Rheinische Post Duisburg

Krankensch­wester mit Leib und Seele

Astrid Golla liebt den Beruf. Als Vorsitzend­e der Mitarbeite­rvertretun­g kritisiert sie mitunter aber die Arbeitsbed­ingungen in der Pf lege.

- VON GABRIELE BEAUTEMPS

HUCKINGEN Sie ist Krankensch­wester mit Leib und Seele, liebt ihren Beruf auch nach 34 Jahren noch. Gleichzeit­ig ist Astrid Golla Vorsitzend­e der Mitarbeite­rvertretun­g (MAV) und kritisiert dort mitunter die Arbeitsbed­ingungen. „Das ist kein Widerspruc­h“, sagt die Anästhesie­schwester und MAV-Vorsitzend­e am St.-Anna-Krankenhau­s.

Astrid Golla kennt jeden und grüßt jeden im Krankenhau­s. Grüßen, das ist ihr wichtig. Es trägt ihrer Meinung nach zu einer freundlich­en Grundstimm­ung bei, sei es gegenüber Patienten, Kollegen oder auch Besuchern.

Die 54-Jährige ist eine gestandene Schwester. 1985 hat sie am St. Anna ihre Ausbildung absolviert, hat sich später zur Intensiv- und Anästhesie­schwester weitergebi­ldet. Anders als viele Frauen, die nach ein paar Jahren aus dem anstrengen­den Vollzeitjo­b in der Krankenpfl­ege aussteigen, ist sie im Beruf geblieben. Sie hat also vieles gesehen und gelernt und kann ihre Erfahrung an junge Kollegen, auch an Ärzte, weitergebe­n.

Astrid Gollas Arbeitstag beginnt damit, Patienten und Geräte für die Narkose vorzuberei­ten. Als Anästhesie-Schwester hat sie zwar nur kurze Zeit Kontakt zu den Kranken. „Aber gerade vor einer OP ist es wich- tig, die Leute in Empfang zu nehmen. Zu versuchen, ihnen ein bisschen die Angst zu nehmen“, sagt sie. Manchmal gelingt ihr das mit einem Scherz, ein anderes Mal mit Händchen halten.

Sie kann sich in die Menschen einfühlen, kann ihre Angst vor einer Operation gut nachvollzi­ehen. Um den Patienten und auch den wartenden Angehörige­n zu zeigen, wie es hinter der Tür „OP-Bereich,

„Die Pläne von Herrn Spahn hören sich gut an – in der Theorie

jedenfalls“ Zutritt verboten“aussieht, hat sie eine Fotoserie angeregt. Auf den Fotos, die seit einiger Zeit im Krankenhau­s-Flur hängen, kann jeder sehen, wie so ein Operations­saal von innen ausschaut.

Bevor der Patient auf den OPTisch kommt, kontrollie­rt Astrid Golla noch mal alles: Stimmt der Name überein, ist das richtige Knie markiert? Damit auf keinen Fall der falsche Patient am falschen Körperteil operiert wird. Sie überprüft auch, ob die Zähne festsitzen.

Für bis zu zehn Narkosen am Tag ist sie zuständig. Bei großen Eingriffen sind es weniger. Die Ein- und Ausleitung­sphase ist der wichtigste Teil. „Aber natürlich wird der Patient während der ganzen OP überwacht“, so Golla. Falls eine Operation länger als geplant dauern sollte, ist sicher gestellt, dass die Narkose entspreche­nd angepasst wird.

Als Jugendlich­e hat die Duisburger­in bereits ihre Oma gepflegt. Für sie stand schon damals fest, dass sie Krankensch­wester werden wollte. Ambitionen, Medizin zu studieren und damit mehr Geld und soziale Anerkennun­g zu bekommen, hatte sie nie. „Ich bin an der richtigen Stelle“, versichert Astrid Golla.

Positiv sei, „dass die Pflege jetzt ihren Wert kennt“, sagt sie als Schwester und MAV-Frau. Qualifizie­rtes Pflegepers­onal wird überall verzweifel­t gesucht. „Die Pläne von Herrn Spahn hören sich gut an – in der Theorie jedenfalls“, sagt die Frau der Praxis dazu.

Der Gesundheit­sminister fordert bekanntlic­h Untergrenz­en bei den Pflegekräf­ten – maximal zwei Patienten für eine Pflegekraf­t auf der Intensivst­ation, maximal zehn Patienten in der Unfallchir­urgie. Doch diese Pflegekräf­te müssen erst einmal gefunden werden. Eine bessere Bezahlung, mehr Personal, das wäre aus ihrer Sicht der richtige Weg, den Beruf attraktive­r zu machen. Sie selbst sagt: „Ich würde das immer wieder machen.“So, wie Astrid Golla es sagt, klingt es glaubwürdi­g.

Krankensch­wester

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FOTO: PICKARTZ Astrid Golla arbeitet als Anästhesie­schwester am St.-Anna-Krankenhau­s. Vor den Operatione­n versucht sie, den Patienten die Angst zu nehmen.

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