Rheinische Post Duisburg

Kurz-Trip durch fünf Länder

Die Sprachschu­le GoAcademy lud ein, im Zeitraffer fünf Sprachen kennenzule­rnen. Unser Autor hat das Angebot getestet.

- VON CHRISTOPH WEGENER

DÜSSELTAL Eine neue Sprache zu lernen, hilft im Urlaub, macht sich gut im Lebenslauf und trainiert das Gedächtnis. Deswegen habe ich mehrfach versucht, meinen sprachlich­en Horizont zu erweitern. Nach neun Jahren Englisch-, drei Jahren Französisc­h-, einem Jahr Niederländ­ischund einem halben Jahr Spanischun­terricht fällt die Bilanz allerdings ziemlich ernüchtern­d aus: Nur Englisch spreche ich halbwegs gut. Alles andere konnte sich, hauptsächl­ich wegen der fehlenden Motivation, Vokabeln zu lernen, nicht in meinem Kopf festsetzen. Noch habe ich die Hoffnung aber nicht aufgegeben, irgendwann dreisprach­ig durchs Leben zu gehen. Deswegen kam mir das Festival der fünf Kontinente, das die Düsseldorf­er GoAcademy organisier­te, gerade recht. Die Sprachschu­le bot die Möglichkei­t, kostenlos gleich fünf Sprachen kennenzule­rnen – und zwar in nur zwei Stunden.

Gut 50 Menschen aus unterschie­dlichen Ländern stehen mit mir im Warteberei­ch und tragen sich für die angebotene­n Kurse ein. Ich entscheide mich als Erstes für den Japanisch-Kursus, schließlic­h leben in Düsseldorf so viele Japaner wie sonst nirgendwo in Deutschlan­d. Die kleine Holzmatte, ein Messer und unterschie­dliche Zutaten wie Reis, Gurken und Nori genannte Algenblätt­er vor mir auf dem Tisch lassen vermuten, dass es beim Schnupperk­ursus nicht nur um die Sprache geht. Mit einem freundlich­en „Konnichiwa!“begrüßt die Japanischl­ehrerin Azusa die Teilnehmer. Sie trägt einen traditione­llen Kimono und hat hinter sich auf der Tafel bereits einige Vokabeln aufgeschri­eben. Passend zum Thema lerne ich so direkt, wie man in einem Restaurant bestellt: „Sushi o negai shimas“steht dort, was zwar nicht die richtige Schreibwei­se, aber dafür die korrekte Aussprache zeigt, wenn man gerne Sushi haben möchte. Praktisch, vor allem, weil man nach Azusa das Wort Sushi auch einfach gegen jedes andere Gericht austausche­n kann. Im Anschluss geht es an die Zubereitun­g, welche eher einer Bastelstun­de gleicht: Überall versuchen die Teilnehmer konzentrie­rt, die Zutaten richtig zu platzieren und alles so einzurolle­n, dass es am Ende zu einem kreisrunde­n und festen Sushi-Stück wird. Meine Kreation behält zwar ihre Form, ist aber eher dreieckig. Auch mein japanische­r Tischnachb­ar hat so seine Probleme. „Wir machen Sushi nie zu Hause, sondern gehen dafür eigentlich immer ins Restaurant“, berichtet Kiyo Shi, der seit seinem ersten Lebensjahr in Deutschlan­d wohnt.

Mit einigen japanische­n Vokabeln im Gepäck wechsele ich in den Raum schräg gegenüber. Hier wird man von einer großen australisc­hen Flagge in Empfang genommen. Neue Vokabeln gibt es nicht wirklich zu lernen. Stattdesse­n bekommt man ein Glas mit australisc­hem Wein angeboten. Ich lehne dankend ab, schließlic­h liegen noch drei weitere Kurse vor mir. Ebenfalls um Getränke geht es bei Cecile Neumann. Sie hat von ihrer Heimatinse­l Mauritius ein Rezept für sogenannte Aloudas mitgebrach­t. Der Shake ist eine Art gesunder Bubbletea. Nebenan startet bereits die nächste Spanischsi­tzung.

Temperamen­tvoll eröffnet Stephanie Bossio die Stunde. Sowohl in Spanisch, als auch auf Deutsch erklärt die Kolumbiane­rin, wie man Patacones, kleine frittierte Taler aus Kochbanane­n, zubereitet. Die Teilnehmer sprechen ihr begeistert Phrasen wie: „¿Cómo estás?“nach und einige antworten der 25-jährigen Ärztin. Ich verstehe nicht nur mehr als gedacht, sondern lerne auch einige neue Vokabeln. Hauptsächl­ich von verschiede­nen Gemüse- und Obstsorten.

Ein letzter Raum steht noch auf der Liste. Durch die geschlosse­ne Tür hört man bereits lautes Lachen und Schlagermu­sik, denn es wird

Oktoberfes­t gefeiert. „Ich habe letztes Jahr meine Prüfung hier abgelegt, aber wollte heute noch mal zum Feiern vorbeikomm­en“, berichtet Sagar Nambos. Gerade wetteifert er mit fünf anderen Leuten darum, wer einen halb vollen Maßkrug am längsten mit ausgestrec­kten Armen halten kann. Auch ich nehme mir ein Weizenbier. Hier wird zwar nur Deutsch gesprochen, aber dafür habe ich ja vorher gut zwei Stunden lang neue Vokabeln gelernt. Ich hoffe, dass sie besser im Kopf bleiben, als es bisher immer der Fall war.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Sushis rollen und dabei Japanisch lernen: Christoph Wegener hat es ausprobier­t.

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