„Wir hoffen auf eine Entfristung der Streetworker-Jobs im Jahr 2021 und auf eine Aufnahme in die Regelfi- nanzierung“
(ma) Der Suchthilfeverbund Duisburg baut seine Straßenarbeit mit Suchtkranken in der Innenstadt weiter aus. „Das ist ein Riesenerfolg“, sagt der geschäftsführende Vorstand Mustafa Arslan, der jetzt den Jahresbericht der Anlaufstellen vorlegte. Sorge macht den Beratern die zunehmende Zahl von Menschen, die sowohl Alkohol als auch illegale Drogen konsumieren. Die Jugendsuchtberatung registriert einen steigenden Cannabis-Konsum bei Jugendlichen.
Die Aufhebung der Grenzen zwischen Alkohol- und Drogenkonsum stelle die Suchtarbeit vor neue Herausforderungen, sagt Arslan: „Die bisherigen Grenzen fallen weg. Sucht ist Sucht, es sind ähnliche Strukturen.“Nach langem Streit um das Alkoholverbot in der Innenstadt und schwierigen Verhandlungen mit Politik und Verwaltung ist der Suchthilfeverbund seit dem vergangenen Jahr dabei, die niedrigschwelligen Angebote für die Szene neu aufzubauen.
Mit dem Verein „Gemeinsam gegen Kälte“wurden mit Lisa Marie Kröll und Klaus Schwarz die ersten beiden Streetworker aktiv, eine weitere ist mit Natalie Stein unlängst eingestellt worden, zwei weitere Stellen sollen zum 1. Juli und 1. September besetzt werden. Nicht wie bisher als halbe Stellen, sondern mit einem 30-Stunden-Kontingent. „Für halbe Stellen finden sich keine Bewerber“, erklärt Mustafa Arslan. Erschwerend komme hinzu, dass die Jobs befristet bleiben, solange Duisburg Haushaltssicherungsgemeinde bleibt. Arslan: „Wir hoffen auf eine Entfristung in 2021 und auf eine Aufnahme in die Regelfinanzierung.“
Gut angenommen, sagt der Geschäftsführer, werde die Anlaufstelle für Suchtkranke in der Gutenbergstraße 24. Seit Anfang Mai können Betroffene dort duschen, ihre Kleidung waschen, sich Rat und Hilfe holen.
Rund 840 Duisburger versuchen dem Kreislauf von Konsum und Beschaffungskriminalität durch Substition zu entkommen. „Einige sind seit neun Jahren im Programm“, erklärt Arslan. Insgesamt 14 Ärzte im Stadtgebiet geben Ersatzstoffe wie Methadon aus. „Der Altersdurchschnitt ist hoch, neue Ärzte kommen kaum hinzu“, bedauert er. Neue Richtlinien für die Behandlung ermöglichen nun auch die Einrichtung einer Substitutionsambulanz. Dort stelle sich aber die Frage der Finanzierung, falls diese zentrale Anlaufstelle etwa beim Gesundheitsamt eingerichtet würden. „Auf der anderen Seite ist eine wohnortnahe Versorgung für die Betroffenen wichtig“, so Arslan.
Die Suchthilfe würde eine kontrollierte Abgabe von Cannabis – wie in einer wachsenden Zahl von Ländern praktiziert, begrüßen. Der Konsum unter Jugendlichen wie Erwachsenen nehme auch in Duisburg zu, das Problem des illegalen Handels bliebe der ungewisse Gehalt des Wirkstoffs THC. Arslan: „Bei kontrollierter Abgabe wissen die Leute wenigstens, was sie nehmen.“
Mustafa Arslan Suchthilfe Duisburg