Das erste und letzte Foto
Frank Reinhold ist in Duisburg als Fotograf für Sternenkinder aktiv. Er fotografiert ehrenamtlich verstorbene Neugeborene und schenkt den Eltern so eine Erinnerung.
(mh) Wenn die Alarmapp auf seinem Handy laut piept, weiß Frank Reinhold, dass ein Neugeborenes nach der Geburt die Welt verlassen hat. Wenn er genug Zeit hat und der Ort in der Nähe ist, nimmt er die Aufgabe an, ein verstorbenes Kind zu fotografieren. Nicht wenige Alarme muss er aufgrund der Distanz ablehnen. Eine gepackte Tasche mit geladenen Akkus, Speicherkarten und Equipment hat er immer dabei, damit er möglichst schnell bei den Familien in der Klinik sein kann. Die Dringlichkeit des Einsatzes sei immer vom Zustand des Kindes abhängig. Er erstellt das erste und letzte Foto der Sternenkinder.
Er drapiert das verstorbene Kind schön, spricht mit ihm und versucht, dadurch das Eis zu brechen. Manchmal gebe es auch Fälle, wo die Eltern nicht dabei sein wollen. „Sie trauen sich dann nicht an die Kinder ran. Ich versuche, sie dazu zu ermutigen, das Kind in den Arm zu nehmen oder es zu berühren.“Er möchte möglichst die Momente einfangen – ohne die Situation zu verändern.
Die Eltern bekommen nach dem Shooting ein Büchlein mit Ausdrucken und Fotos in digitaler Form zugeschickt. Aber jeder Fotograf mache das anders. „Es gibt ein kleines Siegel, damit man sich bewusst dazu entscheiden kann, die Bilder anzusehen“, erklärt er. Die Dateien teilt er immer in verschiedene Ordner auf – in Schwarz-Weiß-Fotos und in dokumentarische Bilder. „Es ist auch immer eine Frage, ob man die Bilder zeigt, oder ob es zu krass ist. Zeigt man nur ein idealisiertes Bild oder auch die Realität? Ist die Realität wichtig, um den Tod einfacher zu akzeptieren?“All das sind Fragen, die sich Reinhold immer wieder stellt. „Jeder braucht da etwas anderes.“Nicht alle Kinder seien gesund und damit müsse auch er umgehen.
Durch die Tätigkeit könne Reinhold viel Positives für sein Leben mitnehmen. „Es ist sehr nah an dem dran, was wirklich wichtig ist. Die Bedeutung der Bilder ist enorm und wird wichtiger, je weiter man sich von dem Moment entfernt.“Es gebe aber Eltern, die anrufen und ein Gespräch suchen. „Es tut gut, dass jemand da war und sich für die Situation interessiert. Ich wurde auch schon zu einer Beerdigung eingeladen.“Wenn dann ein Danke zurück kommt, teile er es mit anderen Fotografen. „Der Dank ist ja immer an uns alle gerichtet.“