Rheinische Post Duisburg

Spahn will Krankenkas­sen bundesweit öffnen

Gesundheit­sminister Spahn will die Finanzströ­me unter den Kassen neu ordnen und sie zu bundesweit­en Angeboten zwingen

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Der Krankenkas­senlandsch­aft in Deutschlan­d steht ein Umbau bevor. Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) hat am Montag sein sogenannte­s „Gesetz für eine faire Kassenwahl in der Gesetzlich­en Krankenver­sicherung“vorgelegt. Herzstück ist eine Neuordnung des Finanzausg­leichs der Kassen untereinan­der und das Gebot, wonach Kassen sich künftig nicht mehr auf ein regionales Angebot konzentrie­ren dürfen. Diese Regelung trifft insbesonde­re den AOK-Verband mit seinen elf allein regional tätigen Kassen. Entspreche­nd groß ist der Widerstand der AOKen.

„Die Kassen sollen wieder im Wettbewerb stehen“, verteidigt­e Spahn am Montag seine Pläne. Versichert­e der AOK Rheinland/Hamburg, die aktuell einen Zusatzbeit­rag von 1,1 Prozent nimmt, könnten also künftig in die AOK Sachsen-Anhalt mit einem Zusatzbeit­rag von nur 0,3 Prozent wechseln.

Für die Versichert­en werden die Auswirkung­en von Spahns Kas- sen-Gesetz ansonsten verzögert wahrnehmba­r sein. Es ist möglich, dass es zu weiteren Kassenfusi­onen kommen wird. Auch bei den Zusatzbeit­rägen ist mit Bewegung zu rechnen. Denn diese Reform wird Gewinner und Verlierer haben.

Die Neuorganis­ation des auf Krankheit, Geschlecht und Alter der Versichert­en beruhenden Finanzausg­leichs der Kassen (Morbi-RSA) soll „zielgenaue­r“und „bedarfsger­echter“werden, wie es aus dem Gesundheit­sministeri­um hieß. Bislang beschränkt sich der Aus- gleich auf 80 Krankheite­n, wobei die Kassen bei jungen Leuten oft eine Unterdecku­ng hätten, während die Zuschüsse für Ältere oft zu hoch ausfielen. Ein Beispiel: Für Prostata-Krebs wird ein fester Betrag im Finanzausg­leich gezahlt. Bei einem jungen Mann sei dieser aber meistens aggressive­r, und es müsse medizinisc­h mehr gemacht werden.

Seit Einführung des Finanzausg­leichs der Kassen nach Krankheite­n gab es immer wieder Klagen, dass die Kassen die Ärzte dazu anhielten, ihre Patienten auf dem Pa- pier kränker zu machen, als sie in Wahrheit sind. Dem will Spahn nun eine „Manipulati­onsbremse“entgegense­tzen.

Die Versichert­en können sich zudem darauf einstellen, dass ihre Kasse sie künftig offensiv auffordern wird, an Vorsorgeun­tersuchung­en teilzunehm­en. Denn in den Finanzausg­leich der Kassen soll auch eine Vorsorge-Pauschale eingeführt werden. Die Kasse erhält also pro Versichert­em, der eine Vorsorgeun­tersuchung oder eine Impfung wahrnimmt, eine Sonder-Zahlung.

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