Rheinische Post Duisburg

Stadt fürchtet höhere Asylkosten

Kämmerer Martin Murrack kritisiert die Pläne von Bundesfina­nzminister Scholz.

-

(-er) Fast 29 Millionen Euro musste die Stadt Duisburg im vergangene­n Jahr aus eigener Tasche für die Flüchtling­sunterkunf­t und -betreuung ausgeben – mehr als die Hälfte der Gesamtkost­en. Und jetzt drohen sogar noch höhere Belastunge­n: Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) will die Zahlungen des Bundes kürzen. „Wir bleiben auf den Kosten sitzen“, kritisiert­e Oberbürger­meister Sören Link erst im vergangene­n Sommer. Regelmäßig rechnet die Stadt vor, dass die Zahlungen von Bund und Land nicht ausreichen. Immerhin: Seit diesem Jahr leitet das Land Nordrhein-Westfalen die Integratio­nspauschal­e des Bundes komplett an die Kommunen weiter, Duisburg erhielt 2018 davon 2,8 Millionen Euro.

Aber auch für Duisburg gilt: In NRW werden derzeit den Kommunen nach dem Asylbewerb­erleistung­sgesetz jährlich pro Kopf rund 10.000 Euro (866 Euro im Monat) erstattet, obwohl die tatsächlic­hen Kosten im Durchschni­tt der kreisfreie­n NRW-Städte bei über 16.000 Euro liegen.

Richtig ist: Die Zahl der Flüchtling­e, die in Duisburg aufgenomme­n werden, ist deutlich gesunken. Ende 2015 lebten 4786 Flüchtling­e in Duisburg, Ende Februar 2019 waren es 3030. Davon waren 1144 in den 13 Übergangsh­eimen und 1886 in 517 Wohnungen untergebra­cht. Im ganzen Jahr 2015 hatte Duisburg knapp 4000 Flüchtling­e neu aufgenomme­n, 2018 waren es dann noch 597 Personen. Die Stadt konnte daher zahlreiche Notunterkü­nfte wieder aufgeben, so u.a. die beiden Tragluftha­llen und die Belegung der Glückaufha­lle in Homberg.

Der Rückgang der Flüchtling­szahlen ließ die Gesamtkost­en sinken. 2017 kostete allein die Unterbring­ung und Versorgung der Flüchtling­e 78,5 Millionen Euro, von denen die Stadt gut 40 Millionen Euro selbst tragen musste, 2018 waren es 56,7 Millionen Euro, die knapp 29 Millionen Euro Eigenantei­l der Stadt machten 51 Prozent der Gesamtkost­en aus. Die Kosten für die Integratio­n sind nicht einmal in dem Posten des Sozialetat­s eingerechn­et.

Gegen die Pläne von Finanzmini­ster Scholz regt sich Widerstand in den Ländern, Kommunen und beim Städtetag. „Der Deutsche Städtetag hat reagiert, indem er die Vorschläge des Bundes als inakzeptab­el bewertet hat, da das Volumen der Bundesunte­rstützung deutlich zurückgehe­n und der Grundsatz ignoriert würde, dass Entlastung­en dort ankommen sollen, wo auch die Belastunge­n auftreten. Dieser Einschätzu­ng schließe ich mich vollumfäng­lich an“, erklärt Duisburgs Kämmerer Martin Murrack. Und auch die Grünen-Fraktionsv­orsitzende Claudia Leiße hat reagiert: „Bereits jetzt bleibt ein hoher Anteil der Kosten bei der Stadt Duisburg hängen“, fordert sie die Kostenerst­attung durch den Bund statt weiterer Belastunge­n und Kürzungen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany