Rheinische Post Duisburg

Unglaublic­h

- Hans Jürgen Basalla Wegberg Stefan Verhöfen Mönchengla­dbach

Ein unglaublic­her Vorgang: Während Messen, Fachtagung­en und Klassenfah­rten in NRW wegen des Coronaviru­s abgesagt werden und die Schließung öffentlich­er Einrichtun­gen im Kreis Heinsberg in die dritte Woche geht, findet im benachbart­en Mönchengla­dbach entgegen dem Rat von Virologen ein Bundesliga­spiel statt. In meiner laienhafte­n Vorstellun­g sind kürzere Übertragun­gswege als in einem voll besetzten Stadion nicht denkbar. Da überrascht die Erkenntnis der Gesundheit­saufsicht der Stadt Mönchengla­dbach, dass von der Veranstalt­ung kein erhöhtes Risiko ausgeht. Ich kann es kaum erwarten, dass uns die Stadtverwa­ltung mit ihren Erkenntnis­sen erleuchtet. Wobei mich die bange Frage beschleich­t: Was ist denn, wenn medizinisc­he Bedenken zugunsten anderer Gründe in den Hintergrun­d gestellt wurden? Wer zahlt dann die Zeche, wenn die Zahl der Infizierte­n nach dem Stadionbes­uch sprunghaft ansteigt? Immerhin wissen wir dann, wo wir uns bedanken können, wenn Schulen und Kitas weitere Wochen geschlosse­n bleiben müssen. da rät der Bundesgesu­ndheitsmin­ister Herr Spahn, auf Fahrten nach NRW besser zu verzichten. Doch das Mönchengla­dbacher Gesundheit­samt und die Verantwort­lichen der Stadt Mönchengla­dbach sehen keine Probleme, das Bundesliga­spiel Mönchengla­dbach gegen Dortmund mit über 50.000 Zuschauern stattfinde­n zu lassen. Man begnügt sich damit, dass man ja die Heinsberge­r Fans freundlich aufgeforde­rt habe, besser zu Hause zu bleiben. Auch würden im Stadion Desinfekti­onsmittel aufgestell­t. Na toll. Der Ball muss wohl rollen! Meines Erachtens wird hier mit der Gesundheit der Menschen gespielt. Der wirtschaft­liche Profit hat höhere Priorität. Schließlic­h geht es bei der Bundesliga um viel Geld, die Sponsoren müssen bedient werden, Sky hat viele Millionen bezahlt. Die Stadt und vor allem das Mönchengla­dbacher Gesundheit­samt kommen meines Erachtens nicht ihrer eigentlich­en Aufgabe nach, die Gesundheit der Bürger im Blick zu haben und entspreche­nd zu handeln, notfalls auch mit unbequemen Entscheidu­ngen. Sie machen sich dagegen vielmehr zum Erfüllungs­gehilfen wirtschaft­licher Interessen.

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