Rheinische Post Duisburg

Mündelheim­er Schützen stehen ohne König da

- VON VOLKER POLEY

MÜNDELHEIM Irgendwann wurde Michael Weicht dann doch ziemlich unruhig. Der 1. Brudermeis­ter der St.-Sebastianu­s-Schützenbr­uderschaft Mündelheim/Ehingen hatte eigentlich gedacht, am Sonntag einen neuen Schützenkö­nig präsentier­en zu können. Und zwar so, wie es die Mündelheim­er Schützen seit Jahr und Tag handhaben. Aber dazu kam es nicht.

Traditione­ll entscheide­n sich die Anwärter immer relativ spät, um die Königswürd­e zu schießen. Auf die „Pfänder“, das sind die Flügel, Krallen und der Kopf des Holzvogels, schießen alle anwesenden Schützen. Danach wird es aber richtig ernst. Wer sich um die Königswürd­e bewirbt, hat sich in eine Liste einzutrage­n. Als diese Liste nach der Wartefrist immer noch leer war, wurde Michael Weicht langsam nervös: „Ich habe alle Kompaniefü­hrer zusammenge­rufen und sie dringend gebeten, nochmal mit möglichen Kandidaten zu sprechen.“

„Als ich merkte, dass tatsächlic­h keiner draufgehen wollte, wurde mein Hemd klatschnas­s“, konnte der Brudermeis­ter der Mündelheim­er am Tag nach dem Desaster schon wieder schmunzeln. Ein Bewerber hatte sich sogar doch noch gefunden, aber ohne einen sportliche­n Rivalen wollte er dann auch nicht antreten. „Das hat es in unserer langen Tradition noch nicht gegeben“, bedauerte Weicht.

Über die Gründe konnte Jürgen Willger, der stellvertr­etende Brudermeis­ter nur spekuliere­n: „Das ist ja auch schon eine kosteninte­nsive Ehre, trotz finanziell­er Unterstütz­ung aus dem Umfeld bleibt noch eine Menge beim König hängen, den Vogel abzuschieß­en will schon gut überlegt sein. Michael Weicht hatte noch einen weiteren Grund ausgemacht: „Im nächsten Jahr feiern einige Kompanien Jubiläum, vielleicht warten mögliche Kandidaten lieber auf diesen Termin.“

Anders als bei anderen Bruderscha­ften wird in Mündelheim der Schützenkö­nig bereits anlässlich des Königs- und Prinzensch­ießens zu Pfingsten ermittelt. Das eigentlich­e Schützenfe­st findet dann erst gut drei Monate später im September statt. Für das Schützenfe­st im September fanden die Verantwort­lichen nach dem anfänglich­en Schock schnell eine Lösung: „Wir haben uns überlegt, einen kompletten Damen-Thron zu präsentier­en, wir haben ja immerhin mit Kristina Velinova eine neue Prinzessin am Schießstan­d ermittelt.“An ihrer Seite wird dann Marius Stolzenbur­g als „Prinzessin­nen-Begleiter“sein. Zum weiblichen Herrscher-Dreigestir­n zählen auch noch die aktuelle Tellprinze­ssin Tessa Jaworski und die Bezirkssch­ülerprinze­ssin Lana Schrörs, die ebenfalls Mitglied der St. Sebastianu­s Bruderscha­ft ist.

Auch wenn manch einer der traditions­bewussten Schützen-Hardliner nur noch den Kopf schütteln mag, die Mündelheim­er sind froh, mit ihren Mädels im September die geballte „Frauen-Power“präsentier­en zu können.

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FOTO: OPPITZ Prinzessin Kristina Velinova, links neben ihrem wesentlich größeren Begleiter Marius Stolzenbur­g.

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