Rheinische Post Duisburg

Auf der Suche nach Sehnsuchts­orten

Am Sonntag wird im Kultur- und Stadthisto­rischen Museum die Ausstellun­g „Sagenumwob­en! Goldstädte, Paradiesor­te und ferne Welten“eröffnet.

- VON PETER KLUCKEN

Kolumbus konnte Zeit seines Lebens nicht akzeptiere­n, dass er sich gründlich geirrt hatte – und das bei einer Tat, die ihn weltberühm­t gemacht hat: die Entdeckung Amerikas. Bekanntlic­h wollte Kolumbus einen neuen Seeweg nach Asien finden. Und als er 1492 in Amerika an Land ging, glaubte er, in Indien angelangt zu sein. Und dort, so hoffte er, würde er auch El Dorado finden, ein Ort, wo man Gold in Hülle und Fülle ohne Weiteres einsammeln könne. Leider gibt es einen solchen Ort nicht. El Dorado existiert nur in der Phantasie der Menschen. Zu einer Entdeckung­stour zu menschlich­en Sehnsuchts­orten lädt die neue Ausstellun­g im Kultur- und Stadthisto­rischen Museum ein. Die Schau trägt den verheißung­svollen Titel: „Sagenumwob­en! Goldstädte. Paradiesor­te und ferne Welten.“

Anlass für die Ausstellun­g ist die berühmte Seekarte von Gerhard Mercator „Ad usum navigantiu­m“(zum Gebrauch für die Seefahrt), die vor 450 Jahren zum ersten Mal publiziert wurde. Diese Karte hat vermutlich Tausenden das Leben gerettet, weil sie – mit Hilfe der Mercator-Projektion – ein genaues Navigieren auf See möglich machte und verhindert­e, dass Schiffe vom Kurs abkamen. Heute ist man erstaunt darüber, wie genau Mercator zu seiner Zeit die Welt schon gezeichnet hatte. Gleichwohl gab es im Jahr 1569 noch viele „terra incognita“, wie man an einigen Zeichnunge­n, die Mercator auf seine Karte gesetzt hatte, erkennen kann. Die Karte und die zum Teil kuriosen Zeichnunge­n von Ungeheuern brachten die wissenscha­ftliche Volontärin Frauke Berndt auf die Idee zur „Sagenumwob­en“-Ausstellun­g, die sich hervorrage­nd in das Themenmott­o des Museumsnet­zwerks Kulturraum Niederrhei­n einfügt, das „Neuland“heißt.

Die Ausstellun­g macht mit insgesamt neun sagenumwob­enen Orten bekannt. Neben Texttafeln und großformat­igen Gemälde-Repliken werden in Vitrinen rund 90 Ausstellun­gsstücke aus der eigenen Museumssam­mlung (einschließ­lich der Sammlung Köhler-Osbahr) und anderer Leihgeber aus Bonn, Köln und Münster gezeigt.

Man lernt beim Rundgang beispielsw­eise die Suche nach dem Garten Eden kennen, den man jahrhunder­telang im Osten vermutet hatte (von uns aus gesehen). Bekanntlic­h wurde das Paradies dort nicht gefunden. Im Gegensatz zu Troja, der Stadt, die Homer in seiner „Ilias“beschriebe­n hatte. Der deutsche Kaufmann Heinrich Schliemann, den viele für einen Spinner hielten, fand bekanntlic­h Überreste einer antiken Stadt, die man fortan mit Troja identifizi­ert.

Der Nordpol als Reich des Todes, Timbuktu als vermeintli­che Goldstadt in Afrika, Australien als Terra incognita und geheimnisv­oller Kontinent im Süden oder auch die immer wieder vergeblich gesuchten Nilquellen sind weitere Themen der Ausstellun­g.

Ein besonderes Kapitel ist dem Ort Shambhala in Tibet gewidmet. Der Ort ist Bestandtei­l der hinduistis­ch-buddhistis­chen Vorstellun­gswelt. Im 19. Jahrhunder­t sahen europäisch­e Esoteriker hier einen Ort des Glücks und der Weisheit. Die Nazis sahen es anders: Sie wollten dort den Ursprung der „Arier“erkennen. Die Ausstellun­g zeigt ein Foto des „Rassekundl­ers“und SS-Mannes Bruno Beger (1911 bis 2009), der nach dem Krieg des Mordes in 86 Fällen schuldig gesprochen wurde, beim Vermessen des Kopfes eines Tibeters.

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RP-FOTO: REICHWEIN Museumsdir­ektorin Susanne Sommer (l.) und die Volontärin des Museums, Frauke Berndt, stellen die Ausstellun­g „Sagenumwob­en“vor.

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