Rheinische Post Duisburg

Leben im Landhaus-Chic

Jetzt wird es behaglich: Bei diesem Trend ist Minimalism­us in den eigenen vier Wänden verboten und ganz viel Farbe erlaubt.

- VON HANS ONKELBACH

DÜSSELDORF Niemals unterschät­ze man den Einfluss von Filmen auf den Geschmack der Menschen. Und das gilt nicht nur für Kleidung, sondern auch für Haustiere (Lassie, 101 Dalmatiner, Labradore als Familienhu­nde) und die Art, wie wir wohnen möchten.

Wer sieht, wie die Stars der US-Kassenschl­ager in wunderschö­nen Häusern der Hamptons an der amerikanis­chen Ostküste nicht weit von New York in großzügige­n Wohnzimmer­n vor dem offenen Kamin sitzen, Drinks schlürfen und entspannt auf farblich abgestimmt­e Sessel, Sofas und Vorhänge blicken, der denkt nicht selten: Das will ich auch. Egal, ob man in München, Düsseldorf oder Neheim-Hüsten wohnt.

Kein Problem, werden ihm die Möbelhäuse­r sagen – haben wir alles da! Verspielte Stoffe, verschnörk­elte Möbel, große, wuchtige Polster. Dazu passende Teppiche und häufig in ruhigen, aber kräftigen Farben (kein Weiß, höchstens Eierschale) gestrichen­e Wände. Erstmals sahen die Deutschen in solchen Filmen, dass man Wände nicht nur in weißer Raufaser, sondern durchaus in dunklen Grün-, Rot- oder Blautönen präsentier­en kann. Den Mut zur Farbe holte man sich in – buchstäbli­ch – schönen Vorbildern, auch wenn Anstreiche­r oft nicht glauben wollten, was sie da auf die Wände pinseln sollten. Am Ende nahmen sie Fotos solcher Zimmer dann auf ihre Internetse­ite, um andere Kunden davon zu überzeugen, dass Weiß eben nicht das Maß aller Dinge ist.

Zu diesem Stil, der das absolute Gegenteil von minimalist­isch ist, gehören entspreche­nde Stehund Tischlampe­n (Deckenleuc­hten scheinen Tabu zu sein) und der niedrige Couchtisch, der – gern auf zwei Ebenen – allerlei dicke Bildbände trägt. Ihr Inhalt sind Filmstars, Maler, Architekte­n, Naturfotos – diese oft kiloschwer­en Bücher sind jedoch nicht dazu da, aufgenomme­n oder gar angeschaut zu werden. Dafür sind sie viel zu schwer. Sie sind reine Deko, sollen die Weltläufig­keit des Haus- oder Wohnungsin­habers belegen, also Eindruck schinden. Was auch meist gelingt, denn sie machen optisch was her, und werden genau zu diesem Zweck gestaltet.

Unmittelba­r daneben steht immer ein voluminöse­s Sofa mit einer Unzahl von unterschie­dlich großen Kissen, sämtliche Sessel sind sehr großzügig und laden zum Mittagssch­läfchen ein, Wolldecken liegen bereit, nicht weit entfernt gibt es einen dezenten Tisch mit einigen Karaffen und einem Eiskübel, falls es einen Schlummert­runk braucht.

Dieser Stil, der unter dem Begriff Landhaus firmiert, zieht sich gern durchs ganze Haus. Selbst die Küche, innen natürlich auf dem neuesten Stand, übernimmt die Optik jener stets sehr behagliche­n Küchen früherer Jahrzehnte. Also muss entspreche­ndes Material her wie Kup

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FOTO: ISTOCK Wer sein Zuhause im Landhaus-Stil einrichtet, setzt auf Gemütlichk­eit. Im Wohnzimmer gehört ein großes Sofa mit vielen Kissen dazu – natürlich schön bunt.

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