Ein Storch im eigenen Garten
Maike Münster hat auf ihrem Grundstück vor einem Jahr eine Nisthilfe gebaut. Nun ist tatsächlich Meister Adebar eingezogen. Videos vom ersten Klappern gibt es im Internet.
BAERL (jum) Den 5. März 2019 wird Maike Münster nie mehr vergessen. An diesem Tag zog Manni ein. Er blieb eine Viertelstunde, inspizierte das neue Heim und machte sich wieder vom Acker. Am nächsten Tag hielt er es zwei Stunden aus, danach blieb er die ganze Nacht. Bingo! Für die Hausherrin ist ein Traum in Erfüllung gegangen „Das habe ich mir so sehr gewünscht. Ich wollte schon immer einen Storch im Garten haben.“
Maike Münster und ihr Freund Christian Wolff haben den neuen Untermieter fürs erste „Manni“getauft, in der Hoffnung, dass es tatsächlich ein männliches Tier ist. Geklappert hat er auf jeden Fall schon. „Das ist ein gutes Zeichen“, hat Vogelkenner Peter Malzbender den beiden gesagt.
Den klappernden Storch hat Maike in aller Ruhe filmen können, denn das Nest steht so günstig, dass sie das Tier sogar aus ihrem Bett heraus beobachten kann. Ein Zimmer mit Aussicht, das sie auch mit anderen teilt. Via Youtube lässt Maike Münster alle, die mögen, an ihrem Baerler Storchenglück teilhaben.
Manni, wie er auf einem Bein im Nest thront. Manni beim Abflug. Manni mit vom Wind zerzaustem Gefieder. „Das ist ein so superschönes Tier“, schwärmt Maike Münster. Dass der Storch nun bei ihr ist, hat übrigens mit dem Sturm Friederike zu tun. Als das Orkantief im Januar 2018 die mächtigen Tannen in ihrem Garten abknicken ließ, setzte die Baerlerin den Traum vom Storchennest endlich um. Denn durch Zufall lernte sie einen Industrieund Baumkletterer kennen, der das Herzensprojekt in luftiger Höhe gemeinsam mit ihr umsetzte.
Ganz oben auf dem vom Sturm unversehrten Stamm einer Tanne bauten die beiden die Nisthilfe für den Storch. Mit einem Flaschenzug musste das imposante Nest aus Holz und Birkenreisig, gefüllt mit Heu und Eichenhackschnitzeln, hochgezogen werden. Ende März des vergangenen Jahres wurde es fertig. Seitdem hatte Maike Münster auf einen Storch gehofft. Ein paar Nilgänse waren zwischenzeitlich zu Gast. Danach war das Nest fast ein ganzes Jahr lang leer – bis Manni einzog.
Nach seinem allerersten Kurzbesuch am 5. März hatte sich der Storch beim Abflug einen Schnabel voller Material aus dem Nest mitgenommen. Offenbar hatte er schon einen anderen Nistplatz ins Auge gefasst. Doch dann kehrte er zurück, ließ sich in dem Nest nieder und entwickelte so etwas wie eine Alltagsroutine. „Morgens gegen 6.30 Uhr ist er meist weggeflogen, dann war er oft gegen neun oder zehn Uhr noch mal da und dann wieder abends zur Dämmerung.“
Aber als sich Maike Münster und Christian Wolff an die Zeiten des Storches gewöhnt hatten, da verschwand das Tier. „Seit letzter Woche Freitag haben wir ihn nicht mehr gesehen“, wundert sich Maike. Kurz zuvor hatte er im Nest gesessen und sehr mitgenommen ausgesehen. „Vielleicht hat er mit einem anderen Storch gekämpft.“
Vom Rheinberger Heesenhof, der schon seit Jahren ein Storchenpaar beherbergt, hatte Maike Münster gehört, dass es dort Streit mit einem fremden Tier gegeben hat – möglicherweise war das ja ihr Manni. „Man kann ihn ganz gut erkennen, weil er drei Punkte an den Rändern der Flügel hat“, beschreibt sie ihn. „Ich würde mich so freuen, wenn sich Leute melden, die ihn irgendwo sehen.“
Doch selbst wenn sich Manni nun doch noch eine andere Bleibe gesucht hat – ein Happyend wird diese Geschichte trotzdem haben. Der Baumkletterer heißt nämlich Christian Wolff. Er baute das Nest im Baerler Garten und blieb. Nicht gesucht und doch gefunden. Wer sagt eigentlich, dass ein Storch immer Kinder bringen muss? Liebe hat er auch im Gepäck!