Lehren ziehen
Absage von Flügen und Messen. Aber das Fußballspiel Mönchengladbach gegen Dortmund hat stattgefunden. Eine Massenveranstaltung, die von etwa 50.000 Menschen besucht wurde! Das war eine sehr leichtsinnige Entscheidung. Es müssen Prioritäten gesetzt werden. Die höchste Priorität hat unsere Gesundheit und die Vermeidung, dass das öffentliche Leben, besonders das Gesundheitswesen, lahmgelegt wird. Wir müssen alle Verantwortung übernehmen! in den niedergelassenen Ärzten und den Krankenhäusern zu suchen, greift aber viel zu kurz. Ärzte und Kliniken in den betroffenen Regionen haben in den letzten Wochen wesentlich mehr Schutzausrüstung verwendet als im gesamten Vorjahr. Selbst, wenn ein Krankenhaus 1500 Masken vorgehalten hat – und damit mehr als den sonst erforderlichen Bedarf für zwei Jahre –, ist dieser Vorrat kurzfristig verbraucht. Praxisinhaber und Einkäufer in Krankenhäusern, die in den letzten Wochen und Monaten ihre Bestände aufstocken wollten, gingen leer aus. Das Material war nicht lieferbar oder schlicht extrem teuer. Damit tritt ein weiteres Problem zu Tage. Die Krankenhäuser sind verpflichtet, sich auf Ereignisse mit einer Vielzahl von Patienten vorzubereiten. Bis dato wurden die Kosten hierfür komplett auf die Hospitäler abgewälzt. Die Krankenhäuser sind aber finanziell am Limit. Schuld daran sind teilweise die Bundesländer – auch NRW. Seit vielen Jahren kommen sie ihrer Verpflichtung zum Erhalt und Aufbau der Krankenhausinfrastruktur nicht wie erforderlich nach. Das hat zur Folge, dass die Krankenhäuser die erwirtschafteten Mittel aus der Krankenversorgung
für Landesaufgaben aufwenden. Es fehlt dann schlichtweg das Geld für die Vorhaltung von Material für Ausnahmesituationen.
Deutschland ist gut aufgestellt, international gut vernetzt und genießt Ansehen. Aber: Ich will, dass wir uns nicht stolz darauf ausruhen und die eigene Weiterentwicklung und Produktion wirksamer antiviraler Mittel nicht genauso vernachlässigen, wie bei den Antibiotika bereits geschehen! Wir dürfen stolz auf unsere Forschung und Entwicklung sein, aber da darf es nicht enden! Wir müssen in Zukunft dafür sorgen, dass existenziell notwendige Produkte – Medikamente, Lebens- und Hygienemittel, die Grundversorgung mit Energie und Kommunikationstechnik – nicht unkontrolliert kommerzialisiert, in die Welt hinaus „outgesourced“und aus der Ferne bezogen werden müssen, damit wir die lokale Versorgung aber auch die lokale Wirtschaft aufrecht erhalten. Die Welt ist ein Dorf. Die Vernetzung miteinander ermöglicht unzählige Chancen und birgt – wie wir gerade erleben – gleichzeitig viele Risiken. Deshalb muss diese Vernetzung sinnvoll organisiert sein, um ein gesundes, erfolgreiches und zukunftweisendes Miteinander zu sichern! Ziehen wir Lehren aus der Globalisierung: manchmal ist es sinnvoll, wenn man nicht zu sehr vom Gemüsegarten des Nachbarn abhängig ist. Die Entwicklung und Produktion gewisser Mittel sollte zumindest innerhalb Europa gesichert und auch nicht alleine Konzernen überlassen bleiben.
Spahn fordert Absagen von Großveranstaltungen wegen Coronavirus. Den Ausfall von Veranstaltungen halte ich zumindest zur Zeit für unangemessen. Bei Bundesligaspielen sollte lediglich auf Stehplätze verzichtet werden. Das halte ich bei der derzeitigen Situation für ausreichend.