Rheinische Post Duisburg

„Wir hatten gehofft, dass der eine oder andere wie Stoppel oder Tim das Herz gezeigt hätte, hierzublei­ben“

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Gevatter Petrus sticht manchmal der Hafer. Beim ersten Training des Fußball-Drittligis­ten MSV Duisburg öffnete der fürs Wetter zuständige Heilige zum passenden Moment die Schleusen. Gerade hatten sich die 14 kickenden Zebras am Donnerstag auf dem Trainingsp­latz in Meiderich in Reihe aufgestell­t, da schüttete es feucht auf sie herab. Bildlich gesprochen: Als begossene Pudel hatten sie ihren Platz in der Zweiten Liga räumen müssen. Wörtlich ausgedrück­t: Als begossene Zebras standen sie zum Auftakt ihrer Zeit in der dritten Klasse auf dem Rasen.

Später lugte die Sonne hervor. Vorstandsm­itglied Robert Philipps durfte da prophetisc­h sagen: „Auf Regen folgt Sonnensche­in.“So sahen es auch die etwa 600 Zebra-Freunde beim Aufgalopp. Warmer Applaus prasselte den Spielern sowie Trainer Torsten Lieberknec­ht und Sportdirek­tor Ivica Grlic entgegen. Tosender war der

Beifall für Moritz Stoppelkam­p, Ahmet Engin und Tim Albutat. Richtig brausend dann sogar, als Stadionspr­echer Stefan Leiwen das Talent Lukas Daschner aufrief. Die sechs Neuen müssen sich Jubel erst verdienen. Ihr bloßes Auftreten weckt noch keine Hoffnungen.

Ein Name blieb dagegen ungesagt – und diese Stille hatte dem Präsidente­n ein wenig die Petersilie verhagelt: Fabian Schnellhar­dt wechselt nämlich zum Zweitligis­ten SV Darmstadt 98. Der MSV erhält eine festgeschr­iebene Ablösesumm­e. Die Höhe wurde nicht genannt. Wie viel Geld es auch sein mag, ohnehin fließt ein beachtlich­er Teil davon nicht in die „Mannschaft­skasse“.

Sogenannte Besserungs­scheine verlangen, dass eine gewisse Summe an Gläubiger auszuzahle­n ist. Ingo Wald nannte die Entscheidu­ng des 24-jährigen Mittelfeld­mannes: nachvollzi­ehbar. „Aber es ist ein herber Verlust. Wir wollten eigentlich um ihn als Leitfigur herum die neue Mannschaft aufbauen.“Alle Überzeugun­gsversuche liefen ins Leere.

Trainer Torsten Lieberknec­ht lobte deshalb vor allem Moritz Stoppelkam­p und Tim Albustin, die dem Verein treu bleiben. „Wir hatten gehofft, dass der eine oder andere wie

Stoppel oder Tim das Herz gezeigt hätte, hier zu bleiben“, sagte Lieberknec­ht im Interview vor den Fans. Allerdings gebe es auch nachvollzi­ehbare Gründe für einen Wechsel, so der Trainer.

Dustin Bomheuer wird einen solchen Grund haben. Gegenüber einem Fan ließ Präsident Ingo Wald durchblick­en, dass der Innenverte­idiger den Verein verlassen wird. Auch Angreifer Stanislav Iljutcenko wartet offenbar nur noch auf das passende Angebot. Bei Andreas Wiegel kenne er den Planungsst­and nicht so genau.

Dass der Mini-Kader beim ersten Training auf einen ernsten Fachkräfte­mangel hindeutet, wollten Torsten Lieberknec­ht und Ivica Grlic nicht so sehen. Grlic sagte: „Ich habe einen Plan.“Lieberknec­ht erklärte: Wenn das erste Training auf den

kommenden Montag gelegt worden wäre, dann stünden wahrschein­lich noch drei oder vier Spieler mehr auf dem Platz. Mindestens zwei gestandene Jungs neben weiteren Kickern mit Potenzial sollen noch dazukommen.

Ob alt ob jung: Mentalität sollen sie zeigen, das forderte der Sportdirek­tor. Das habe er in der vergangene­n Saison gerade bei Heimspiele­n vermisst. Der Trainer deutete an, dass Geduld gefordert ist: „Lieber der Start holprig, dafür das Ende umso besser.“Das beste Ende soll der Aufstieg sein. Denn Ingo Wald machte klar, dass er seine Zebras zu den acht Mannschaft­en auf Aufstiegsk­urs zählt.

Auf dem Rückweg vom ersten Training überspannt­e ein Regenbogen den Duisburger Himmel. Robert Philipps hätte es gefallen.

Torsten Lieberknec­ht Trainer des MSV Duisburg

 ??  ?? Die sportliche Leitung mit den neuen Gesichtern – hinten von links: Sportdirek­tor Ivica Grlic, Joshua Bitter, Arne Sicker, Arnold Budimbu, Trainer Torsten Lieberknec­ht, Lukas Scepanik; vorn von links Sinan Karweina und Lukas Boeder.
Die sportliche Leitung mit den neuen Gesichtern – hinten von links: Sportdirek­tor Ivica Grlic, Joshua Bitter, Arne Sicker, Arnold Budimbu, Trainer Torsten Lieberknec­ht, Lukas Scepanik; vorn von links Sinan Karweina und Lukas Boeder.
 ??  ?? Alles Gute: Torsten Lieberknec­ht (rechts) mit den Vorstandsm­itgliedern Robert Philipps, Udo Steinke und Klubchef Ingo Wald (von links).
Alles Gute: Torsten Lieberknec­ht (rechts) mit den Vorstandsm­itgliedern Robert Philipps, Udo Steinke und Klubchef Ingo Wald (von links).

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