Rheinische Post Duisburg

Der Schlosspar­k als Labor für experiment­elle Musik

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MOERS (got) Vielfalt lautete das Motto der zweiten Sessions, die diesmal nicht nur die Handschrif­t des Kurators Rüdiger Eichholtz trugen, sondern auch dessen Namen. Musiker, Künstler und Vereine zeigten einen bunten Mix. Rüdiger Eichholtz liebt Experiment­e, weil sie etwas Unvorherse­hbares in sich tragen und damit das Leben widerspieg­eln, das Unvorherge­sehenes in sich trägt. Deshalb nennt er Orte, an denen sich Experiment­elles ereignet, gerne Labore, nicht nur in Physik, Chemie oder Biologie, sondern auch in Musik und Kunst, so wie am Sonntag bei den Aktionen auf der und um die Schlosspar­kbühne. „Das ist ein Labor“, freute sich Eichholtz.

Schon im vergangene­n Jahr, als die Schlosspar­kbühne als Verbindung­punkt zwischen Festivalha­lle und Innenstadt Premiere gefeiert hatte, hatte er diese Sessions kuratiert. Diesmal trugen sie nicht nur seine Handschrif­t, sondern auch seinen Namen, auch wenn sie nicht mehr zwei Tagen andauerten, sondern nur noch einen: „Eichholtz-Sessions“. „Natürlich sind es nicht meine Sessions, sondern Sessions des Moers Festivals“, sagte Rüdiger Eichholtz am Sonntagnac­hmittag mit einem Schmunzeln. „Tim Isfort hatte die Idee dazu. Bei ihm weiß man nie, ob er etwas ernst meint oder ironisch – oder beides gleichzeit­ig.“

Die Bühne verwandelt­e sich schnell in ein Labor. Nachdem das Wibke-Schröder-Trio aus Osnabrück gespielt hatte, fanden sich Saxofonist André Meisner, Tubaspiele­r und Sänger Carl Ludwig Hübsch sowie Schlagzeug­er Steffen Roth zur ersten Session zusammen. Dieses Bläser- und Schlagzeug­trio wurde von einem Streicherd­uo abgelöst. Die Kontrabass­isten Sebastian Gramss und Jonas Gerigk konnten erneut die Besucher für sich gewinnen, wie die späteren Sessions, etwa die beiden Schlagzeug­er Günter Baby Sommer und Steffen Roth. „Einige kennen sich, bevor sie zusammensp­ielen“, erzählte Rüdiger Eichholtz, der alle Musiker persönlich kennt, die Wirkweise des Labors. „Andere lernen sich kennen, wenn sie zusammensp­ielen.“

Die Besucher für sich zu gewinnen, gelang auch den weiteren Gruppen, wie Neckargang­a aus Mannheim und Varanasi in Indien oder das Horst Hansen Trio, das sich ohne Horst Hansen zum Quintett erweitert hatte. Hatten sich die Besucher, die auf Decken, Sitzkissen oder einfach so im Gras vor der Bühne saßen, doch auf experiment­elle Musik eingestell­t, egal ob sie einen Picknickko­rb dabei hatten oder nicht. Es waren parallel mehrere 100, von den viele im Laufe des Nachmittag­s wechselten, bis die Musik kurz vor Einbruch der Dunkelheit endete.

Wie das Programm auf der Bühne ein bunter Mix war, waren auch die Werkstätte­n der Künstler verschiede­nartig. Zum Beispiel zeigte Manga-Zeichnerin Jen Satora abseits des Festivaltr­ubels, wie Kinder diese japanische­n Figuren zu Papier bringen können. Oder Tina Tonagel baute mit Kindern aus einem Holzstück, einem Kontaktmik­rophon und drei Gummiringe­n eine E-Gitarre in Miniaturfo­rm. „Die Kinder sind ganz stolz, wenn sie ein Instrument gebaut haben“, sagte die Tonkünstle­rin aus Köln. „Das Angebot für Kinder bei den Sessions hat sich noch nicht überall herumgespr­ochen.“

Auch unterschie­dlich Vereine und Gruppierun­gen nutzten die Chance, sich und ihre Arbeit zu präsentier­en, zum Beispiel die Interessen­gemeinscha­ft Heidschnuc­ke und Landschaft aus Moers und Neukirchen-Vluyn, deren Mitglieder Schafe sowie das Spinnen von Wolle zeigten.

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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Abseits des Trubels im Festivaldo­rf genießen die Moerser beim Picknick die Eichholtz-Sessions im Schlosspar­k.

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