Augen auf im Hörsaal
Falls Sie sich für ein Studium entschließen sollten, vertrauen Sie nicht darauf, dass Laptop und Laserpointer alles sind, was Sie benötigen. Bringen Sie auch Interesse für Ihre Umwelt mit. Konzentrieren Sie sich nicht nur auf das, was vorgetragen wird, betrachten Sie auch die äußeren Umstände.
Detailverliebte dürfte zum Beispiel die Zuckerpackung auf der Oberkante der Tafel im Seminarraum interessieren. Seit Jahren leistet die fast vollständig gefüllte Packung ihren Dienst, indem sie die Tafel in die Schranken weist und vor einem unkontrollierten Hochfahren bewahrt. Im Hörsaal finden Sie außerdem einen Stab mit einer rekordverdächtigen Länge von vier Metern (alle Angaben ohne Gewähr). Während in anderen Vorlesungen auf Laserpointer zurückgegriffen wird, ist das Zeigen hier noch echtes Handwerk. Der Stab reicht bis zur oberen Hälfte der Wand, auf die der Beamer die Vorlesungsfolien projiziert. Einzelne Stichpunkte können durch den Stab problemlos hervorgehoben werden. Fortgeschrittene tippen jedoch nicht auf die Wand, sondern ihnen gelingt es, nur mithilfe des Stabschattens zu verdeutlichen, bei welchem Punkt man sich gerade befindet.
Vielleicht vernehmen Sie während der Vorlesung auch ein leises Knurren in den hinteren Reihen. Lassen Sie sich dadurch nicht verunsichern. Das ist nur der Hund meines Sitznachbarn, der sich in der Rucksackablage versteckt. In der Vorlesungspause wird er eine kleine Runde Gassi mit seinem Besitzer gehen und durch sein plötzliches Erscheinen für einen irritierten Blick des Dozenten sorgen. Sie möchten in der Pause lieber sitzen bleiben? Für unbequeme Holzsitze bietet es sich an, ein eigenes Sitzkissen mitzubringen – eins der Dinge, die wir von den Studierenden im Alter dringend übernehmen sollten.
Und bitte vergessen Sie Ihre Kopierkarte nicht im Kopierer. Denn keine Kopierkarte bedeutet auch kein Mittagessen in der Mensa, und Sie müssen am Ende noch die Zuckerpackung aus dem Seminarraum leeren.