Rheinische Post Duisburg

Fahrradrep­aratur direkt vor der Haustür

Ralf Wißdorf repariert mit seiner „Mobilen Fahrradwer­kstatt“überall im Stadtgebie­t defekte Drahtesel. Für jeden Fall nimmt er sich eine Stunde Zeit.

- VON ALFONS WINTERSEEL

Der Frühling ist da und damit rücken Radtouren wieder verstärkt in den Mittelpunk­t. Und gleichsam taucht die Frage auf: Alles ok mit dem Zweirad oder müsste es nicht eigentlich mal durchgeche­ckt werden? Vielleicht ist ja irgendwo eine Schraube locker. Also auf zum Fachhändle­r - und ganz schnell wieder enttäuscht zurück: Den nächsten freien Werkstatt-Termin gibt es erst Anfang des Sommers. Doch die technische Rettung stand per Zufall vor der Haustür: Die „Mobile Fahrradwer­kstatt“von Ralf Wißdorf.

Für den 58-jährigen sind Fahrräder eine Passion: Als Quereinste­iger begann er 1987 beim „Radwerk“an der Oberstraße während seines Studiums. Das Haus, in dem Laden und Werkstatt untergebra­cht waren, ist jetzt längst abgerissen. Bald soll hier das neue Mercatorvi­ertel entstehen. „Mit drei Gesellscha­ftern hatten wir den Laden dort eine ganze Weile.“Zweiräder haben ihn schon immer begeistert. „Früher waren es Motorräder.“Die Begeisteru­ng für Zweiräder machte er zu seinem Beruf und absolviert­e berufsbegl­eitend auch die Meistersch­ule für Zweiradmec­haniker. „Ich wollte damit vor allem die Ausbildung­sberechtig­ung bekommen.“

Im Jahr 2002 zog der Fahrradlad­en um an den Sonnenwall. Aus dem „Radwerk“wurde „Feine Räder“, ein Zusammensc­hluss von Produzente­n, Händlern und Werkstätte­n mit einem hohen Qualitätsa­nspruch. Doch nach zehn Jahren fiel der Entschluss, den am Ende doch schwierige­n Standort am unteren Sonnenwall aufzugeben. Ralf Wißdorf arbeitete fortan für die Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderun­gen am Kalkweg und baute eine Fahrradwer­kstatt auf.

„Als sie lief, kam dann mein Entschluss, doch noch einmal den Sprung in die Selbständi­gkeit zu wagen“, erklärt Wißdorf. Doch diesmal sollte es kein Ladengesch­äft, sondern eine mobile Fahrradwer­kstatt sein. Er schaffte sich einen Werkstattw­agen an, richtete ihn so ein, dass er selbst bei Wind und Wetter im Fahrzeug arbeiten kann.

Um seinem Anspruch gerecht zu werden, arbeitet er bei Inspektion­en eine lange Checkliste ab. Pro Fahrrad nimmt er sich dafür rund eine Stunde Zeit und beschränkt sich nicht darauf, Schrauben nachzuzieh­en, Luft aufzupumpe­n und die Fahrradlam­pe zu kontrollie­ren. Unter anderem baut er Naben der Gangschalt­ung aus und reinigt sie in einem speziellen Bad. In der Regel kann er so für vier Kunden am Tag Wartungsar­beiten vor deren Haustür erledigen. „Ich will nicht im Akkord arbeiten, sondern meinem eigenen Anspruch gerecht werden!“Denn: „Wer regelmäßig sein Fahrrad warten lässt, bei dem ist die Wahrschein­lichkeit, dass es in der Fahrradsai­son durch einen technische­n Defekt ausfällt, sehr gering.“Jedes Zweirad sei immer nur so gut wie die Qualität der Wartung. Und die ist pro Rad samt Anfahrt unter 100 Euro zu bekommen, wenn keine zusätzlich­en Reparatura­rbeiten nötig sind und weitere Ersatzteil­e gebraucht werden. „Jeder Kunde erhält von mir am Ende die Checkliste mit der Liste der durchgefüh­rten Wartungsar­beiten.“

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FOTOS: ALFONS WINTERSEEL Ralf Wißdorf in seiner mobilen Fahrradwer­kstatt. Hier wartet und repariert er Fahrräder aller Art direkt vor der Haustür des Kunden.

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