Hotelier will sein Haus zur Krankenstation umfunktionieren
Das Hotel am Sittardsberg hat zwei Weltkriege überstanden und in der Nachkriegszeit Bedürftige aufgenommen. Nun will die Inhaberfamilie wieder helfen.
Das Hotel am Sittardsberg ist eine Institution. Es steht seit mittlerweile 140 Jahren für Gastlichkeit im Duisburger Süden und hat zwei Weltkriege überdauert. Nun, in der Coronakrise, bleiben die Gäste weg. Die Situation ist für die Betreiberfamilie eine existenzielle Herausforderung. Trotzdem will sie helfen. Wie damals, in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
Thomas Schenkel, Geschäftsführer des Hauses am Sittardsberg, hat sich mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit gewand. Die Bundesregierung habe durchblicken lassen, dass sie es sich vorstellen könne, Hotels zu Krankenstationen umbauen zu lassen, um Krankenhäuser zu entlasten. Eine Idee, die man aus voller Überzeugung mittragen wolle. „Wir wollen helfen“, sagt Schenkel. „Wir möchten unser Haus gerne zu diesem Zweck anbieten, leider weiß niemand, an wen man sich damit wenden soll, geschweige denn, wie der Umbau praktisch wie rechtlich eigentlich vonstatten gehen soll.“Weder Stadt, Land noch Hotel- und Gaststättenverband hätten dazu bisher etwas Substantzielles sagen können.
Schon in der Kriegs- und Nachkriegszeit habe seine Familie das Haus und die Gastronomie genutzt, um zu helfen. „Unser Haus ist von einer Schenke, zu einer Schenke mit Stallung und schließlich zu einem Gasthaus geworden“, sagt Schenkel. „Und dann gab es irgendwann einen Sandsteinbau. Der stand bis in die 60er Jahre.“Das Hotel sei während des Zweiten Weltkrieges von Bomben verschont worden. „Das war ein Zeichen für meinen Großvater. Er wollte den Menschen aus Dankbarkeit etwas zurückgeben.“Deshalb habe er sich damals dazu entschieden, Familien Obdach zu geben, deren Häuser zerstört wurden. Außerdem seien im Hotel Verletzte aufgenommen worden, und man habe der Nachbarschaft Waschmöglichkeiten geboten.
„Wir denken, dass es unsere Pflicht ist, unserem Erbe alle Ehre zu machen und auch in dieser Krise zu helfen“, sagt Thomas Schenkel. Die infrastrukturelle Anbindung mit den Supermärkten und dem Gesundheitszentrum in unmittelbarer Nachbarschaft sowie die Nähe zu den Krankenhäusern, Polizei und Feuerwehr böten nahezu perfekte Voraussetzungen für eine temporäre Nutzungsänderung des Hotels am Sittardsberg. „Bei uns gibt es viele getrennte Zimmer. Außerdem haben wir kochfähige Bettwäsche und eine Küche im Haus. Es wäre also schon viel da. Uns muss nur jemand sagen, was wir tun sollen.“Auch wenn die Lage schwierig sei, das Haus schließen will er nach Möglichkeit nicht. „Wir haben uns dazu entschlossen, das Hotel so lange offen zu lassen, wie es geht“, sagt Thomas Schenkel. „Und wenn es nur fünf Gäste sind. Die müssen zu Thyssen und den Hüttenwerken Krupp Mannesmann, um unsere Stahlindustrie am Laufen zu halten. Wo sollen die denn schlafen?“Er hoffe zwar, dass sich die Lage bald wieder beruhige und dass eine Umnutzung seines Hauses gar nicht nötig werde, „aber das Angebot steht.“Jetzt müsse es nur noch jemand nutzen.
Bei der Stadt Duisburg ist man derzeit dankbar für solche Angebote. „Wir schätzen diese Art von Hilfsbereitschaft“, sagt Stadtsprecher Sebastian Hiedels. „Derzeit gibt es den Bedarf noch nicht. Wenn sich an der Lage etwas ändern sollte, werden wir sicherlich auf das Angebot zurückkommen.“