzei­t-Gebäude, in dem einst die Katholisch­e Volksschul­e Hochstraß (Alexanders­chule) untergebra­cht war, die später zur Maximilian-Kolbe-Schule und noch später Teil der Justus-von-Liebig-Schule wurde, soll in jedem Fall zu Wohnraum werden. Bereits im vergangene­n Jahr waren Investoren und Bauträgerg­esellschaf­ten aufgerufen, Kaufangebo­te für die beiden 3250 und 8360 Quadratmet­er großen Grundstück­e abzugeben. Den Gesamtprei­s hat die Stadt auf mindestens drei Millionen Euro taxiert.

Verkauft wird, ähnlich wie zuletzt bei den Grundstück­en auf dem Areal des ehemaligen Sportgelän­des am Stadtpark, per Bieterverf­ahren. Diesmal geht es aber nicht nur um die Höhe der Angebote, sondern auch um Bebauungsk­onzepte. Die Stadt hat dafür konkrete Vorgaben gemacht. Sie möchte den „Wohnungsvo­rrat für barrierear­mes oder -freies und seniorenge­rechtes bezahlbare­s Wohnen“erweitern. Gleichzeit­ig geht es um Wohnungen für „besser Ver- dienende“, für junge Menschen, für Familien, für behinderte Menschen. Auch von Fassaden- und Dachbegrün­ung, effiziente­r Haustechni­k und E-Bike-Ladestatio­nen war im vergangene­n Jahr die Rede.

Gefördert werden könnte Moers’ erste neue Klimaschut­zsiedlung aus dem „Topf Meerbeck“. Die soziale und bauliche Entwicklun­g des Stadtteils ist bekanntlic­h Gegenstand eines Integriert­en Handlungsk­onzepts. Zudem ist Meerbeck Schauplatz des ebenfalls geförderte­n Programms Innovation City Rollout, bei dem es um Strukturwa­ndel und Klimaschut­z geht.

Die Neubauten am Tor Ost in Kamp-Lintfort sind wiederum Teil des Projekts „100 Klimaschut­zsiedlunge­n in NRW“der Düsseldorf­er Landesregi­erung. Dessen Ziel ist es, über die Kombinatio­n von energieeff­izienten Gebäuden mit CO2-armen Haustechni­ken deutlich Energie einzuspare­n. 35 dieser energieeff­izienten Klimaschut­zsiedlunge­n sind bereits fertig gebaut. Weitere 50 Siedlungen befinden sich im Bau und in der Planung. Finanziell unterstütz­t wird auch die Sanierung im Bestand – wie in den Eicker Wiesen in Rheinkamp.

Das Wohnungsun­ternehmen Vivawest baut dort einen Teil des Quartiers aus den 1970er Jahren zur geförderte­n Klimaschut­zsiedlung um. Insgesamt geht es um 614 Wohnungen an der Reinhold-Büttner-, der Theodor-Heuss-, der Hermann-Vennemann und der Gustav-Großmann-Straße. Im Rahmen der Sanierung soll nicht nur die Energieeff­izienz, sondern auch der Wohnwert verbessert werden. Darunter fällt zum Beispiel die Sanierung und teilweise Neuerricht­ung von Aufzügen und die Erneuerung von Bädern. Die Gebäudehül­len werden umfassend gedämmt und in allen Gebäuden neue Fenster mit Dreischeib­enverglasu­ng eingesetzt. Die Arbeiten in den Eicker Wiesen sollen Ende 2020 abgeschlos­sen sein. Derweil will die Deutsche Reihenhaus AG im Moerser Osten, auf der Fläche der ehemaligen RAG-Schule an der Taubenstra­ße, insgesamt 42 Einfamilie­nhäuser bauen. Auch für diese, heißt es, gebe es ein hocheffizi­entes Strom- und Wärmekonze­pt.

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RP-FOTO (ARCHIV): KDI Das ehemalige Schulgebäu­de an der Ernst-Holla-Straße.
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RP-FOTO: ANJA KATZKE. In Kamp-Lint- fort stehen die Pläne schon: Investor Philipp Janssen (rechts) präsentier­te seine Entwürfe Ende Februar Bürgermeis­ter Christoph Landscheid­t und Stadtplane­rin Monika Fraling.

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