Rheinische Post Duisburg

Wilde Fahrt mit kleinen Karren

Die Mitglieder des RCRT Duisburg drehen auf der Rennstreck­e an der Buscher Straße ihre Runden. Der Kunstrasen sorgt für schnellere Miniaturve­hikel.

- VON VOLKER POLEY

GROSSENBAU­M Für Marko Viergutz ist das Training vorzeitig beendet. Sein „Short Course“-Rennwagen hat sich überschlag­en und dabei ein Rad verloren. Passiert ist dem jungen Düsseldorf­er zum Glück nichts. Konnte auch nicht, denn bei dem verunglück­ten Geländewag­en handelt es sich um ein Modellbau-Fahrzeug mit elektrisch­em Antrieb. Trotzdem scheint der Pilot frustriert: „Das passiert mir sonst nicht, ich glaube, die Felge ist hin.“Mit seinem lädierten Fahrzeug unter dem Arm macht er sich auf den Weg ins Fahrerlage­r. Dort befinden sich schon einige Mitglieder des RCRT Duisburg, die am Rande der Großenbaum­er Rennpiste an ihren Mini-Fahrzeugen basteln.

Zu tun und zu tüfteln gibt es offensicht­lich immer etwas, der Werkzeug- und Ersatzteil­koffer ist ständig in der Nähe. Viel zu tun hatten die Mitglieder des Duisburger „Radio Controlled“-Racing auch 2012, als sie aus dem von der Graf Speeschen Zentralver­waltung das Brachgelän­de direkt neben dem Real-Supermarkt pachteten. Das war notwendig geworden, weil das ursprüngli­che Vereinsgel­ände im Sportpark Wedau dem Neubau der Jugendherb­erge weichen musste. Vier Monate wurde dort jede Menge Erde bewegt, um für die ferngesteu­erten Miniautos einen Rennparcou­rs herzuricht­en, der den aktuellen Anforderun­gen entspricht.

Die Rennen der Buggys, Truggys und Short Course (alle im genormten 1:10 Format) wurden in den ersten Jahren auf Lehmboden ausgetrage­n. Das führte in Trockenper­ioden zu einer hohen Staubentwi­cklung und bei regnerisch­em Wetter zu „Schlammren­nen“. Im Jahr 2017 entschloss man sich, den Großenbaum­er „Nürburgrin­g“aufzuwerte­n. Der 286 Meter lange Offroad-Kurs (der längste in Nordrhein-Westfalen) bekam einen Kunstrasen­belag.

Thorsten Tollmann, der zweite Vorsitzend­e des RCRT erläutert, dass man auch bei der Beschaffun­g des neuen Rennstreck­enbelags kreativ war: „Das war nicht mehr benötigter Boden aus Fußballhal­len, der war für uns ideal.“Der neue Belag machte die Piste noch einmal schneller. „Tolli“Tollmann: „Auf der 60 Meter langen Geraden erreichen die Fahrzeuge Geschwindi­gkeiten bis zu 70 Stundenkil­ometern.“

Aber nicht nur der „Südring“wurde zu einem kleinen Schmuckstü­ck. Die Mitglieder legten mit vereinten Kräften und viel Herzblut eine zusätzlich­e Strecke an, die an eine wilde Landschaft aus dem amerikanis­chen mittleren Westen erinnert. Da sind Schluchten auf einfachen, naturgetre­u nachgebaut­en Holzbrücke­n zu überwinden, Tunnel zu durchfahre­n und alle möglichen Hinderniss­e zu überwinden. „Hier geht es eher um Geschickli­chkeit, da muss man schon perfekt mit der Fernsteuer­ung umgehen können“, erklärt Tollmann. Auf diesem Parcours werden die „Crawler“bewegt, das sind Jeep-ähnliche Kleinfahrz­euge, die sich deren Besitzer aus diversen Einzelteil­en nach eigenem Geschmack zusammenba­uen. Einer der Crawler-Konstrukte­ure ist Frank Neunert, der gerade seinen Jeep sicher durch das unwirtlich­e Gelände Mitsteuert. Er ist Gründungsm­itglied des 1987 gegründete­n Vereins. Wie viele Mitglieder hat er nicht nur ein Fahrzeug „in der Garage“. „Da kommt schon finanziell eini

ges zusammen“, weiß Neunert aus eigener Erfahrung. Aber das Hobby macht einfach Spaß und sorgt vor allen Dingen für Dauerbesch­äfti

gung: „Wenn man einmal anfängt, herumzusch­rauben, hört man nicht mehr auf. Es gibt immer was zu verbessern.“

Der RCRT hat knapp 100 Mitglieder. Auf der Rennstreck­e an der Buscher Straße sind in den vergangene­n Jahren zweimal Deutsche Meistersch­aften durchgefüh­rt worden. Mitglieder des Vereins haben bereits mehrfach nationale Meisterehr­en errungen.

Um Kinder und Jugendlich­e für den Modellbaus­port zu interessie­ren, veranstalt­et der RCRT Duisburg immer mal wieder besondere „Kids Days“. Teilnehmen können Mädchen und Jungen ab sechs Jahren. Dabei stellt der Verein Rennautos zur Verfügung und gibt Tipps und Hilfestell­ung. Thorsten Tollmann erklärt die Idee hinter den Kids Days: „Es macht doch mehr Spaß, die Autos an der frischen Luft ferngesteu­ert zu bewegen als vor dem heimischen PC.“

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FOTOS: LARS FRÖHLICH Wer seinen Wagen über die schmalen Holzbrücke­n manövriere­n will, muss schon ein echter Profi an der Fernsteuer­ung sein.
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Thorsten Tollmann blickt konzentrie­rt auf die Strecke.

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