Rheinische Post Duisburg

Referendar­e wollen nicht nach Duisburg

105 von 175 freien Stellen konnten nicht besetzt werden. Nur für eine von 25 Stellen an Förderschu­len fand sich ein Bewerber.

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(ma) Auch das jüngste Verfahren für die Besetzung freier Lehrerstel­len ist vor allem für die Duisburger Grund- und Förderschu­len mit einem ernüchtern­den Ergebnis verlaufen. Von 175 ausgeschri­ebenen Stellen konnten 105 nicht besetzt werden. Gescheiter­t ist auch der Versuch, zum 1. Mai mehr Referendar­e an Duisburger Grundschul­en auszubilde­n: Nur die Hälfte der 100 Lehramtsan­wärter nahm das Einstellun­gsangebot an. Besonders prekär bleibt die Versorgung der Förderschu­len. Hier konnte nur eine von 25 Stellen besetzt werden, berichtet Frank Börner: „Das bedeutet unweigerli­ch in der Folge einen massiven Unterricht­sausfall, den die verbleiben­den Kollegen nicht auffangen können. So fallen wöchentlic­h in ganz Duisburg 2865 Unterricht­sstunden aus“, so der SPD-Landtagsab­geordnete.

Heftige Kritik hagelte es im Schulaussc­huss von der SPD-Fraktion für Schulminis­terin Yvonne Gebauer, weil sie in einer Antwort auf eine Resolution der Kommunalpo­litiker mit Vorschläge­n zur Linderung des Lehrermang­els erneut die Zuweisung von Pädagogen nach Duisburg ablehnt.

Doch schon Referendar­e meiden die Grundschul­en in Duisburg. Statt wie üblich 50 hatte die Bezirksreg­ierung Düsseldorf

90 Lehramtsan­wärtern ein Einstellun­gsangebot gemacht – fast die Hälfte nahm es nicht an. „Vor allem die Bewerber aus den westfälisc­hen Landesteil­en wollen nicht nach Duisburg“, so Martina WilmsErnst, Leiterin des Zentrums für schulprakt­ische Lehrerausb­ildung (ZfsL) in Neudorf. „Sie warten offenbar lieber bis zum nächsten Einstellun­gstermin am 1. November, angesichts des Mangels bekommen sie auch eine Übergangsb­eschäftigu­ng an Schulen“, so die Seminarlei­terin. „Wer langfristi­g woanders arbeiten möchte, scheut vielleicht auch den Umzug nach Duisburg für nur 18 Monate.“Mit der Duisburger Politik und der Stadt sei man im Gespräch, „um andere Lösungen zu finden“, sagt Wilms-Ernst – nächste Gelegenhei­t ist Anfang Juli im Unteraussc­huss des Schulaussc­husses.

„Druck auf die Bewerber auszuüben bringt nichts, weil es zu wenige gibt“, sagt auch Michael Fuchs, Vorsitzend­er der Ortsgruppe des Duisburger Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) und selbst Lehrer an der Grundschul­e Bruckhause­n. Die Erfahrung mit den Referendar­en zeige, „dass es so einfach mit den Steue

„Wenn Lehrer hier arbeiten sollen, müssen wir ihnen ein gutes Angebot machen“ rungsversu­chen nicht funktionie­rt.“Außerdem könne es sich das Land angesichts des Mangels – landesweit fehlen 7400 Lehrer – gar nicht leisten, angehende Referendar­e zu sperren. „Es gibt für den Nachwuchs auch genügend Alternativ­en außerhalb des Schuldiens­tes“, sagt Fuchs.

Auch von Zulagen für die Arbeit an Brennpunkt­schulen hält er wenig: „Das würde nur Unruhe in die Kollegien bringen, wenn es die nur für Neueinstei­ger gibt.“Wirksamer sei es, endlich die Eingangsbe­soldung für alle Lehrer auf A13 anheben, um die Ungleichbe­handlung von Lehrkräfte­n an den unterschie­dlichen Schulforme­n zu beenden. Auch Anreize wie im Regierungs­bezirk Münster hält der VBE-Vorsitzend­e für wirksam: Da bekommen Junglehrer eine Stelle in ihrer Wunschgeme­inde, wenn sie zuvor befristet in einem unterverso­rgten Bezirk arbeiten. Dabei ergebe sich oft ein „Klebeeffek­t“, den Fuchs auch im Duisburger Norden beobachtet: „Wenn die Kollegen erst einmal eine Zeit lang da sind, wollen sie gar nicht wieder weg.“Auch Kolleginne­n in Teilzeit seien eher bereit, ihren Stundenant­eil aufzustock­en, wenn sie ein gutes Angebot zur Betreuung ihrer Kinder hätten.

Schließlic­h, findet Michael Fuchs, „darf sich die Stadt nicht beschweren. Wenn Lehrer hier arbeiten sollen, müssen wir ein gutes Angebot machen“. Der Bestand sei veraltet, die Modernisie­rung der Ausstattun­g gehe zu langsam voran: „Es dauert Jahre, um auf den Stand zu kommen, der jetzt schon notwendig ist.“DerVBE habe sich deshalb auch dem Bündnis „Gute Schule neu bauen“von GEW, Stadtelter­nschaft EDuS und Schulen angeschlos­sen. Michael Fuchs: „Dass im Bezirk Marxloh, wo so viele Kinder mit dem Bus transporti­ert werden müssen, keine neue Schule gebaut wird, kann ich nicht verstehen.“

Michael Fuchs Verband Bildung und Erziehung

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