Action Painting und ein Krokodil
Die Ausstellung „Von mir aus“im KIT zeigt die Arbeiten von vier jungen Fotokünstlern.
Das KIT betritt man über die steile Treppe Richtung Kellergeschoss, und unten angekommen, begegnet einem ein hängendes Krokodil.
Alexander Romey hat es aufgehängt: eine große Stoffbahn, die von einer der wenigen Luken, die von oben Tageslicht spenden, bis auf den Boden des Ausstellungshauses reicht. Darauf zu sehen ist ein Handtuchheizkörper – die Dinger mit den horizontalen Rohren –, links oben ein Kleidungsstück, daneben das Krokodil. Ein grünes großes Ding, Modell „Patrull“, eine Badewannenmatte, beliebt in Haushalten mit Kindern, ein Bestseller von Ikea. Romey zeigt die Krokodil-Matte um ein Vielfaches vergrößert und von der mit Noppen beschichteten Rückseite. Wenn man näher herantritt, sieht man die Gebrauchsspuren.
Er wolle „eine andere Sichtbarkeit der Dinge“erzeugen und „die Welt durch die Fotografie greifbar machen“, sagt Alexander Romey, einer von vier Fotokünstlern, deren Arbeiten im KIT (Kunst im Tunnel) gezeigt werden. „Von mir aus“heißt die neue Ausstellung, den Titel haben die Künstler, die von der Aka- demie kommen, selbst gewählt. Es soll gewissermaßen um Standortbestimmungen gehen, um existenzielle Fragen danach, was es bedeutet, in der Welt zu sein und wo man sich positioniert. Romey versucht in seinen Arbeiten, einen anderen Blick auf das Gewöhnliche zu entwickelt, seine wandfüllende Tapetenarbeit „The Fall (Shower)“etwa zeigt Wassertropfen in der Dusche, im Bild sind sind eingefroren. Ro- mey hat sie ebenfalls stark vergrößert.
Einen Blick auf sie selbst gewährt Arisa Purkpong. Die 23-Jährige hat sich während der Arbeit im Atelier filmen lassen und das Video „Leider ohne Titel“genannt.. Man sieht und hört die Künstlerin, wie sie eine großformatige Fotografie übermalt. Zwischendurch raucht sie, manchmal singt sie. „Die japanische Tusche ist einfach wundervoll“, schwärmt sie vor dem nächsten Farbauftrag. „Action Painting 2019“, nennt Kuratorin Gertrud Peters das. Ergebnisse dieser Arbeit sind nun ebenfalls im KIT zu sehen. Im Ausstellungshaus hinterließ Arisa Purkpong zudem eine Ansicht ihrer privaten Bildspeicher: ausgedruckte Bilder, die sie auf dem Boden verteilte und an eine der Wände klebte. Als sie damit fertig war, ließ sie ein Baugerüst und ihre Schuhe stehen. Fortsetzung folgt offenbar.
Gegenüber dieser Zettelwirtschaft hängt eine bemerkenswerte Arbeit von Conrad Müller, die dazu im schönen Kontrast steht. „Grau II“heißt das auf alten Diafilmen basierende großformatige Werk, dessen Titel Programm ist. Man erkennt darin Strukturen und Muster oder fühlt sich ans weiße Rauschen alter Röhrenfernseher erinnert. Wer sich „Grau II“ansehen möchte, sollte Stehvermögen oder einen Hocker mitbringen, man kann davor nämlich reichlich Zeit verbringen. Die Arbeit hat einen hohen Kontemplationsfaktor.
Komplettiert wird „Von mir aus“im letzten Winkel des KIT, dort wo die Wände des Ausstellungshauses spitz zusammenlaufen. Hier hat Donja Nasseri eine biografisch motivierte Installation eingerichtet. Die Künstlerin, Jahrgang 1990, hatte zuletzt festgestellt, dass unter ihren Altersgenossen plötzlich Hochzeiten ein großes Thema sind. Im KIT hat sie einen Teppich ausgelegt, bedruckt mit Zeilen eines afghanischen Hochzeitslieds und passenden Illustrationen. Flankiert wird der Weg von Fotocollagen; wer ihn abschreitet, landet allerdings nicht vor einem Altar, sondern in einer Sackgasse.
Info „Von mir aus. Junge Fotografie aus Düsseldorf“ist bis zum 16. Juni im KIT, Mannesmannufer 1b, zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags, 11 bis 18 Uhr. Eintritt vier, ermäßigt drei Euro.