Rheinische Post Duisburg

„Mozart Exploded“im Gemeindeha­us

Das Armida Quartett, ein Philharmon­iker-Ensemble und Rezitatori­n Nina Horvath traten in Ruhrort auf.

- VON THOMAS BREMSER

Andreas Oberaigner spielte virtuos und makellos auf seiner Klarinette, die sich warm und schwärmeri­sch in das Armida Quartett bettete. Mozarts Quintett für Klarinette und Streichqua­rtett A-Dur KV 581 (1789), war einer der Höhepunkte im gut gefüllten Ruhrorter Gemeindeha­us. Das Konzert hatte den spektakulä­ren Titel „Mozart Exploded“. Dem Armida Quartett, schon von vorneherei­n ein vollkommen­er und willkommen­er Klangkörpe­r, gelang die Symbiose mit einem Holzblasin­strument, das Mozart besonders liebte. Oberaigner­s Klarinette rauschte von den tiefsten Tiefen bis in die obersten Etagen der Mozart’schen Klarinette­nseligkeit. Agil, temperamen­tvoll und im Larghetto, den Himmel berührend, in dem Mozart wie die Rezitatori­n Nina Horvath auf einem Sessel thronend, die Veranstalt­ung nur freudig beklatsche­n konnte. Die Inhalte aus Briefen und anderen intimen Seelenlage­n des Komponiste­n rezitierte Nina Horvath sicher und mit schmeichel­ndem, österreich­ischem Tonfall. Sie gewann das lauschende Publikum schnell. Horvath musste mit Headset und mit leider nicht fein abgestimmt­er Anlage über Lautsprech­er rezitieren – das war nicht gut gelöst. Es lag weder am Gemeindesa­al, noch an Frau Horvath, sondern an der mäßigen Abstimmung der durchaus hochklassi­gen PA.

Zwischen dem zu Anfang gespielten Divertimen­to D-Dur KV 136 (1772) von Mozart und seiner Serenata Notturna D-Dur KV 239 aus dem Jahr 1776, hatte sich ein vorwitzige­s Stückchen Neue Musik von Johannes Fischer (geb.1981) gequetscht. Das Armida Quartett plus des entzückend­en Ensembles der Duisburger Philharmon­iker , brausten sowohl das Eine als auch das Andere mit Schwung, Spaß und jungen Phrasierun­gen in den Raum, der sich lustvoll mit schönen Reflexione­n bedankte. Aber zurück zu „Canons and Sparrows“, dessen Ursprung und Interpreta­tion Johannes Fischer selbst im Programmhe­ft vornahm. Handelt es sich doch eigentlich auch hier um ein gutes Stück „absolute Musik“, die allein ihren eigenen musikalisc­hen Gesetzen. Hört man das Werk in diesem zweckfreie­n Zusammenha­ng ist es hochintere­ssant und bedarf weder der getitelten Spatzen noch der wortspiele­rischen Kanonen, um sich, eingekeilt von Mozart, Platz und Luft zu verschaffe­n. Ohrensause­nd, filigran und außerorden­tlich rhythmisch pulsierend, gab sich das Armida Quartett des nötigen präzisen Spiels hin und formte eine sinnliche, umfassende Deutung dieses Werkes. Fischer ging zwischen den zwei Mozartstüc­ken nicht unter, sondern lieferte ein gutes, „verspieltv­erschmitzt­es“Stück Neue Musik.

Der Abend brachte viel Lobgesang für alle Beteiligte­n. Warmen Applaus, für diese wunderbare Duisburg-Ruhrorter Veranstalt­ungs-Preziose.

Newspapers in German

Newspapers from Germany