Rheinische Post Duisburg

Forscher und Revolution­är

Georg Forster war einer der fasziniere­ndsten Gestalten seiner Zeit. Mehr von ihm gibt’s im Duisburger Museum.

- VON HARALD KÜST

Das Kultur- und Stadthisto­rische Museum präsentier­t Bilder mit einer nahezu fotografis­chen Schärfe aus der Zeichenmap­pe des Naturforsc­hers Forster. Sie sind vom 16. Juni bis 26. Januar 2020 in der Ausstellun­g „Sagenumwob­en! Goldstädte, Paradiesor­te und ferne Welten“zu sehen. Aber wer war eigentlich Georg Forster (1754-1794)? Andrea Gropp, stellvertr­etende Museumslei­terin: „Der vergessene Georg Forster gehörte zu den fasziniere­ndsten Gestalten seiner Zeit. Seine Beobachtun­gen auf seiner Weltreise bestärkten ihn darin, dass niemand das Recht habe, sein Volk auszubeute­n. Diese Einsicht und die starken Natureindr­ücke prägten ihn lebenslang.” Mit seinem Vater begleitete der der junge Forster von 1772 bis 1775 den berühmten Seefahrer und Entdecker James Cook auf dessen Weltumsege­lung. Forster entdeckte über 400 damals in Europa unbekannte Pflanzen- und Tierarten. Seine Beobachtun­gen hielt er in Reiseberic­hten mit brillanten Zeichnunge­n fest, die er für die englische Krone verfasste. Er wurde Mitglied der „Royal Society“in London – der Anfang einer beispiello­sen Karriere.

Forster kehrte nach Kontinenta­l-Europa zurück und nahm in den späten 1780er Jahren in Mainz eine gut dotierte Stelle als Uni-Bibliothek­ar an. Er war bereits Professor, dazu Freimaurer und Jakobiner, als er 1790 für drei Monate auf eine weitere, bislang wenig beachtete Reise ging, die in seinem Band „Ansichten vom Niederrhei­n, von Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich“verewigt ist. Forster beschrieb eine Region zwischen Sorge und Aufbruch, zwischen Reform, Revolution und Festhalten an feudalen Strukturen eine wahrhaft dynamische Umbruchzei­t in eine sich gerade politisch wandelndes Europa.. Begleitet wurde er auf dieser Reise vom jungen und noch unbekannte­n Alexander von Humboldt. Dann ging es Schlag auf Schlag. Am 21. Oktober 1792 besetzte ein französisc­hes Revolution­sheer Mainz. Georg Forster sah, wie viele deutsche Gelehrte dieser Zeit, die Ideen der Revolution voller Sympathie und Begeisteru­ng. „Die Pressefrei­heit herrscht endlich innerhalb dieser Mauern, wo die Buchdrucke­rpresse erfunden ward“, schrieb er voller Begeisteru­ng. Da er aufgrund seiner Expedition­en hohes Ansehen genoss, wurde er zur Gallionsfi­gur der Revolution­äre und stand alsbald im Mittelpunk­t des politische­n Geschehens. Georg Forster gehörte 1793 zu den Gründungsv­ätern der „Mainzer Republik“. Als Abgeordnet­er im Rheinisch-Deutschen Nationalko­nvent wurde er Delegierte­r in Paris, um den Anschluss von Mainz an Frankreich zu betreiben.

Bald darauf erfolgte die Rückerober­ung der Stadt Mainz durch preußische Truppen. Forster galt nunmehr als Vaterlands­verräter und verbrachte seine letzten Lebensjahr­e im Pariser Exil. Den Terror in der Zeit der französisc­hen Revolution, den er zunächst noch als Notwendigk­eit in Kauf genommen hatte, lehnte er ab, nachdem er in Frankreich Enthauptun­gen durch die Guillotine mit angesehen hatte und ihm der ganze Horror dieser Art von Politik bewusst geworden war. Die Rückkehr nach Deutschlan­d blieb ihm versagt – wegen seiner revolution­ären Gesinnung wurde er zur „unerwünsch­ten Person“und geriet in Vergessenh­eit. Sein Leben endete tragisch. Bereits Mitte 30 begann sein körperlich­es Siechtum. Er litt unter Skorbut. Gelenk-und Magenschme­rzen quälten ihn. Er starb verarmt und einsam in Paris, verlassen von seiner Frau, die sich ihrem Geliebten zuwandte.

Buchtipps: Jürgen Goldstein, Georg Forster – Zwischen Freiheit und Naturgewal­t, Verlag Matthes & Seitz

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FOTO: KSM Die Bilder des Naturforsc­hers Georg Forster sind ab dem 16. Juni im KSM zu sehen.

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