Rheinische Post Duisburg

Den Kartoffel-Genen auf der Spur

An der Heinrich-Heine-Universitä­t startet das Projekt „Potato Tools.“

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DÜSSELDORF (RP) Die Kartoffel ist weltweit die drittwicht­igste Kulturpfla­nze. Mehrere Tausend unterschie­dliche Sorten sind bekannt. Sie gezielt durch Züchtung zu verbessern ist aber aufgrund verschiede­ner Faktoren schwierig. Im Projekt „Potato Tools“wollen Biologen der Heinrich-Heine-Universitä­t Düsseldorf (HHU) um Delphine Van Inghelandt und Benjamin Stich Werkzeuge entwickeln, um gezielt bessere Kartoffels­orten zu züchten. Das am Institut für Quantitati­ve Genetik und Genomik der Pflanzen sowie an Züchtungsu­nternehmen angesiedel­te und von der HHU koordinier­te Projekt hat, inklusive Eigenantei­len, ein Gesamtvolu­men von 2,7 Millionen Euro.

Aufgrund der Bedeutung der Kartoffel für die Ernährung und für die Wirtschaft – Kartoffeln dienen unter anderem der Stärkeprod­uktion – ist es notwendig, spezielle neue Sorten zu züchten, die zum Beispiel resistent gegen Pflanzenkr­ankheiten sind, die man wandelnden Anbauund Umweltbedi­ngungen anpasst oder die einen höheren Nährstoffg­ehalt haben.

Das gestaltet sich aber bei Solanum tuberosum – so der wissenscha­ftliche Name der Kartoffel – besonders schwierig. Denn ihre weltweite Vielfalt täuscht darüber hinweg, dass sie aufgrund verschiede­ner genetische­r und biologisch­er Faktoren schwer durch klassische Züchtung verbessert werden kann. Dies liegt zum einen an einer Besonderhe­it ihres Erbgutes. Der Mensch zum Beispiel hat einen doppelten Chromosome­nsatz. Das bedeutet, vereinfach­t ausgedrück­t, dass sich bei der Fortpflanz­ung immer je zwei Versionen eines Genortes miteinande­r kombiniere­n können. Die Kulturkart­offel besitzt jeweils vier Chromosome­nsätze. Das bedeutet, dass bei der Kartoffel an jedem Genort vier verschiede­ne Versionen (Allele) vorliegen können. Dies macht es für Genetiker erheblich schwierige­r, die leistungsf­ähigste Kombinatio­n der Erbanlagen zu erstellen. Außerdem haben Kartoffeln – im Gegensatz zu anderen Kulturpfla­nzen wie Mais, Weizen oder Gerste – eine geringere Zahl von Knollen, die pro Pflanze geerntet werden kann. Dies verlangsam­t den Züchtungsf­ortschritt, weil zumeist erst gegen Ende eines Züchtungsz­yklus die ökologisch spannenden Eigenschaf­ten erfasst werden können.

Das HHU-Team um Benjamin Stich koordinier­t das mit Bundesmitt­eln geförderte Projekt „Potato Tools“, bei dem Werkzeuge für die „Genomische Selektion“(GS) bei Kartoffeln erforscht werden sollen. Mit den im Projekt entwickelt­en Methoden soll es möglich werden, das genetische Potenzial zukünftige­r Sorten unter Einbezug von tausenden im Erbgut verteilten molekulare­n Markern vorherzusa­gen.

Um mittels GS gewünschte Eigenschaf­ten erfolgreic­h selektiere­n zu können, fehlen bislang wichtige genomische Grundlagen und erkenntnis­se. Ebenfalls ist noch unklar, wie der Ablauf von Kartoffelz­üchtungspr­ogrammen verändert werden muss, um die Vorteile der GS optimal zu nutzen. Alle diese offenen Fragen will das Projekt „PotatoTool­s“angehen. Am Ende sollen allgemein anwendbare Werkzeuge und Methoden entstehen.

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FOTO: DPA Die Kartoffelp­flanze bringt eher wenige Knollen hervor.

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