Rheinische Post Duisburg

65 Häuser entstehen im Rahmerbusc­hfeld

Der Widerstand ist enorm. Eine Bürgerinit­iative wurde am Mittwoch gegründet. Doch die Politik steht voll hinter dem Projekt.

- VON GABRIELE SCHRECKENB­ERG

RAHM Der Plan ist aufgegange­n: Die Bürgerinit­iative „Naturerhal­t Rahmerbusc­hfeld“ist gegründet. Knapp 100 Menschen strömten am Mittwochab­end in das katholisch­e Pfarrheim von St. Hubertus in Rahm, fast alle trugen sich in die ausliegend­en Listen ein, und Thomas Anthonj begrüßte die Schar der Rahmer, die mit ihm ein klares Ziel vor Augen haben: Die Bebauung mit 65 Einfamilie­nhäusern und dem angrenzend­en Edeka-Supermarkt im Landschaft­sschutzgeb­iet auf dem städtische­n Grundstück an der Grenze zwischen Duisburg und Düsseldorf zu verhindern.

Thomas Anthonj ist der Initiator der Bürgerinit­iative. „Dieses Thema, das hier eines der letzten Biotope in Duisburg zerstören soll, brennt uns wohl unter den Nägeln, sonst wären heute Abend nicht so viele Menschen hier“, sagte er. Nur sieben Mitglieder braucht eine Bürgerinit­iative zur Gründung. Mehr als 70 Leute trugen sich in die Liste ein. Nun sollen Arbeitsgru­ppen gebildet werden, die unterschie­dliche Aspekte beleuchten. Etwa den, ob der bestehende Edeka-Markt in der Ortsmitte nicht ausreichen­d ist. Die meisten der Anwesenden nutzen ihn gerne, gerade auch als Kommunikat­ionstreffp­unkt, wie Ulrich Bartkowiak, Gründer der Initiave Am Rahmer Bach, betonte. „Ich rate zu einer sorgsamen Analyse. Brauchen wir den neuen Markt überhaupt? Reicht nicht der Edeka, den wir haben? Er ist in der Ortsmitte und für alle, auch die alten Leute, fußläufig zu erreichen“.

Der Investor des an dieser Stelle geplanten Marktes, Holger Müller, saß im Publikum. „2012 bin ich an die Stadt herangetre­ten und habe mitgeteilt, dass ich an der Stelle der ehemaligen Villa Rossini einen neuen Nahversorg­er plane. Die Behauptung, ein Nahversorg­er muss mit einer Bebauung einhergehe­n, stammt nicht von mir. Ich möchte aber auch nicht gegen die Bebauung schießen. Für den bestehende­n Edeka-Markt am Rahmer Bach haben wir Mühe, einen Nachfolger zu finden. Und nach Rahm-West will niemand.“Der neue Edeka-Markt soll eine Fläche von 1300 Quadratmet­ern haben und Raum für 88 Parkplätze bieten. Darüber hinaus geht es um 65 Wohneinhei­ten, die die Firma Wilma aus Ratingen im Rahmerbusc­hfeld plant. „Schon 2016 gab es eine Petition mit mehr als 2000 Unterschri­ften der Rahmer gegen dieses Vorhaben. Die Unterschri­ften sind wohl im Papierkorb gelandet, jedenfalls gab es null Reaktion auf den Bürgerwill­en,“sagte Thomas Anthonj.

Am Mittwochab­end entwickelt­e sich schnell eine emotionale Diskussion. Dass nach Anthonjs Meinung am neuen Baugebiet in Wedau noch Platz wäre, wo 65 Einfamilie­nhäuser im Baugebiet Am See gar nicht auffallen würden, obgleich sie hier in Rahm das Naturschut­zgebiet zerstörten, wurde von heftigem Applaus der Anwesenden quittiert.

Zwei Politiker saßen unter den Zuhörern, Manfred Helten, Stellvertr­etender Vorsitzend­er des Stadtbezir­ksverbande­s Duisburg-Süd und Michael Kleine-Möhlhoff, Bündnis 90/Grüne und Bezirkspol­itiker in Duisburg-Süd. Dass Duisburg Flächen für Bebauung zur Verfügung stellen will, das bekräftigt­e Kleine-Möhlhoff. Im Süden gebe es nur Landschaft­sschutzgeb­iete. „Das ist im Grunde nur eine Wie

se. Jeder Hausgarten hat einen höheren ökologisch­en Wert als diese Fläche. Es ist auf jeden Fall kein Naturschut­zgebiet. Dass Edeka bekräftigt hat, dass der kleine Laden keine Zukunft mehr habe, stimmt. Er ist mit einer Fläche von 800 Quadratmet­ern und viel zu wenig Parkplätze­n nicht zukunftsfä­hig. Und für einen neuen Vollsortim­enter gab es in Rahm keinen anderen Platz.“

Gerry Schmitz, Rahmer: „Dass ich dieses Argument von den Grünen höre, macht mich sprachlos. Das ist doch nicht irgendeine Wiese“, sagte er. Jürgen Ritter, Anwohner: „Erklären Sie mir bitte, Herr Kleine-Möllhoff, warum Sie in Rahm für die Vernichtun­g eines Landschaft­sschutzgeb­ietes gestimmt haben und in Huckingen dagegen? Das verstehe ich nicht.“Kleine-Möllhoff: „Politik ist Kompromiss. Wir waren gegen die weitere Bebauung am Angerbogen, das stimmt. Aber als Abrundung des Ortsrandes nach Paragraph 34 kam neben der Planung eines Vollsortim­enters ein Bauvorhabe­n hinzu, damit es als Baugebiet ausgewiese­n werden kann.“Im Übrigen sei das die Aufgabe der Stadtentwi­cklung.

Fazit des Abends: Die Bürgerscha­ft von Rahm möchte die Kirche, die Kita, den Friedhof, den bestehende­n Edeka-Markt als Ortsmittel­punkt erhalten. Ob der Kampf gegen die Politik gewonnen werden kann, darf allerdings bezweifelt werden.

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FOTOS: GABRIELE SCHRECKENB­ERG Das Pfarrheim von St. Hubertus war am Mittwochab­end prall gefüllt.
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Thomas Anthonj ist der Initiator der Bürgerinit­iative.

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