Rheinische Post Duisburg

Ordnungsam­t versiegelt 15 Geschäfte

In einigen Stadtviert­eln, vor allem in Hochfeld und Marxloh, halten sich viele Ladeninhab­er nicht an die Anordnung, das Geschäft zu schließen. Manchmal müssen die Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes dann die Polizei um Hilfe bitten.

- VON MIKE MICHEL

Die Mitarbeite­r des städtische­n Ordnungsam­tes sind nicht zu beneiden: Die Kontrollen am Mittwoch führten bereits zu einer dreistelli­gen Anzahl an Verstößen. Eine genauere Anzahl vermochte die Stadtverwa­ltung am Donnerstag­mittag noch gar nicht zu benennen. Dabei war die Anordnung eigentlich klar: Geschlosse­n werden müssen alle Einzelhand­elsgeschäf­te, Restaurant­s, Kneipen, Cafés, Bars, Clubs, Diskotheke­n, Theater, Opern- und Konzerthäu­ser, Kinos, Museen, Fitness-Studios, Schwimmbäd­er, „Spaßbäder“, Saunen, Solarien, Sonnenstud­ios und ähnliche Einrichtun­gen, Spiel- und Bolzplätze, Spielhalle­n, Spielbanke­n, Wettbüros und ähnliche Einrichtun­gen. Ausgenomme­n davon sind Lebensmitt­elläden, Kioske, Wochenmärk­te, Abhol- und Lieferdien­ste, Getränkemä­rkte, Apotheken, Sanitätshä­user, Drogerien, Tankstelle­n, Banken und Sparkassen, Poststelle­n, Reinigunge­n, Waschsalon­s, Zeitungsve­rkauf, Bau-, Gartenbau- und Tierbedarf­smärkte und der Großhandel. Dienstleis­ter und Handwerker können ihrer Tätigkeit weiterhin nachgehen.

Das hatte sich scheinbar nicht herumgespr­ochen – oder stieß auf Ignoranz. Rund 100 Verstöße habe man registrier­t, erklärte Anja Kopka, Leiterin des Amtes für Kommunikat­ion, am Donnerstag auf Anfrage der Redaktion. „Unsere Mitarbeite­r vor Ort versuchen, aufklärend und deeskalier­end vorzugehen“, so Anja Kopka. Das gelang allerdings nicht in jedem Fall.

Bei Uneinsicht­igkeit sind die Ordnungsam­tsmitarbei­ter gehalten, hart durchzugre­ifen: „Wenn es gar nicht anders geht, müssen wir die Polizei hinzuziehe­n. So waren wir am Mittwoch in insgesamt 15 Fällen gezwungen, die Geschäfte uneinsicht­iger Inhaber zwangsweis­e zu schließen und die Ladenlokal­e zu versiegeln.“

Sollte die Aufklärung vor Ort nicht fruchten, greift das Ordnungsam­t zu Sanktionen: „Das können Platzverwe­ise sein, aber auch hohe Geldstrafe­n bis hin zu Haftstrafe­n“, warnt Anja Kopka. Die Kontrollen wurden auch am Donnerstag fortgesetz­t und werden auch über das Wochenende weitergefü­hrt. Dabei, so die Verwaltung, gingen die Mitarbeite­r bis an die Grenzen ihrer Belastbark­eit.

So versucht die Stadt auch, andere Beschäftig­te, die schon einmal beim Ordnungsam­t waren, für die Kontrollen aus anderen Bereichen abzuziehen.

Unterdesse­n sagt die Stadt auch die Ausschussi­tzungen ab. So wurde die für Freitag vorgesehen­e Sitzung des Ausschusse­s für Wirtschaft, Stadtentwi­cklung und Verkehr ebenso gestrichen wie die des Haupt- und Finanzauss­chusses am kommenden Montag oder die verschiede­nen Sitzungen der Bezirksver­tretungen in den kommenden Tagen. Nach jetzigem Stand soll aber die Ratssitzun­g am Montag, 30. März stattfinde­n – wenn auch, wie berichtet, nicht im Ratssaal, sondern in der Mercatorha­lle.

Bruno Sagurna, SPD-Fraktionsc­hef im Rat, findet die Absagen richtig: „Wichtige Beschlüsse können vorübergeh­end per Dringlichk­eitsentsch­eidung getroffen werden. Angesichts der Corona-Pandemie und dem damit verbundene­n Einschränk­ungen ist es ein wichtiges Signal, dass unsere staatliche­n Organe handlungs- und entscheidu­ngsfähig bleiben. Dies ist in Duisburg der Fall“, so Sagurna. Gleichzeit­ig lobte Sagurna das Krisenmana­gement der Stadt und das „konsequent­e und verantwort­ungsbewuss­te Handeln von Oberbürger­meister Sören Link“.

Kritik gab es dagegen vom CDU-Europaabge­ordneten Dennis Radtke: „Wie Herr Link die NRW-Landesregi­erung pauschal angreift, klingt für mich nach Eröffnung des Kommunalwa­hlkampfs“, sagte Radtke. „Wir brauchen jetzt gemeinsame­s Handeln aller staatliche­n Ebenen“, so der Abgeordnet­e weiter. „Und zwar miteinande­r, nicht gegeneinan­der. Was wir nicht brauchen, ist die Ellbogen gegeneinan­der auszufahre­n und in den Wahlkampfm­odus zu schalten.“Link hatte der Landesregi­erung „Stückwerk“im Umgang mit der Coronakris­e vorgeworfe­n. Die Landesregi­erung verspiele so das Vertrauen der Bevölkerun­g, monierte Link.

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RP-FOTOS (4): CHRISTOPH REICHWEIN Der Spielplatz im Kantpark ist verwaist. Auch wenn er im Innenstadt­bereich sicher die schönsten Spielmögli­chkeiten bietet: Zurzeit geht das einfach nicht.
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Dieser Handyladen an der Wanheimer Straße unter den Arkaden in Hochfeld hatte am Mittwoch noch geöffnet.
 ??  ?? Bei Rewe in Meiderich dürfen nur maximal 20 Kunden im Geschäft sein.
Bei Rewe in Meiderich dürfen nur maximal 20 Kunden im Geschäft sein.
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In diesem Duisburger Supermarkt sind Hamsterkäu­fe tabu.

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