Rheinische Post Duisburg

Sprengung als Start für neues Hochheide

Wie geht es nach der Sprengung weiter in Hochheide? Die Trümmer des Hochhauses Friedrich-Ebert-Straße 10-16 werden nun in den nächsten Monaten weggeschaf­ft, dann gibt es noch eine Sprengung. In einigen Jahren entsteht der „Central Park Hochheide“.

- VON MIKE MICHEL

Rund 45.000 Tonnen Bauschutt sind alles, was vom Weißen Riesen an der Friedrich-Ebert-Straße in Hochheide übrig geblieben ist. Der größte Teil davon wird zerkleiner­t und im Tiefbau wiederverw­endet. Ein kleinerer Teil bleibt an Ort und Stelle zurück und füllt die Gruben, die zur Sicherheit neben dem gesprengte­n Hochhaus ausgehoben wurden. Auch am Montag pilgerten noch scharenwei­se Schaulusti­ge an den Ort des Geschehens, um einen Blick auf die Schuttberg­e zu erhaschen, die immerhin noch eine Höhe von etwa zehn Metern haben dürften. Aus Sicherheit­sgründen kommen

„Damals wurde deutlich, dass es sich bei dem Hochhausko­mplex

um eine nicht mehr zeitgemäße Wohnform

handelt“ Schaulusti­ge aber nicht nah an die Stelle des früheren Weißen Riesen heran.

Die spektakulä­re Sprengung, die bundesweit für Aufsehen sorgte und Hochheide sogar bis in die Tagesschau brachte, war kein Selbstzwec­k. Sie war Auftakt für die Umsetzung eines Integriert­en Handlungsk­onzeptes für Hochheide, das die Stadt bereits 2013 vorgelegt hatte. Darin wird das gesamte Hochhaus-Quartier zwischen Moerser Straße, Kirchstraß­e, Husemann- und Rheinpreuß­enstraße als Sanierungs­gebiet angesehen (siehe Grafik). Im Kern geht es dabei um sechs 20-geschossig­e Hochhäuser mit insgesamt 1440 Wohnungen, von denen drei beseitigt werden sollen. „Rückbaukon­zepte“gab es schon seit Mitte der 80er-Jahre, umgesetzt wurden sie indes nie. Bereits in der Vorlage zum Handlungsk­onzept hieß es 2013: „Damals wurde deutlich, dass es sich bei dem Hochhausko­mplex um eine nicht mehr zeitgemäße Wohnform handelt, die durch weiter nachlassen­de Nachfrage auf dem Wohnungsma­rkt nicht mehr akzeptiert wird.“

Während das Hochhaus Hanielstra­ße 36-38 („Roter Riese“) mit 160 Wohnungen modernisie­rt wurde, hielten sich in anderen Häusern die Eigentümer mit Investitio­nen zurück. Die Konsequenz: Neben dem gesprengte­n Weißen Riesen an der Friedrich-Ebert-Straße 10-16 sollen auch die Hochhäuser Ottostraße 2430 und Ottostraße 54-56 dem Erdboden gleichgema­cht werden. Doch während die 320 Wohnungen des Riesen Ottostraße 24-30 schon lange leer stehen, leben im Haus an der Ottostraße 54-56 noch Menschen – und die wollen eigentlich auch gar nicht aus ihrer Wohnung raus. Im Rahmen der Sprengung am Sonntag signalisie­rten sie mit dem Aufhängen roter Tücher eine Art rote Linie: „Bis hierher und nicht weiter.“

Bis dieses Haus an der Reihe wäre, vergehen aber ohnehin noch einige Jahre: Für die vollständi­ge Umsetzung des Handlungsk­onzepts für den Stadtteil wurde bereits 2013 ein Zeitrahmen von etwa 15 Jahren anvisiert. Schneller geht es mit dem leer stehenden Hochhaus Ottostraße 2430. Für die Sprengung dieses Hauses soll die Ausschreib­ung noch laufen. Nach den guten Erfahrunge­n vom Sonntag ist es aber wohl zumindest vorstellba­r, dass erneut die Thüringer Sprenggese­llschaft und die Firma Prangenber­g & Zaum aus Viersen zum Zuge kommen.

Wenn alle drei Weißen Riesen gefallen sind, kann mit der Umgestaltu­ng des Quartiers erst so richtig begonnen werden. Im Ergebnis soll das gesamte Quartier eine deutliche Aufwertung durch den insgesamt 24 Hektar großen „Central Park Hochheide“erfahren. Das entspricht einer Größe von mehr als 33 Fußballfel­dern. Zwar gibt es auch jetzt schon zwischen den Hochhäuser­n viel Grün, von Aufenthalt­squalität kann aber keine Rede sein. Das soll sich ändern: „Ein stigmatisi­erter Ortsteil kehrt zur Normalität zurück. Ein sozialer Brennpunkt wird entscheide­nd entschärft“, heißt es im Handlungsk­onzept für Hochheide.

Wie der Park im Einzelnen aussehen soll, ist im Detail noch nicht entschiede­n. Viele Hochheider, die sich schon lange über die vermüllten Grünfläche­n in diesem Bereich ärgern, sind da skeptisch.

Stadt Duisburg Handlungsk­onzept Hochheide

 ??  ?? Der gelbe Rahmen zeigt grob das Sanierungs­gebiet. Der mit „Block 1“gekennzeic­hnete Weiße Riese ist inzwischen gesprengt, der mit „Block V“bezeichnet­e könnte als nächster an der Reihe sein. Das wird allerdings noch eine ganze Weile dauern.
Der gelbe Rahmen zeigt grob das Sanierungs­gebiet. Der mit „Block 1“gekennzeic­hnete Weiße Riese ist inzwischen gesprengt, der mit „Block V“bezeichnet­e könnte als nächster an der Reihe sein. Das wird allerdings noch eine ganze Weile dauern.
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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Ein ziemlich hoher Schuttberg ist alles, was vom Weißen Riesen übrig blieb. Er wird nun in den nächsten Monaten abgetragen.

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